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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954.

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mir also, was ich zu thun und zu unterlassen habe, wenn Sie den
Siebenkäs nicht annehmen; und was zu thun, wenn Sie ihn
verlegen. -- Noch hab' ich keine Zeile zu antworten vermocht, da
ich seit 15, 18 Jahren ganz von dem Ekel entwöhnt worden, bei dem
Geistigen lange über das Metallische briefwechseln zu müssen.5
Antworten Sie baldgefälligst.

Die Ihnen den 7ten März angezeigten Druckfehler des Mond-
manns fand ich in voriger Woche noch nicht im Morgenblatte. --
-- Vergessen Sie 3/4 Aushängebogen der Fastenpredigten zu schicken
nicht.10

Noch einmal bitt ich Sie um baldige Belehrung; und versichere
Sie meiner höchsten Diskrezion. Gott schenke Ihnen dazu eine
leserliche -- Dinte!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
15
269. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Man könnte Sie und Ihr schmutziges
Widerbild nicht besser malen als durch Ihre beiden Briefchen an
den erbärmlichen Höfer, der nie ein Hofer werden wird. Und doch20
hat die juristische Schwielenhaut Ihre moralische Schneide nicht
tief genug empfunden. Gute Nacht! -- Guten Morgen werd ich
Ihrer Flora morgen zunicken, wenn ich nicht gar zu bald in Miedels
Garten gehe, sondern erst um 9 Uhr.

270. An Emanuel.25

Guten Abend, mein Emanuel! Den Schmerz des sehr weltein-
sichtigen Bruders über Thieriot trag' ich schon lange herum.
Niemand kann ihm helfen als er selber. Inzwischen ist er doch
glücklich. -- Jetzo werd' ich mich also nicht mehr vergeblich nach30
8 Uhr nach Ihren Fenstern umwenden. Die hinter den Vorhängen
sei auch gegrüßt!

mir alſo, was ich zu thun und zu unterlaſſen habe, wenn Sie den
Siebenkäs nicht annehmen; und was zu thun, wenn Sie ihn
verlegen. — Noch hab’ ich keine Zeile zu antworten vermocht, da
ich ſeit 15, 18 Jahren ganz von dem Ekel entwöhnt worden, bei dem
Geiſtigen lange über das Metalliſche briefwechſeln zu müſſen.5
Antworten Sie baldgefälligſt.

Die Ihnen den 7ten März angezeigten Druckfehler des Mond-
manns fand ich in voriger Woche noch nicht im Morgenblatte. —
— Vergeſſen Sie ¾ Aushängebogen der Faſtenpredigten zu ſchicken
nicht.10

Noch einmal bitt ich Sie um baldige Belehrung; und verſichere
Sie meiner höchſten Diſkrezion. Gott ſchenke Ihnen dazu eine
leſerliche — Dinte!

Ihr
Jean Paul Fr. Richter
15
269. An Emanuel.

Mein guter Emanuel! Man könnte Sie und Ihr ſchmutziges
Widerbild nicht beſſer malen als durch Ihre beiden Briefchen an
den erbärmlichen Höfer, der nie ein Hofer werden wird. Und doch20
hat die juriſtiſche Schwielenhaut Ihre moraliſche Schneide nicht
tief genug empfunden. Gute Nacht! — Guten Morgen werd ich
Ihrer Flora morgen zunicken, wenn ich nicht gar zu bald in Miedels
Garten gehe, ſondern erſt um 9 Uhr.

270. An Emanuel.25

Guten Abend, mein Emanuel! Den Schmerz des ſehr weltein-
ſichtigen Bruders über Thieriot trag’ ich ſchon lange herum.
Niemand kann ihm helfen als er ſelber. Inzwiſchen iſt er doch
glücklich. — Jetzo werd’ ich mich alſo nicht mehr vergeblich nach30
8 Uhr nach Ihren Fenſtern umwenden. Die hinter den Vorhängen
ſei auch gegrüßt!

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[106/0111] mir alſo, was ich zu thun und zu unterlaſſen habe, wenn Sie den Siebenkäs nicht annehmen; und was zu thun, wenn Sie ihn verlegen. — Noch hab’ ich keine Zeile zu antworten vermocht, da ich ſeit 15, 18 Jahren ganz von dem Ekel entwöhnt worden, bei dem Geiſtigen lange über das Metalliſche briefwechſeln zu müſſen. 5 Antworten Sie baldgefälligſt. Die Ihnen den 7ten März angezeigten Druckfehler des Mond- manns fand ich in voriger Woche noch nicht im Morgenblatte. — — Vergeſſen Sie ¾ Aushängebogen der Faſtenpredigten zu ſchicken nicht. 10 Noch einmal bitt ich Sie um baldige Belehrung; und verſichere Sie meiner höchſten Diſkrezion. Gott ſchenke Ihnen dazu eine leſerliche — Dinte! Ihr Jean Paul Fr. Richter 15 269. An Emanuel. [Bayreuth, 30. März 1817] Mein guter Emanuel! Man könnte Sie und Ihr ſchmutziges Widerbild nicht beſſer malen als durch Ihre beiden Briefchen an den erbärmlichen Höfer, der nie ein Hofer werden wird. Und doch 20 hat die juriſtiſche Schwielenhaut Ihre moraliſche Schneide nicht tief genug empfunden. Gute Nacht! — Guten Morgen werd ich Ihrer Flora morgen zunicken, wenn ich nicht gar zu bald in Miedels Garten gehe, ſondern erſt um 9 Uhr. 270. An Emanuel. 25 [Bayreuth, 3. April 1817] Guten Abend, mein Emanuel! Den Schmerz des ſehr weltein- ſichtigen Bruders über Thieriot trag’ ich ſchon lange herum. Niemand kann ihm helfen als er ſelber. Inzwiſchen iſt er doch glücklich. — Jetzo werd’ ich mich alſo nicht mehr vergeblich nach 30 8 Uhr nach Ihren Fenſtern umwenden. Die hinter den Vorhängen ſei auch gegrüßt!

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:19:52Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:19:52Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 7. Berlin, 1954, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe07_1954/111>, abgerufen am 28.11.2024.