Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.717. An Assessor Krause in Bayreuth. [Bayreuth, 4. oder 5. Jan. 1813][a.] Der Gedanke stand schon in der ersten Ausgabe. Die Hauptsache [b.] Es ist kein mathematisches, nämlich arithmetisches Gleichnis,10 Künftig antwort' ich Ihnen auf keinen Tadel eine Zeile, sei er (Weiter schrieb ich nichts) 718. An Otto. [Bayreuth, Januar 1813?]20Hier, Guter, allerlei Curiosa, unter andern auch von Krause! Sogar den gerechten Tadel würde er ungerecht aussprechen, ge-30 *) Ist er nämlich erboßt, schreibt er an mich auf schon beschriebnem und also
weggeworfnem Papier. Anfangs der Versöhnung nahm er reines.35 717. An Aſſeſſor Krauſe in Bayreuth. [Bayreuth, 4. oder 5. Jan. 1813][a.] Der Gedanke ſtand ſchon in der erſten Ausgabe. Die Hauptſache [b.] Es iſt kein mathematiſches, nämlich arithmetiſches Gleichnis,10 Künftig antwort’ ich Ihnen auf keinen Tadel eine Zeile, ſei er (Weiter ſchrieb ich nichts) 718. An Otto. [Bayreuth, Januar 1813?]20Hier, Guter, allerlei Curiosa, unter andern auch von Krause! Sogar den gerechten Tadel würde er ungerecht ausſprechen, ge-30 *) Iſt er nämlich erboßt, ſchreibt er an mich auf ſchon beſchriebnem und alſo
weggeworfnem Papier. Anfangs der Verſöhnung nahm er reines.35 <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0323" n="308"/> <div type="letter" n="1"> <head>717. An <hi rendition="#g">Aſſeſſor Krauſe in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 4. oder 5. Jan. 1813]</hi> </dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">[a.]</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <p>Der Gedanke ſtand ſchon in der erſten Ausgabe. Die Hauptſache<lb/> iſt, daß hier weder von Mathematik noch Phyſik die Rede iſt,<lb n="5"/> ſondern von Pſychologie. Ihre beiden Beiſpiele ſind mir faſt<lb/> länger bekannt als ſeit der Viertelſtunde, in der ich ſie las.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">[b.]</hi> </hi> </hi> </head><lb/> <byline rendition="#right"> <hi rendition="#et">Ungefähre <hi rendition="#aq">Copia</hi></hi> </byline><lb/> <p>Es iſt kein mathematiſches, nämlich arithmetiſches Gleichnis,<lb n="10"/> denn Zahlen geben keinen leeren Raum, womit ich eigentlich Spiel-<lb/> raum für den Philoſophen meinte, ſondern es iſt ein phyſikaliſches,<lb/> z. B. poſitive und negative Elektrizität-Größen geben Indifferenz<lb/> oder jenen Spielraum. Der Hauptfehler iſt „<hi rendition="#g">gemäßigte</hi>“ Mi-<lb/> ſchung, wodurch das Definitum ſchon vorausgeſetzt wird.<lb n="15"/> </p> <p>Künftig antwort’ ich Ihnen auf keinen Tadel eine Zeile, ſei er<lb/> wahr oder unwahr und zu ſtark ausgedrückt wie hier.</p><lb/> <p>(Weiter ſchrieb ich nichts)</p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>718. An <hi rendition="#g">Otto.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, Januar 1813?]</hi> </dateline> <lb n="20"/> <p>Hier, Guter, allerlei <hi rendition="#aq">Curiosa,</hi> unter andern auch von <hi rendition="#aq">Krause!</hi><lb/> Mit <hi rendition="#g">dem</hi> gibts leichter Ewigkeit des Kriegs als des Friedens; und<lb/> ich bin ſehr geſonnen für die erſte. — Himmel! in meinen Jahren<lb/> können mir ja die Bekannten mehr nehmen als geben; mithin lieber<lb/> gar nichts habe man mit ihnen zu thun. — Sag’ ihm übrigens<lb n="25"/> einmal, daß du mich 100 mal, nicht blos über einzelne Wendungen,<lb/> ſondern über ganze Szenen, ja Bücher tadelſt, ohne daß ich etwas<lb/> anders thue als entweder ändern oder ſtehen laſſen, aber ohne im<lb/> geringſten dabei eine andere Empfindung zu äußern als eine dankbare.</p><lb/> <p>Sogar den gerechten Tadel würde er ungerecht ausſprechen, ge-<lb n="30"/> ſchweige den ungerechten. — Mich ärgerts, daß ich nur ſo viele<lb/> „Anmerke“ zu ſeinen Wiſchen<note place="foot" n="*)">Iſt er nämlich erboßt, ſchreibt er an mich auf ſchon beſchriebnem und alſo<lb/> weggeworfnem Papier. Anfangs der Verſöhnung nahm er reines.<note place="right">35</note></note> gemacht. Kannſt ſie ihm zeigen;<lb/> und ſagen: damit holla auf immer.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [308/0323]
717. An Aſſeſſor Krauſe in Bayreuth.
[Bayreuth, 4. oder 5. Jan. 1813]
[a.]
Der Gedanke ſtand ſchon in der erſten Ausgabe. Die Hauptſache
iſt, daß hier weder von Mathematik noch Phyſik die Rede iſt, 5
ſondern von Pſychologie. Ihre beiden Beiſpiele ſind mir faſt
länger bekannt als ſeit der Viertelſtunde, in der ich ſie las.
[b.]
Ungefähre Copia
Es iſt kein mathematiſches, nämlich arithmetiſches Gleichnis, 10
denn Zahlen geben keinen leeren Raum, womit ich eigentlich Spiel-
raum für den Philoſophen meinte, ſondern es iſt ein phyſikaliſches,
z. B. poſitive und negative Elektrizität-Größen geben Indifferenz
oder jenen Spielraum. Der Hauptfehler iſt „gemäßigte“ Mi-
ſchung, wodurch das Definitum ſchon vorausgeſetzt wird. 15
Künftig antwort’ ich Ihnen auf keinen Tadel eine Zeile, ſei er
wahr oder unwahr und zu ſtark ausgedrückt wie hier.
(Weiter ſchrieb ich nichts)
718. An Otto.
[Bayreuth, Januar 1813?] 20
Hier, Guter, allerlei Curiosa, unter andern auch von Krause!
Mit dem gibts leichter Ewigkeit des Kriegs als des Friedens; und
ich bin ſehr geſonnen für die erſte. — Himmel! in meinen Jahren
können mir ja die Bekannten mehr nehmen als geben; mithin lieber
gar nichts habe man mit ihnen zu thun. — Sag’ ihm übrigens 25
einmal, daß du mich 100 mal, nicht blos über einzelne Wendungen,
ſondern über ganze Szenen, ja Bücher tadelſt, ohne daß ich etwas
anders thue als entweder ändern oder ſtehen laſſen, aber ohne im
geringſten dabei eine andere Empfindung zu äußern als eine dankbare.
Sogar den gerechten Tadel würde er ungerecht ausſprechen, ge- 30
ſchweige den ungerechten. — Mich ärgerts, daß ich nur ſo viele
„Anmerke“ zu ſeinen Wiſchen *) gemacht. Kannſt ſie ihm zeigen;
und ſagen: damit holla auf immer.
*) Iſt er nämlich erboßt, ſchreibt er an mich auf ſchon beſchriebnem und alſo
weggeworfnem Papier. Anfangs der Verſöhnung nahm er reines.
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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