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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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vor mir hier auf diesem Berge früher ungenannt vorbeigegangen,
fuhr ich von Mainz nach Worms zu ihrem unglücklich--machenden
Manne; freilich ist sie kaum die halbe Schwester, aber doch gut --
Es ist unmöglich, nur 1/4 zu erzählen. Hier nur ein Register der
künftigen Erzählungen. Sonnabends vor 8 Tagen fuhr ich mit der5
Familie Paulus nach Mannheim, wo die treffliche Mutter deinen
Dimitty so klug einhandelte wie du. -- Abends erste Rheinschau, eine
unsterbliche Stunde -- Am andern Tage bei Sternberg; -- die frohe
Rosalie -- abends bei dem General Vincenti zu Thee, und einer
Musik aus einem wahren Nachtigallenneste -- Sonntags nach10
Mainz; der edle Jung, dein Verehrer und Liebhaber, hat drei
edle Söhne um sich und eine fast noch edlere aber kränkliche Tochter
-- Zusammenleben mit dem Präsident Jacobi (der Sohn des alten
Jacobi) und seiner mir auch unvergeßlichen Frau, der Gott statt
der Schönheit und des einzigen im 24 Jahre verstorbnen Sohnes15
Ehehimmel gab -- Zusammenleben mit dem liebenwürdigsten preu-
ßischen General Krauseneck aus Baireut, der in diesem Herbst nach
Baireut*) reiset seinem Bruder zu -- Fahrt nach Wiesbaden,


zu Schuckmann, der aber gerade zwei Stunden vorher genesen20
nach Kölln abgeschifft war .... Bei dieser Stelle kam gestern dein
lieber Brief. Hier Antwörtchen: in Aschaffenburg war ich nicht
-- Wie könnt' ich jetzo Noten aus Karlsruhe bekommen? -- Appel-
sinen gibts hier nicht. -- Wie kannst du von Bezahlen des Dimitty
schreiben? Es ist das einzige was ich dir mitbringen kann; -- das25
andere war zu theuer gegen deine Angabe; aber manche fremde
Geschenke für dich und die Kinder bring' ich ..... In Mannheim
veranstaltete der General Vincentini [!] und andere Freunde (so wie
abends ein Ständchen) die Aufführung der Oper Vestalin, von
Spontini, welche mich durch ihre Schönheiten ordentlich auflösete30
und entkräftete; ich hätte auf den Tönen davon schwimmen mögen
aus dem Leben. -- Welche liebe weibliche Gestalten kamen nicht vor
mich! Ich habe seit 10 Jahren nicht so viel und so viele und so
jugendlich empfindend geküßt als bisher; aber ich fühlte dabei das

*) Auch Sternberg geht vielleicht im Herbste durch Baireut über Dresden35
nach Liefland.

vor mir hier auf dieſem Berge früher ungenannt vorbeigegangen,
fuhr ich von Mainz nach Worms zu ihrem unglücklich—machenden
Manne; freilich iſt ſie kaum die halbe Schweſter, aber doch gut —
Es iſt unmöglich, nur ¼ zu erzählen. Hier nur ein Regiſter der
künftigen Erzählungen. Sonnabends vor 8 Tagen fuhr ich mit der5
Familie Paulus nach Mannheim, wo die treffliche Mutter deinen
Dimitty ſo klug einhandelte wie du. — Abends erſte Rheinſchau, eine
unſterbliche Stunde — Am andern Tage bei Sternberg; — die frohe
Roſalie — abends bei dem General Vincenti zu Thee, und einer
Muſik aus einem wahren Nachtigallenneſte — Sonntags nach10
Mainz; der edle Jung, dein Verehrer und Liebhaber, hat drei
edle Söhne um ſich und eine faſt noch edlere aber kränkliche Tochter
— Zuſammenleben mit dem Präſident Jacobi (der Sohn des alten
Jacobi) und ſeiner mir auch unvergeßlichen Frau, der Gott ſtatt
der Schönheit und des einzigen im 24 Jahre verſtorbnen Sohnes15
Ehehimmel gab — Zuſammenleben mit dem liebenwürdigſten preu-
ßiſchen General Krauſeneck aus Baireut, der in dieſem Herbſt nach
Baireut*) reiſet ſeinem Bruder zu — Fahrt nach Wiesbaden,


zu Schuckmann, der aber gerade zwei Stunden vorher geneſen20
nach Kölln abgeſchifft war .... Bei dieſer Stelle kam geſtern dein
lieber Brief. Hier Antwörtchen: in Aschaffenburg war ich nicht
— Wie könnt’ ich jetzo Noten aus Karlsruhe bekommen? — Appel-
ſinen gibts hier nicht. — Wie kannſt du von Bezahlen des Dimitty
ſchreiben? Es iſt das einzige was ich dir mitbringen kann; — das25
andere war zu theuer gegen deine Angabe; aber manche fremde
Geſchenke für dich und die Kinder bring’ ich ..... In Mannheim
veranſtaltete der General Vincentini [!] und andere Freunde (ſo wie
abends ein Ständchen) die Aufführung der Oper Veſtalin, von
Spontini, welche mich durch ihre Schönheiten ordentlich auflöſete30
und entkräftete; ich hätte auf den Tönen davon ſchwimmen mögen
aus dem Leben. — Welche liebe weibliche Geſtalten kamen nicht vor
mich! Ich habe ſeit 10 Jahren nicht ſo viel und ſo viele und ſo
jugendlich empfindend geküßt als bisher; aber ich fühlte dabei das

*) Auch Sternberg geht vielleicht im Herbſte durch Baireut über Dresden35
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[138/0145] vor mir hier auf dieſem Berge früher ungenannt vorbeigegangen, fuhr ich von Mainz nach Worms zu ihrem unglücklich—machenden Manne; freilich iſt ſie kaum die halbe Schweſter, aber doch gut — Es iſt unmöglich, nur ¼ zu erzählen. Hier nur ein Regiſter der künftigen Erzählungen. Sonnabends vor 8 Tagen fuhr ich mit der 5 Familie Paulus nach Mannheim, wo die treffliche Mutter deinen Dimitty ſo klug einhandelte wie du. — Abends erſte Rheinſchau, eine unſterbliche Stunde — Am andern Tage bei Sternberg; — die frohe Roſalie — abends bei dem General Vincenti zu Thee, und einer Muſik aus einem wahren Nachtigallenneſte — Sonntags nach 10 Mainz; der edle Jung, dein Verehrer und Liebhaber, hat drei edle Söhne um ſich und eine faſt noch edlere aber kränkliche Tochter — Zuſammenleben mit dem Präſident Jacobi (der Sohn des alten Jacobi) und ſeiner mir auch unvergeßlichen Frau, der Gott ſtatt der Schönheit und des einzigen im 24 Jahre verſtorbnen Sohnes 15 Ehehimmel gab — Zuſammenleben mit dem liebenwürdigſten preu- ßiſchen General Krauſeneck aus Baireut, der in dieſem Herbſt nach Baireut *) reiſet ſeinem Bruder zu — Fahrt nach Wiesbaden, d. 20 zu Schuckmann, der aber gerade zwei Stunden vorher geneſen 20 nach Kölln abgeſchifft war .... Bei dieſer Stelle kam geſtern dein lieber Brief. Hier Antwörtchen: in Aschaffenburg war ich nicht — Wie könnt’ ich jetzo Noten aus Karlsruhe bekommen? — Appel- ſinen gibts hier nicht. — Wie kannſt du von Bezahlen des Dimitty ſchreiben? Es iſt das einzige was ich dir mitbringen kann; — das 25 andere war zu theuer gegen deine Angabe; aber manche fremde Geſchenke für dich und die Kinder bring’ ich ..... In Mannheim veranſtaltete der General Vincentini [!] und andere Freunde (ſo wie abends ein Ständchen) die Aufführung der Oper Veſtalin, von Spontini, welche mich durch ihre Schönheiten ordentlich auflöſete 30 und entkräftete; ich hätte auf den Tönen davon ſchwimmen mögen aus dem Leben. — Welche liebe weibliche Geſtalten kamen nicht vor mich! Ich habe ſeit 10 Jahren nicht ſo viel und ſo viele und ſo jugendlich empfindend geküßt als bisher; aber ich fühlte dabei das *) Auch Sternberg geht vielleicht im Herbſte durch Baireut über Dresden 35 nach Liefland.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/145>, abgerufen am 05.12.2024.