Guten Morgen, Alter! Ich bekam [von] Hanau die Blumine mit Buch und Brief retour. Sieh doch [das] Couvert an; mir ists unerklärlich, nicht einmal durch die Reise des Fürsten.5
389. An Otto.
[Bayreuth, 20. Nov. 1810]
Leider ist das Fürchterlichste beinahe die einzige Erklärung. Mein Paquet war gar nicht aufgemacht. Wie aber wußte man meinen Namen? -- Möglich wär' es aber auch, daß er überhaupt alles10 an ihn Kommende, französischen Verdachts wegen, zurückzusenden anbefohlen. -- Der Lage des Königs von Holland ist er nahe.
Meinen Brief an ihn hast du mir schon geschickt.
390. An Hofrat Jung in Frankfurt a. M.
Bayreuth d. 20. Nov. 181015
Ich wollte, ich hätte einen längst angefangnen Brief an Ihren in Freud' und Leid edeln Aldebert fortgeschickt, eh' ich den Ihrigen trüben bekam. In jenem, wo ich die Hand lobte, die so vielen den Wanderstab zum Zauberstab macht, dankt' ich Ihm sogleich für viele Jahre voraus, da sein Wollen ja das geistige Geben ist;20 fügte aber hinzu, daß ich doch nichts annehmen könnte, weil meine und die Frankfurter Verhältnisse viel zu ungleichartig sind. Darüber ein anderes mal mehr. Gleichwol werd' und muß ich einmal Frankfurt sehen und Sie und Ihren Freund. Was Sie von ihm in Ihrem Briefe sagen, was er von sich in dem seinigen, beweiset25 den Werth und die Unauflöslichkeit Ihrer gegenseitigen Freund- schaft.
Eine zweite Ursache meines Briefes ist die Bitte, mir eine schlechterdings unauflösliche Charade aufzulösen. Ich schickte vor 8 Tagen nach Hanau an den Fürst-Primas meine Herbst-Blumine30 -- mein neuestes Werkchen, worin ein kleiner Blumenkranz an den Sarkophag der Königin von Preußen gehangen ist -- und zwar, wie man bei Fürsten pflegt, unfrankiert. Heute bekam ich das Paquet unentsiegelt und doch mit den fremden Buchstaben
388. An Otto.
[Bayreuth, 20. Nov. 1810]
Guten Morgen, Alter! Ich bekam [von] Hanau die Blumine mit Buch und Brief rétour. Sieh doch [das] Couvert an; mir iſts unerklärlich, nicht einmal durch die Reiſe des Fürſten.5
389. An Otto.
[Bayreuth, 20. Nov. 1810]
Leider iſt das Fürchterlichſte beinahe die einzige Erklärung. Mein Paquet war gar nicht aufgemacht. Wie aber wußte man meinen Namen? — Möglich wär’ es aber auch, daß er überhaupt alles10 an ihn Kommende, franzöſiſchen Verdachts wegen, zurückzuſenden anbefohlen. — Der Lage des Königs von Holland iſt er nahe.
Meinen Brief an ihn haſt du mir ſchon geſchickt.
390. An Hofrat Jung in Frankfurt a. M.
Bayreuth d. 20. Nov. 181015
Ich wollte, ich hätte einen längſt angefangnen Brief an Ihren in Freud’ und Leid edeln Aldebert fortgeſchickt, eh’ ich den Ihrigen trüben bekam. In jenem, wo ich die Hand lobte, die ſo vielen den Wanderſtab zum Zauberſtab macht, dankt’ ich Ihm ſogleich für viele Jahre voraus, da ſein Wollen ja das geiſtige Geben iſt;20 fügte aber hinzu, daß ich doch nichts annehmen könnte, weil meine und die Frankfurter Verhältniſſe viel zu ungleichartig ſind. Darüber ein anderes mal mehr. Gleichwol werd’ und muß ich einmal Frankfurt ſehen und Sie und Ihren Freund. Was Sie von ihm in Ihrem Briefe ſagen, was er von ſich in dem ſeinigen, beweiſet25 den Werth und die Unauflöslichkeit Ihrer gegenſeitigen Freund- ſchaft.
Eine zweite Urſache meines Briefes iſt die Bitte, mir eine ſchlechterdings unauflösliche Charade aufzulöſen. Ich ſchickte vor 8 Tagen nach Hanau an den Fürſt-Primas meine Herbst-Blumine30 — mein neueſtes Werkchen, worin ein kleiner Blumenkranz an den Sarkophag der Königin von Preußen gehangen iſt — und zwar, wie man bei Fürſten pflegt, unfrankiert. Heute bekam ich das Paquet unentſiegelt und doch mit den fremden Buchſtaben
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388. An Otto.
[Bayreuth, 20. Nov. 1810]
Guten Morgen, Alter! Ich bekam [von] Hanau die Blumine
mit Buch und Brief rétour. Sieh doch [das] Couvert an; mir
iſts unerklärlich, nicht einmal durch die Reiſe des Fürſten. 5
389. An Otto.
[Bayreuth, 20. Nov. 1810]
Leider iſt das Fürchterlichſte beinahe die einzige Erklärung. Mein
Paquet war gar nicht aufgemacht. Wie aber wußte man meinen
Namen? — Möglich wär’ es aber auch, daß er überhaupt alles 10
an ihn Kommende, franzöſiſchen Verdachts wegen, zurückzuſenden
anbefohlen. — Der Lage des Königs von Holland iſt er nahe.
Meinen Brief an ihn haſt du mir ſchon geſchickt.
390. An Hofrat Jung in Frankfurt a. M.
Bayreuth d. 20. Nov. 1810 15
Ich wollte, ich hätte einen längſt angefangnen Brief an Ihren
in Freud’ und Leid edeln Aldebert fortgeſchickt, eh’ ich den Ihrigen
trüben bekam. In jenem, wo ich die Hand lobte, die ſo vielen den
Wanderſtab zum Zauberſtab macht, dankt’ ich Ihm ſogleich für
viele Jahre voraus, da ſein Wollen ja das geiſtige Geben iſt; 20
fügte aber hinzu, daß ich doch nichts annehmen könnte, weil meine
und die Frankfurter Verhältniſſe viel zu ungleichartig ſind. Darüber
ein anderes mal mehr. Gleichwol werd’ und muß ich einmal
Frankfurt ſehen und Sie und Ihren Freund. Was Sie von ihm
in Ihrem Briefe ſagen, was er von ſich in dem ſeinigen, beweiſet 25
den Werth und die Unauflöslichkeit Ihrer gegenſeitigen Freund-
ſchaft.
Eine zweite Urſache meines Briefes iſt die Bitte, mir eine
ſchlechterdings unauflösliche Charade aufzulöſen. Ich ſchickte vor
8 Tagen nach Hanau an den Fürſt-Primas meine Herbst-Blumine 30
— mein neueſtes Werkchen, worin ein kleiner Blumenkranz an den
Sarkophag der Königin von Preußen gehangen iſt — und zwar,
wie man bei Fürſten pflegt, unfrankiert. Heute bekam ich das
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/164>, abgerufen am 05.12.2024.
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