Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

Bild:
<< vorherige Seite

Blumen -- und den übrigen lieben Wesen für das, was ich ihnen
unter dem Tanze gestohlen. Du kannst sogar dieses Brief-Winkel-
chen für die Freundlichen herausschneiden, wenn du Freude damit zu
machen glaubst.

Dein am Sonnabend abgegangner Brief kam schon am Mittwoch5
an. -- Dem vortrefflichen Dittmar sage, daß ich die zweite Büste
an ihn abzugehen hindere, weil ich sein eignes Abreisen fürchte und
daß ich also auf seine nähern Worte warten lasse. -- Bemerke, jeder
Gedankenstrich bedeutet in meinen Briefen einen Gedanken-Absprung.
-- Vor den Paulus halte ihr monatliches Schweigen bei ein Paar10
Besuchen zusammen mit deinem Fortschreiben bei deinen Dekanaten,
Professuren, Übersetzungen und 32 Kompaßbriefschreibereien und
sage Sophien, es habe mir nicht sonderlich wol gethan, sondern
vielmehr weh. Dem dienstfreundlichen Wilhelm bringe einen Gruß,
den ich neulich vergessen. -- Meine Dioskuren-Herzen, Otto und15
Emanuel, lieben dich unendlich voraus, so wie meine Caroline,
deren Handschrift sogar deiner ähnlicht. -- Stuttgart hol' ich im
künftigen Frühling gewis ein, oder mich der Tod. -- Und so lebe
denn wol, du ächter biederer Mensch!

Richter
20
332. In ein Stammbuch.

Wer auf jede Feder acht't, nie das Bette fertig macht.

Diese Zeilen mögen Sie erinnern


an Ihren
Dr. Jean Paul Fr. Richter
25
333. An Emanuel.

Hier, mein Alter, die Scheine! Meinem bisherigen armen Leben
von Dukaten helfen die Thaler recht schön ab. -- Könnten Sie doch
[den] trefflichen General Krauseneck sehen! Leider wieder glückliche30
Reise!

Blumen — und den übrigen lieben Weſen für das, was ich ihnen
unter dem Tanze geſtohlen. Du kannſt ſogar dieſes Brief-Winkel-
chen für die Freundlichen herausſchneiden, wenn du Freude damit zu
machen glaubſt.

Dein am Sonnabend abgegangner Brief kam ſchon am Mittwoch5
an. — Dem vortrefflichen Dittmar ſage, daß ich die zweite Büſte
an ihn abzugehen hindere, weil ich ſein eignes Abreiſen fürchte und
daß ich alſo auf ſeine nähern Worte warten laſſe. — Bemerke, jeder
Gedankenſtrich bedeutet in meinen Briefen einen Gedanken-Abſprung.
— Vor den Paulus halte ihr monatliches Schweigen bei ein Paar10
Beſuchen zuſammen mit deinem Fortſchreiben bei deinen Dekanaten,
Profeſſuren, Überſetzungen und 32 Kompaßbriefſchreibereien und
ſage Sophien, es habe mir nicht ſonderlich wol gethan, ſondern
vielmehr weh. Dem dienſtfreundlichen Wilhelm bringe einen Gruß,
den ich neulich vergeſſen. — Meine Dioſkuren-Herzen, Otto und15
Emanuel, lieben dich unendlich voraus, ſo wie meine Caroline,
deren Handſchrift ſogar deiner ähnlicht. — Stuttgart hol’ ich im
künftigen Frühling gewis ein, oder mich der Tod. — Und ſo lebe
denn wol, du ächter biederer Menſch!

Richter
20
332. In ein Stammbuch.

Wer auf jede Feder acht’t, nie das Bette fertig macht.

Dieſe Zeilen mögen Sie erinnern


an Ihren
Dr. Jean Paul Fr. Richter
25
333. An Emanuel.

Hier, mein Alter, die Scheine! Meinem bisherigen armen Leben
von Dukaten helfen die Thaler recht ſchön ab. — Könnten Sie doch
[den] trefflichen General Krauſeneck ſehen! Leider wieder glückliche30
Reiſe!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0157" n="150"/>
Blumen &#x2014; und den übrigen lieben We&#x017F;en für das, was ich ihnen<lb/>
unter dem Tanze ge&#x017F;tohlen. Du kann&#x017F;t &#x017F;ogar die&#x017F;es Brief-Winkel-<lb/>
chen für die Freundlichen heraus&#x017F;chneiden, wenn du Freude damit zu<lb/>
machen glaub&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Dein am Sonnabend abgegangner Brief kam &#x017F;chon am Mittwoch<lb n="5"/>
an. &#x2014; Dem vortrefflichen <hi rendition="#aq">Dittmar</hi> &#x017F;age, daß ich die zweite Bü&#x017F;te<lb/>
an ihn abzugehen hindere, weil ich &#x017F;ein eignes Abrei&#x017F;en fürchte und<lb/>
daß ich al&#x017F;o auf &#x017F;eine nähern Worte warten la&#x017F;&#x017F;e. &#x2014; Bemerke, jeder<lb/>
Gedanken&#x017F;trich bedeutet in meinen Briefen einen Gedanken-Ab&#x017F;prung.<lb/>
&#x2014; Vor den Paulus halte ihr monatliches Schweigen bei ein Paar<lb n="10"/>
Be&#x017F;uchen zu&#x017F;ammen mit deinem Fort&#x017F;chreiben bei deinen Dekanaten,<lb/>
Profe&#x017F;&#x017F;uren, Über&#x017F;etzungen und 32 Kompaßbrief&#x017F;chreibereien und<lb/>
&#x017F;age Sophien, es habe mir nicht &#x017F;onderlich wol gethan, &#x017F;ondern<lb/>
vielmehr weh. Dem dien&#x017F;tfreundlichen Wilhelm bringe einen Gruß,<lb/>
den ich neulich verge&#x017F;&#x017F;en. &#x2014; Meine Dio&#x017F;kuren-Herzen, <hi rendition="#aq">Otto</hi> und<lb n="15"/> <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> lieben dich unendlich voraus, &#x017F;o wie meine <hi rendition="#aq">Caroline,</hi><lb/>
deren Hand&#x017F;chrift &#x017F;ogar deiner ähnlicht. &#x2014; <hi rendition="#aq">Stuttgart</hi> hol&#x2019; ich im<lb/>
künftigen Frühling gewis ein, oder mich der Tod. &#x2014; Und &#x017F;o lebe<lb/>
denn wol, du ächter biederer Men&#x017F;ch!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
          <lb n="20"/>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>332. In <hi rendition="#g">ein Stammbuch</hi>.</head><lb/>
        <p>Wer auf jede Feder acht&#x2019;t, nie das Bette fertig macht.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">Die&#x017F;e Zeilen mögen Sie erinnern</hi> </p><lb/>
        <closer>
          <dateline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">Baireut d. 1 Oct.</hi> 1817.</hi> </dateline><lb/>
          <salute> <hi rendition="#right">an Ihren<lb/><hi rendition="#aq">Dr.</hi> Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
          <lb n="25"/>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>333. An <hi rendition="#g">Emanuel</hi>.</head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 10. Okt. 1817]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Hier, mein Alter, die Scheine! Meinem bisherigen armen Leben<lb/>
von Dukaten helfen die Thaler recht &#x017F;chön ab. &#x2014; Könnten Sie doch<lb/>
[den] trefflichen General Krau&#x017F;eneck &#x017F;ehen! Leider wieder glückliche<lb n="30"/>
Rei&#x017F;e!</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0157] Blumen — und den übrigen lieben Weſen für das, was ich ihnen unter dem Tanze geſtohlen. Du kannſt ſogar dieſes Brief-Winkel- chen für die Freundlichen herausſchneiden, wenn du Freude damit zu machen glaubſt. Dein am Sonnabend abgegangner Brief kam ſchon am Mittwoch 5 an. — Dem vortrefflichen Dittmar ſage, daß ich die zweite Büſte an ihn abzugehen hindere, weil ich ſein eignes Abreiſen fürchte und daß ich alſo auf ſeine nähern Worte warten laſſe. — Bemerke, jeder Gedankenſtrich bedeutet in meinen Briefen einen Gedanken-Abſprung. — Vor den Paulus halte ihr monatliches Schweigen bei ein Paar 10 Beſuchen zuſammen mit deinem Fortſchreiben bei deinen Dekanaten, Profeſſuren, Überſetzungen und 32 Kompaßbriefſchreibereien und ſage Sophien, es habe mir nicht ſonderlich wol gethan, ſondern vielmehr weh. Dem dienſtfreundlichen Wilhelm bringe einen Gruß, den ich neulich vergeſſen. — Meine Dioſkuren-Herzen, Otto und 15 Emanuel, lieben dich unendlich voraus, ſo wie meine Caroline, deren Handſchrift ſogar deiner ähnlicht. — Stuttgart hol’ ich im künftigen Frühling gewis ein, oder mich der Tod. — Und ſo lebe denn wol, du ächter biederer Menſch! Richter 20 332. In ein Stammbuch. Wer auf jede Feder acht’t, nie das Bette fertig macht. Dieſe Zeilen mögen Sie erinnern Baireut d. 1 Oct. 1817. an Ihren Dr. Jean Paul Fr. Richter 25 333. An Emanuel. [Bayreuth, 10. Okt. 1817] Hier, mein Alter, die Scheine! Meinem bisherigen armen Leben von Dukaten helfen die Thaler recht ſchön ab. — Könnten Sie doch [den] trefflichen General Krauſeneck ſehen! Leider wieder glückliche 30 Reiſe!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/157
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/157>, abgerufen am 02.05.2024.