Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

gemacht. Bei Ihnen fing dieses geistige Köpfen an. Jetzo fänden
Sie beinahe eine Harmonie aus Rümpfen. -- Sie könnten mir von
magnetischen Streich- und den politischen Ausstreichärzten viel
schreiben, wenn es nicht zu viel würde. Preußens Ehre lebt jetzo
[von] den Zinsen des Kriegruhms. Wir quetschen uns dumpf und5
stumpf durch unsere Maulwurfgänge durch und suchen nur unsere [?]
Regenwürmer und sind sie zugleich. Aber das kräftige punctum
saliens
wird schon wachsen und das Eiweis verzehren und die Ei-
schale zerbeißen.10

356. An die Rittmeister in Schubaert in Bayreuth (?).
[Kopie]

Ihrem gefeierten Tag häng' ich hier blos eine elende viereckige
Papier Aurora an -- und meine Frau blos einen halben Gürtel,
an dem sie noch wie an einem Rosenkranze betet und wünscht [?].
-- -- Was bringen wir aber Ihnen denn ganz heute? Das, woraus15
das Halbe kommt, das Herz in duplo; behalten Sie dieses; Sie
werden darin an jedem Tage, der auch kein heutiger ist, die wärmsten
Wünsche für Sie finden.

357. An Graf Münster in Bayreuth.
20

Ich gebe Ihnen hier, hochgeehrtester Herr Graf, blos die halbe
Schuld, nämlich den halben Tristram zurück und bitte Sie für die
andere Hälfte noch um ein Moratorium auf einige Winterwochen.

Dem Danke für eine Güte folgt sogleich die Bitte um eine neue
nach, mir nämlich 1 Flasche von Ihrem Graves-Wein zur Probe,25
ob sie meiner Gesundheit so zusagt als sie dem Gaumen gefallen
wird, zukommen zu lassen. Auch bitt' ich Sie noch um die Gefälligkeit
der Preisbestimmung, da ich Ihren bessern Wein nicht durch meinen
schlechtern zu ersetzen vermag.30

Ihr
ergebenster
Jean Paul Fr. Richter
11 Jean Paul Briefe. VII.

gemacht. Bei Ihnen fing dieſes geiſtige Köpfen an. Jetzo fänden
Sie beinahe eine Harmonie aus Rümpfen. — Sie könnten mir von
magnetiſchen Streich- und den politiſchen Ausſtreichärzten viel
ſchreiben, wenn es nicht zu viel würde. Preußens Ehre lebt jetzo
[von] den Zinſen des Kriegruhms. Wir quetſchen uns dumpf und5
ſtumpf durch unſere Maulwurfgänge durch und ſuchen nur unſere [?]
Regenwürmer und ſind ſie zugleich. Aber das kräftige punctum
saliens
wird ſchon wachſen und das Eiweis verzehren und die Ei-
ſchale zerbeißen.10

356. An die Rittmeiſter in Schubaert in Bayreuth (?).
[Kopie]

Ihrem gefeierten Tag häng’ ich hier blos eine elende viereckige
Papier Aurora an — und meine Frau blos einen halben Gürtel,
an dem ſie noch wie an einem Roſenkranze betet und wünſcht [?].
— — Was bringen wir aber Ihnen denn ganz heute? Das, woraus15
das Halbe kommt, das Herz in duplo; behalten Sie dieſes; Sie
werden darin an jedem Tage, der auch kein heutiger iſt, die wärmſten
Wünſche für Sie finden.

357. An Graf Münſter in Bayreuth.
20

Ich gebe Ihnen hier, hochgeehrteſter Herr Graf, blos die halbe
Schuld, nämlich den halben Tristram zurück und bitte Sie für die
andere Hälfte noch um ein Moratorium auf einige Winterwochen.

Dem Danke für eine Güte folgt ſogleich die Bitte um eine neue
nach, mir nämlich 1 Flaſche von Ihrem Graves-Wein zur Probe,25
ob ſie meiner Geſundheit ſo zuſagt als ſie dem Gaumen gefallen
wird, zukommen zu laſſen. Auch bitt’ ich Sie noch um die Gefälligkeit
der Preisbeſtimmung, da ich Ihren beſſern Wein nicht durch meinen
ſchlechtern zu erſetzen vermag.30

Ihr
ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
11 Jean Paul Briefe. VII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0168" n="161"/>
gemacht. Bei Ihnen fing die&#x017F;es gei&#x017F;tige Köpfen an. Jetzo fänden<lb/>
Sie beinahe eine Harmonie aus Rümpfen. &#x2014; Sie könnten mir von<lb/>
magneti&#x017F;chen Streich- und den politi&#x017F;chen Aus&#x017F;treichärzten viel<lb/>
&#x017F;chreiben, wenn es nicht zu viel würde. Preußens Ehre lebt jetzo<lb/>
[von] den Zin&#x017F;en des Kriegruhms. Wir quet&#x017F;chen uns dumpf und<lb n="5"/>
&#x017F;tumpf durch un&#x017F;ere Maulwurfgänge durch und &#x017F;uchen nur un&#x017F;ere [?]<lb/>
Regenwürmer und &#x017F;ind &#x017F;ie zugleich. Aber das kräftige <hi rendition="#aq">punctum<lb/>
saliens</hi> wird &#x017F;chon wach&#x017F;en und das Eiweis verzehren und die Ei-<lb/>
&#x017F;chale zerbeißen.<lb n="10"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>356. An die <hi rendition="#g">Rittmei&#x017F;ter in Schubaert in Bayreuth</hi> (?).</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 3. Dez. 1817]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ihrem gefeierten Tag häng&#x2019; ich hier blos eine elende viereckige<lb/>
Papier Aurora an &#x2014; und meine Frau blos einen halben Gürtel,<lb/>
an dem &#x017F;ie noch wie an einem Ro&#x017F;enkranze betet und wün&#x017F;cht [?].<lb/>
&#x2014; &#x2014; Was bringen wir aber Ihnen denn ganz heute? Das, woraus<lb n="15"/>
das Halbe kommt, das Herz <hi rendition="#aq">in duplo;</hi> behalten Sie die&#x017F;es; Sie<lb/>
werden darin an jedem Tage, der auch kein heutiger i&#x017F;t, die wärm&#x017F;ten<lb/>
Wün&#x017F;che für Sie finden.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>357. An <hi rendition="#g">Graf Mün&#x017F;ter in Bayreuth</hi>.</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Baireut d. 10. Dec.</hi> 1817</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Ich gebe Ihnen hier, hochgeehrte&#x017F;ter Herr Graf, blos die halbe<lb/>
Schuld, nämlich den halben <hi rendition="#aq">Tristram</hi> zurück und bitte Sie für die<lb/>
andere Hälfte noch um ein Moratorium auf einige Winterwochen.</p><lb/>
        <p>Dem Danke für eine Güte folgt &#x017F;ogleich die Bitte um eine neue<lb/>
nach, mir nämlich 1 Fla&#x017F;che von Ihrem <hi rendition="#aq">Graves</hi>-Wein zur Probe,<lb n="25"/>
ob &#x017F;ie meiner Ge&#x017F;undheit &#x017F;o zu&#x017F;agt als &#x017F;ie dem Gaumen gefallen<lb/>
wird, zukommen zu la&#x017F;&#x017F;en. Auch bitt&#x2019; ich Sie noch um die Gefälligkeit<lb/>
der Preisbe&#x017F;timmung, da ich Ihren be&#x017F;&#x017F;ern Wein nicht durch meinen<lb/>
&#x017F;chlechtern zu er&#x017F;etzen vermag.<lb n="30"/>
</p>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
ergeben&#x017F;ter<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">11 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">VII.</hi></fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0168] gemacht. Bei Ihnen fing dieſes geiſtige Köpfen an. Jetzo fänden Sie beinahe eine Harmonie aus Rümpfen. — Sie könnten mir von magnetiſchen Streich- und den politiſchen Ausſtreichärzten viel ſchreiben, wenn es nicht zu viel würde. Preußens Ehre lebt jetzo [von] den Zinſen des Kriegruhms. Wir quetſchen uns dumpf und 5 ſtumpf durch unſere Maulwurfgänge durch und ſuchen nur unſere [?] Regenwürmer und ſind ſie zugleich. Aber das kräftige punctum saliens wird ſchon wachſen und das Eiweis verzehren und die Ei- ſchale zerbeißen. 10 356. An die Rittmeiſter in Schubaert in Bayreuth (?). [Bayreuth, 3. Dez. 1817] Ihrem gefeierten Tag häng’ ich hier blos eine elende viereckige Papier Aurora an — und meine Frau blos einen halben Gürtel, an dem ſie noch wie an einem Roſenkranze betet und wünſcht [?]. — — Was bringen wir aber Ihnen denn ganz heute? Das, woraus 15 das Halbe kommt, das Herz in duplo; behalten Sie dieſes; Sie werden darin an jedem Tage, der auch kein heutiger iſt, die wärmſten Wünſche für Sie finden. 357. An Graf Münſter in Bayreuth. Baireut d. 10. Dec. 1817 20 Ich gebe Ihnen hier, hochgeehrteſter Herr Graf, blos die halbe Schuld, nämlich den halben Tristram zurück und bitte Sie für die andere Hälfte noch um ein Moratorium auf einige Winterwochen. Dem Danke für eine Güte folgt ſogleich die Bitte um eine neue nach, mir nämlich 1 Flaſche von Ihrem Graves-Wein zur Probe, 25 ob ſie meiner Geſundheit ſo zuſagt als ſie dem Gaumen gefallen wird, zukommen zu laſſen. Auch bitt’ ich Sie noch um die Gefälligkeit der Preisbeſtimmung, da ich Ihren beſſern Wein nicht durch meinen ſchlechtern zu erſetzen vermag. 30 Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter 11 Jean Paul Briefe. VII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/168
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/168>, abgerufen am 02.05.2024.