Endes Unterschriebner glaubt der Wissenschaft, dem Verdienst und dem Bedürfnis es schuldig zu sein, unaufgefodert das Zeugnis5 zu geben, daß er nicht nur aus dem Privat-Unterrichte seines Sohnes den Jüngling Fl[amin] als einen geist- und kenntnisreichen Kopf sondern auch bei den öffentlichen Prüfungen als den Ausgezeich- [netsten] kenne, welcher immer die Preise des Fleißes, der Sprach- kenntnis, der Mathematik und der Philosophie erhalten erhielt;10 und daß endlich er diesen intellektuellen Werth noch durch seinen moralischen verdoppelt.
[b.]
Paupertas cum nemini dedecori sit, qui scientiarum et vir- tutis divitiis abundare nititur, sane non est quod erubescat is,15 qui sibi has literas s[c]ribi voluit, juvenis ornatissimus Jo. J. F. C. Nam tanta hic juvenis flagrat discendi cupiditate, ut quasi sponsores esse possimus, non sine voluptate quicunque, Cl. progressus explorare voluerit re ipsa esse intellecturum, eum non in linguis solum, sed in Philosophia et Mathesi potis-20 simum, quantum quidem haec aetas patitur, admodum pro- gressum esse. Est igitur dignissimus, qui cuique harum lite- rarum lectori de meliori commendetur, compensaturus, quid- quid beneficii acceperit, et fautoribus et patriae.
Scribebam B[aruthi]
R.25
473. An Emanuel.
[Bayreuth, 3. April 1811]
Guten Morgen, mein Scherz-Macher und Scherz-Geber! Den Rector Scholae et Chori sollte man bei allen Leichen haben, um etwas munter zu werden. Um das Werk ganz zu genießen, muß man30 es nach seinem angenommenen Metrum von Trochäen lesen, nämlich die erste Sylbe lang, die zweite kurz. -- Keinen Batzen hab' ich und C[aroline]*) gewonnen, aber die Magd mit meinen Zahlen 1 Auszug.35
*) Nein! C. hat auch einen Auszug gewonnen; hätte sie meine 63 nicht ausgestrichen, so wäre eine Ambe gewonnen.
472. Zeugnis für Flamin Cloeter.
[Konzept][Bayreuth, März oder April 1811] [a.]
Endes Unterſchriebner glaubt der Wiſſenſchaft, dem Verdienſt und dem Bedürfnis es ſchuldig zu ſein, unaufgefodert das Zeugnis5 zu geben, daß er nicht nur aus dem Privat-Unterrichte ſeines Sohnes den Jüngling Fl[amin] als einen geiſt- und kenntnisreichen Kopf ſondern auch bei den öffentlichen Prüfungen als den Ausgezeich- [netſten] kenne, welcher immer die Preiſe des Fleißes, der Sprach- kenntnis, der Mathematik und der Philoſophie erhalten 〈erhielt〉;10 und daß endlich er dieſen intellektuellen Werth noch durch ſeinen moraliſchen verdoppelt.
[b.]
Paupertas cum nemini dedecori sit, qui scientiarum et vir- tutis divitiis abundare nititur, sane non est quod erubescat is,15 qui sibi has literas s[c]ribi voluit, juvenis ornatissimus Jo. J. F. C. Nam tanta hic juvenis flagrat discendi cupiditate, ut quasi sponsores esse possimus, non sine voluptate quicunque, Cl. progressus explorare voluerit re ipsa esse intellecturum, eum non in linguis solum, sed in Philosophia et Mathesi potis-20 simum, quantum quidem haec aetas patitur, admodum pro- gressum esse. Est igitur dignissimus, qui cuique harum lite- rarum lectori de meliori commendetur, compensaturus, quid- quid beneficii acceperit, et fautoribus et patriae.
Scribebam B[aruthi]
R.25
473. An Emanuel.
[Bayreuth, 3. April 1811]
Guten Morgen, mein Scherz-Macher und Scherz-Geber! Den Rector Scholae et Chori ſollte man bei allen Leichen haben, um etwas munter zu werden. Um das Werk ganz zu genießen, muß man30 es nach ſeinem angenommenen Metrum von Trochäen leſen, nämlich die erſte Sylbe lang, die zweite kurz. — Keinen Batzen hab’ ich und C[aroline]*) gewonnen, aber die Magd mit meinen Zahlen 1 Auszug.35
*) Nein! C. hat auch einen Auszug gewonnen; hätte ſie meine 63 nicht ausgeſtrichen, ſo wäre eine Ambe gewonnen.
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[Bayreuth, März oder April 1811]
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und dem Bedürfnis es ſchuldig zu ſein, unaufgefodert das Zeugnis 5
zu geben, daß er nicht nur aus dem Privat-Unterrichte ſeines Sohnes
den Jüngling Fl[amin] als einen geiſt- und kenntnisreichen Kopf
ſondern auch bei den öffentlichen Prüfungen als den Ausgezeich-
[netſten] kenne, welcher immer die Preiſe des Fleißes, der Sprach-
kenntnis, der Mathematik und der Philoſophie erhalten 〈erhielt〉; 10
und daß endlich er dieſen intellektuellen Werth noch durch ſeinen
moraliſchen verdoppelt.
Paupertas cum nemini dedecori sit, qui scientiarum et vir-
tutis divitiis abundare nititur, sane non est quod erubescat is, 15
qui sibi has literas s[c]ribi voluit, juvenis ornatissimus Jo.
J. F. C. Nam tanta hic juvenis flagrat discendi cupiditate,
ut quasi sponsores esse possimus, non sine voluptate quicunque,
Cl. progressus explorare voluerit re ipsa esse intellecturum,
eum non in linguis solum, sed in Philosophia et Mathesi potis- 20
simum, quantum quidem haec aetas patitur, admodum pro-
gressum esse. Est igitur dignissimus, qui cuique harum lite-
rarum lectori de meliori commendetur, compensaturus, quid-
quid beneficii acceperit, et fautoribus et patriae.
Scribebam B[aruthi]
R. 25
473. An Emanuel.
[Bayreuth, 3. April 1811]
Guten Morgen, mein Scherz-Macher und Scherz-Geber! Den
Rector Scholae et Chori ſollte man bei allen Leichen haben, um
etwas munter zu werden. Um das Werk ganz zu genießen, muß man 30
es nach ſeinem angenommenen Metrum von Trochäen leſen, nämlich
die erſte Sylbe lang, die zweite kurz. — Keinen Batzen hab’ ich und
C[aroline] *) gewonnen, aber die Magd mit meinen Zahlen 1 Auszug. 35
*) Nein! C. hat auch einen Auszug gewonnen; hätte ſie meine 63 nicht
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/200>, abgerufen am 29.07.2024.
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