Die Vaterliebe hat die Levana geschrieben, der Mutterliebe ist sie zugeeignet. Der Verfasser hat keine andere Entschuldigung seiner Dedikazion als die Hoffnung, daß Sie deren [?] -- Wahrheit ver-5 zeihen, welche, obwol eine angenehme, doch keine neue ist. In der Begeisterung für eine hohe Fürstin-Mutter, welche unähnlich manchen andern mit ihren Kindern nicht nur lacht sondern auch leidet, wurde die Zueignung gerade in der Zeit geschrieben, da die Vorsehung die heiligste Liebe der Erde, -- die mütterliche, -- am10 Krankenbett eines theuren Kindes weinen und bluten ließ. Ihr sei Dank, daß sie diese heiligen Wunden zugeschlossen und nichts von ihnen zurückgelassen als das lohnende Andenken der gebrachten Opfer. Ziehe nie mehr eine solche kalte Wolke über Ihr liebendes Herz und bleiben Sie von einer fünffachen Aurora der Zukunft umgeben15 stets in einem Himmel glänzend, den nichts verschattet trübt. Und wer verdiente mehr den hellesten Himmel als wer ihn gerne allen Herzen gäbe und gibt, nicht blos den theuersten theuern nächsten, sondern auch den wunden.
870. An Emanuel.20
[Bayreuth, 30. April 1814. Sonnabend]
Guten Morgen, Alter! Hier meine 3 Bände, für jedes Kind einen. Auch dabei eine Dedikazion, die nicht übel ist. -- Wie mach' ichs? Soll ich der lieben Königin das ganze Paquet zu eignen schönen Händen zum Auspacken schicken? Oder das Paquet be-25 sonders gesiegelt, und den Brief besonders, worauf sie es durch andere öffnen läßt?
Der Graf Th[ürheim] war Sonnabends bei mir. Er erfreuet mich immer mehr.
871. An Fräulein von Knebel in Bayreuth.30
[Bayreuth, April oder Mai 1814]
Ich kann Ihnen nicht helfen, Gute und Hülfreiche! Ich muß heute außerordentlich gelobt werden durch Goethe. Nämlich ich bitte Sie recht sehr, mir Goeth. Urtheil abzuschreiben oder ab-
869. An Königin Karoline von Bayern.
[Konzept][Bayreuth, Ende April 1814]
Die Vaterliebe hat die Levana geſchrieben, der Mutterliebe iſt ſie zugeeignet. Der Verfaſſer hat keine andere Entſchuldigung ſeiner Dedikazion als die Hoffnung, daß Sie deren [?] — Wahrheit ver-5 zeihen, welche, obwol eine angenehme, doch keine neue iſt. In der Begeiſterung für eine hohe Fürſtin-Mutter, welche unähnlich manchen andern mit ihren Kindern nicht nur lacht ſondern auch leidet, wurde die Zueignung gerade in der Zeit geſchrieben, da die Vorſehung die heiligſte Liebe der Erde, — die mütterliche, — am10 Krankenbett eines theuren Kindes weinen und bluten ließ. Ihr ſei Dank, daß ſie dieſe heiligen Wunden zugeſchloſſen und nichts von ihnen zurückgelaſſen als das lohnende Andenken der gebrachten Opfer. Ziehe nie mehr eine ſolche kalte Wolke über Ihr liebendes Herz und bleiben Sie von einer fünffachen Aurora der Zukunft umgeben15 ſtets in einem Himmel glänzend, den nichts verſchattet 〈trübt〉. Und wer verdiente mehr den helleſten Himmel als wer ihn gerne allen Herzen gäbe und gibt, nicht blos den theuerſten 〈theuern nächſten〉, ſondern auch den wunden.
870. An Emanuel.20
[Bayreuth, 30. April 1814. Sonnabend]
Guten Morgen, Alter! Hier meine 3 Bände, für jedes Kind einen. Auch dabei eine Dedikazion, die nicht übel iſt. — Wie mach’ ichs? Soll ich der lieben Königin das ganze Paquet zu eignen ſchönen Händen zum Auspacken ſchicken? Oder das Paquet be-25 ſonders geſiegelt, und den Brief beſonders, worauf ſie es durch andere öffnen läßt?
Der Graf Th[ürheim] war Sonnabends bei mir. Er erfreuet mich immer mehr.
871. An Fräulein von Knebel in Bayreuth.30
[Bayreuth, April oder Mai 1814]
Ich kann Ihnen nicht helfen, Gute und Hülfreiche! Ich muß heute außerordentlich gelobt werden durch Goethe. Nämlich ich bitte Sie recht ſehr, mir Goeth. Urtheil abzuſchreiben oder ab-
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869. An Königin Karoline von Bayern.
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Die Vaterliebe hat die Levana geſchrieben, der Mutterliebe iſt
ſie zugeeignet. Der Verfaſſer hat keine andere Entſchuldigung ſeiner
Dedikazion als die Hoffnung, daß Sie deren [?] — Wahrheit ver- 5
zeihen, welche, obwol eine angenehme, doch keine neue iſt. In der
Begeiſterung für eine hohe Fürſtin-Mutter, welche unähnlich
manchen andern mit ihren Kindern nicht nur lacht ſondern auch
leidet, wurde die Zueignung gerade in der Zeit geſchrieben, da die
Vorſehung die heiligſte Liebe der Erde, — die mütterliche, — am 10
Krankenbett eines theuren Kindes weinen und bluten ließ. Ihr ſei
Dank, daß ſie dieſe heiligen Wunden zugeſchloſſen und nichts von
ihnen zurückgelaſſen als das lohnende Andenken der gebrachten Opfer.
Ziehe nie mehr eine ſolche kalte Wolke über Ihr liebendes Herz
und bleiben Sie von einer fünffachen Aurora der Zukunft umgeben 15
ſtets in einem Himmel glänzend, den nichts verſchattet 〈trübt〉. Und
wer verdiente mehr den helleſten Himmel als wer ihn gerne allen
Herzen gäbe und gibt, nicht blos den theuerſten 〈theuern nächſten〉,
ſondern auch den wunden.
870. An Emanuel. 20
[Bayreuth, 30. April 1814. Sonnabend]
Guten Morgen, Alter! Hier meine 3 Bände, für jedes Kind
einen. Auch dabei eine Dedikazion, die nicht übel iſt. — Wie mach’
ichs? Soll ich der lieben Königin das ganze Paquet zu eignen
ſchönen Händen zum Auspacken ſchicken? Oder das Paquet be- 25
ſonders geſiegelt, und den Brief beſonders, worauf ſie es durch
andere öffnen läßt?
Der Graf Th[ürheim] war Sonnabends bei mir. Er erfreuet
mich immer mehr.
871. An Fräulein von Knebel in Bayreuth. 30
[Bayreuth, April oder Mai 1814]
Ich kann Ihnen nicht helfen, Gute und Hülfreiche! Ich muß
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/395>, abgerufen am 25.11.2024.
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