-- Ich habe während der "höhern Wiederbringung" der Deutschen oft an Ihr Museum und Ihr Ziel gedacht und oft an meine feste Hoffnung. Könnte man nach einigen Jahren wieder ähnliches5 Unglück erleben: man würde ähnliche Errettung gewiß erwarten. Geschäh' es aber nach einem Jahrhundert, so wäre wieder das alte Zagen da. Alle Errettungen in der Geschichte stärken den Glauben nicht so als eine erlebte ..... Wir haben etwas Unerlebtes erlebt in der Fürstengeschichte. -- Wann werden Sie endlich der Aesthetik10 wiedergegeben werden, deren Richterstühle jetzo fast ohne Stuhl, Arme und Beine sind?
934. An Geh. Finanzrat von Stägemann in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 10. (?) Okt. 1814]
Ew. [Exzellenz] besucht' ich zwar nicht in Paris und London mit15 einem 2ten Briefe, aber doch in Wien, um Ihnen -- da Ihr Wol- wollen einmal meine Angelegenheit zur Ihrigen gemacht -- die unter den jetzigen großen Weltbegebenheiten nicht kleinere zu be- richten, daß Steitz etc. meine 3 Vorquittungen auf das dießjährige Dreivierteljahr nicht bezahlt sondern gesagt, auf dem Kongresse20 werd' es entschieden. Und da sind Sie ja selber, nur aber leider in einer wilden Milchstrasse von Orden- und Fürstensternen. Nehmen Sie ja meine Nachricht für keine zudringliche Bitte Ihrer Ver- wendung. Aber ich glaubte sie einem Manne, der so unaufgefodert für mich zu arbeiten angefangen aus reiner Liebe der Dichtkunst,25 schuld zu sein zum Verfolge seiner Absicht. An Metternich, H[arden- berg], St[ein], R[euß] hab' ich noch nicht geschrieben, obwol an den Kaiser von Rußland in [?] Seitenbeziehung. Leben Sie wol im Lustgewitter der übervollen Donaustadt.
935. An Otto.30
[Bayreuth, Okt. 1814?]
Alter! Da es nun hohe Zeit ist, den Schrageschen Dintensatz, der seit dem Mai 1812 gar nicht aufhört sich zu schwärzen, gegen ein neues Dintenrezept zu vertauschen: so bitt ich dich, daß du durch
933. An Friedrich Schlegel in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 8. Okt. 1814]
— Ich habe während der „höhern Wiederbringung“ der Deutſchen oft an Ihr Muſeum und Ihr Ziel gedacht und oft an meine feſte Hoffnung. Könnte man nach einigen Jahren wieder ähnliches5 Unglück erleben: man würde ähnliche Errettung gewiß erwarten. Geſchäh’ es aber nach einem Jahrhundert, ſo wäre wieder das alte Zagen da. Alle Errettungen in der Geſchichte ſtärken den Glauben nicht ſo als eine erlebte ..... Wir haben etwas Unerlebtes erlebt in der Fürſtengeſchichte. — Wann werden Sie endlich der Aeſthetik10 wiedergegeben werden, deren Richterſtühle jetzo faſt ohne Stuhl, Arme und Beine ſind?
934. An Geh. Finanzrat von Stägemann in Wien.
[Kopie][Bayreuth, 10. (?) Okt. 1814]
Ew. [Exzellenz] beſucht’ ich zwar nicht in Paris und London mit15 einem 2ten Briefe, aber doch in Wien, um Ihnen — da Ihr Wol- wollen einmal meine Angelegenheit zur Ihrigen gemacht — die unter den jetzigen großen Weltbegebenheiten nicht kleinere zu be- richten, daß Steitz ꝛc. meine 3 Vorquittungen auf das dießjährige Dreivierteljahr nicht bezahlt ſondern geſagt, auf dem Kongreſſe20 werd’ es entſchieden. Und da ſind Sie ja ſelber, nur aber leider in einer wilden Milchſtraſſe von Orden- und Fürſtenſternen. Nehmen Sie ja meine Nachricht für keine zudringliche Bitte Ihrer Ver- wendung. Aber ich glaubte ſie einem Manne, der ſo unaufgefodert für mich zu arbeiten angefangen aus reiner Liebe der Dichtkunſt,25 ſchuld zu ſein zum Verfolge ſeiner Abſicht. An Metternich, H[arden- berg], St[ein], R[euß] hab’ ich noch nicht geſchrieben, obwol an den Kaiſer von Rußland in [?] Seitenbeziehung. Leben Sie wol im Luſtgewitter der übervollen Donauſtadt.
935. An Otto.30
[Bayreuth, Okt. 1814?]
Alter! Da es nun hohe Zeit iſt, den Schrageschen Dintenſatz, der ſeit dem Mai 1812 gar nicht aufhört ſich zu ſchwärzen, gegen ein neues Dintenrezept zu vertauſchen: ſo bitt ich dich, daß du durch
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933. An Friedrich Schlegel in Wien.
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oft an Ihr Muſeum und Ihr Ziel gedacht und oft an meine feſte
Hoffnung. Könnte man nach einigen Jahren wieder ähnliches 5
Unglück erleben: man würde ähnliche Errettung gewiß erwarten.
Geſchäh’ es aber nach einem Jahrhundert, ſo wäre wieder das alte
Zagen da. Alle Errettungen in der Geſchichte ſtärken den Glauben
nicht ſo als eine erlebte ..... Wir haben etwas Unerlebtes erlebt
in der Fürſtengeſchichte. — Wann werden Sie endlich der Aeſthetik 10
wiedergegeben werden, deren Richterſtühle jetzo faſt ohne Stuhl,
Arme und Beine ſind?
934. An Geh. Finanzrat von Stägemann in Wien.
[Bayreuth, 10. (?) Okt. 1814]
Ew. [Exzellenz] beſucht’ ich zwar nicht in Paris und London mit 15
einem 2ten Briefe, aber doch in Wien, um Ihnen — da Ihr Wol-
wollen einmal meine Angelegenheit zur Ihrigen gemacht — die
unter den jetzigen großen Weltbegebenheiten nicht kleinere zu be-
richten, daß Steitz ꝛc. meine 3 Vorquittungen auf das dießjährige
Dreivierteljahr nicht bezahlt ſondern geſagt, auf dem Kongreſſe 20
werd’ es entſchieden. Und da ſind Sie ja ſelber, nur aber leider
in einer wilden Milchſtraſſe von Orden- und Fürſtenſternen. Nehmen
Sie ja meine Nachricht für keine zudringliche Bitte Ihrer Ver-
wendung. Aber ich glaubte ſie einem Manne, der ſo unaufgefodert
für mich zu arbeiten angefangen aus reiner Liebe der Dichtkunſt, 25
ſchuld zu ſein zum Verfolge ſeiner Abſicht. An Metternich, H[arden-
berg], St[ein], R[euß] hab’ ich noch nicht geſchrieben, obwol an
den Kaiſer von Rußland in [?] Seitenbeziehung. Leben Sie wol
im Luſtgewitter der übervollen Donauſtadt.
935. An Otto. 30
[Bayreuth, Okt. 1814?]
Alter! Da es nun hohe Zeit iſt, den Schrageschen Dintenſatz,
der ſeit dem Mai 1812 gar nicht aufhört ſich zu ſchwärzen, gegen
ein neues Dintenrezept zu vertauſchen: ſo bitt ich dich, daß du durch
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/418>, abgerufen am 24.11.2024.
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