Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.674. An Professor Wagner in Bayreuth. [Bayreuth, 15. Sept. 1812]Guten Morgen, Wiedergeborner! Erst heute hör' ich, daß Schwer liegt auf mir und meiner Frau die Schuldenlast, die für Richter *675. An Frau Professor Wagner in Bayreuth. Baireuth d. 19 Sept. 1812Schon am Morgen nach dem Schwelg-Abende, wo ich und noch20 Leben Sie wol und grüßen Sie Ihren Gatten von mir auch30 Ihr ergebenster Jean Paul Fr. Richter *) Das rechte Nessel tuch für ihn ist ein satirisches stechendes Nesselblatt aus
meinen Werken.35 674. An Profeſſor Wagner in Bayreuth. [Bayreuth, 15. Sept. 1812]Guten Morgen, Wiedergeborner! Erſt heute hör’ ich, daß Schwer liegt auf mir und meiner Frau die Schuldenlaſt, die für Richter *675. An Frau Profeſſor Wagner in Bayreuth. Baireuth d. 19 Sept. 1812Schon am Morgen nach dem Schwelg-Abende, wo ich und noch20 Leben Sie wol und grüßen Sie Ihren Gatten von mir auch30 Ihr ergebenſter Jean Paul Fr. Richter *) Das rechte Neſſel tuch für ihn iſt ein ſatiriſches ſtechendes Neſſelblatt aus
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674. An Profeſſor Wagner in Bayreuth.
[Bayreuth, 15. Sept. 1812]
Guten Morgen, Wiedergeborner! Erſt heute hör’ ich, daß
geſtern am Tage Kreuzes Erhöhung Ihr Geburtstag war; ſonſt
hätt’ ich früher meine Wünſche gebracht, daß Ihr Jahr aus lauter 5
Kreuzes Erniedrigungen — weiter bringt das Leben es nicht —
beſtehen möge. Indeß feiern Sie heute als Chriſt Ihren Tauftag,
zu welchem Sie abends noch fünf Täuflinge als Mitchriſten ein-
geladen. Ich ſende Ihnen für dieſes Sextett von Wiedertäuflingen
6 kleine Baptiſterien für das Innere, (zu deutſch Weingläſer), zu 10
welchen Sie nichts zu liefern haben als blos das Taufwaſſer. Mit
Vergnügen würd’ ich Ihnen unter gleicher Bedingung ein größeres
Baptiſterium ſchenken, z. B. das Heidelberger Faß.
Schwer liegt auf mir und meiner Frau die Schuldenlaſt, die für
unſere Kinder an Sie abzutragen iſt, und je länger wir auf Wege 15
ihrer Tilgung ſinnen, deſto höher wächſt ſie an.
Richter
*675. An Frau Profeſſor Wagner in Bayreuth.
Baireuth d. 19 Sept. 1812
Schon am Morgen nach dem Schwelg-Abende, wo ich und noch 20
8 die 9 Muſen oder die 9 Ausſätzigen im Evangelium vorgeſtellt
und Ihnen viel Vergnügen und zehn mal mehr Mühe gemacht,
wollt’ ich Ihnen ſchreiben, um das hier folgende Neſſel-Tuch zu
begleiten, das aber Sie tragen ſollen, nicht Ihr Herr Gemahl. *)
Letzterer empfängt mich immer mit einigen leiſen Donnerwettern 25
und zarten Haubitzen, wenn ich von meiner Schuld für ſeine Mühe
rede. Ich wende mich daher an das mildere Geſchlecht und um
deſto mehr an Sie, da ich ja Ihnen täglich ⅔ Ihres Geſchlechts
und nur ⅓ des meinigen in das Haus ſchicke.
Leben Sie wol und grüßen Sie Ihren Gatten von mir auch 30
mitten unter dem Brummen.
Ihr ergebenſter
Jean Paul Fr. Richter
*) Das rechte Neſſel tuch für ihn iſt ein ſatiriſches ſtechendes Neſſelblatt aus
meinen Werken. 35
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(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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