Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952.es eben seine Tugend, gleich der höchsten Entzückung nur stammeln Um 51/2 Uhr Noch ist der Lehn-Lohn-Lakai nicht da -- und doch pass' ich auf den Um 6 Uhr Der Lakai ist noch nicht da. So martert uns das Leben, nicht 61/4 Uhr Der Teufel hole Leute, die nie zum Wegschicken und Wieder- 61/2 Eben ist der köstliche Lehnlakai angekommen, hatte aber -- so *) 30Es sind 3 Schwestern für meinen Gasthof. Die, die ich habe, ist nach meinen gewissenhaften Prüfungen sehr keusch. **) Jetzt hats keinen Anstand, da ich leider den Brief selber mitbringe. ***) Auch ist der Weg zu H. v. Kalb eine halbe Stunde lang, und der zur
Gräfin Rotenhan nicht kurz. es eben ſeine Tugend, gleich der höchſten Entzückung nur ſtammeln Um 5½ Uhr Noch iſt der Lehn-Lohn-Lakai nicht da — und doch paſſ’ ich auf den Um 6 Uhr Der Lakai iſt noch nicht da. So martert uns das Leben, nicht 6¼ Uhr Der Teufel hole Leute, die nie zum Wegſchicken und Wieder- 6½ Eben iſt der köſtliche Lehnlakai angekommen, hatte aber — ſo *) 30Es ſind 3 Schweſtern für meinen Gaſthof. Die, die ich habe, iſt nach meinen gewiſſenhaften Prüfungen ſehr keuſch. **) Jetzt hats keinen Anſtand, da ich leider den Brief ſelber mitbringe. ***) Auch iſt der Weg zu H. v. Kalb eine halbe Stunde lang, und der zur
Gräfin Rotenhan nicht kurz. <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0146" n="133"/> es eben ſeine Tugend, gleich der höchſten Entzückung nur ſtammeln<lb/> zu laſſen — aber wol von den hieſigen Lohn- und Lehn-Lakaien.<lb/> Dazu werden nun in dieſem Gaſthofe blos ſchöne — Mädchen<note place="foot" n="*)"><note place="left">30</note>Es ſind 3 Schweſtern für meinen Gaſthof. Die, die ich habe, iſt nach<lb/> meinen gewiſſenhaften Prüfungen ſehr keuſch.</note><lb/> genommen — wahrlich ich war ganz erſtaunt und erfreuet darüber.<lb/> Seit einer halben Stunde iſt die zarte mit meinen Karten fort; —<lb n="5"/> inſofern wäre mir freilich ein Pudel, zumal ein weiblicher, lieber,<lb/> weil er mir früher alles in ſeinem Maule zurück brächte; indeß<lb/> kann ich ſie ja nachher — anſehen. Meiner Frau ſagen Sie nichts<lb/> davon<note place="foot" n="**)">Jetzt hats keinen Anſtand, da ich leider den Brief ſelber mitbringe.</note> — alſo auch <hi rendition="#aq">Amoenen</hi> nicht —; es iſt genug, wenn Sie<lb/> oder <hi rendition="#aq">Otto</hi> ihr ganz andere Texte erklären und Predigten leſen. Beim<lb n="10"/> Himmel! —</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Um 5½ Uhr</hi> </dateline><lb/> <p>Noch iſt der Lehn-Lohn-Lakai nicht da — und doch paſſ’ ich auf den<lb/> Lakai. Ich glaube faſt, Leute ſeines Gelichters könnten mich mit<lb/> der Sitte der Großen verſöhnen, ſich von Lakaien aus- und an-<lb n="15"/> ziehen zu laſſen; zumal bei einer Erwiederung, die die Menſchlich-<lb/> keit ohnehin fodert.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">Um 6 Uhr</hi> </dateline><lb/> <p>Der Lakai iſt noch nicht da. So martert uns das Leben, nicht<lb/> etwan das Jahr, das Jahrzehend, ſondern die Stunde, der Augen-<lb n="20"/> blick — Kurz der Lehn-Lakai iſt noch nicht da. Sie ſollen ſeine<lb/> Ankunft wenigſtens auf der nächſten — Seite erfahren.</p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">6¼ Uhr</hi> </dateline><lb/> <p>Der Teufel hole Leute, die nie zum Wegſchicken und Wieder-<lb/> kommen gemacht ſind: noch paſſ’ ich, bin aber begierig.<lb n="25"/> </p> </div> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">6½</hi> </dateline><lb/> <p>Eben iſt der köſtliche Lehnlakai angekommen, hatte aber — ſo<lb/> ſehr verkennt man Lakaien und Weiber — während meiner Schreib-<lb/> zeit meine<note place="foot" n="***)">Auch iſt der Weg zu H. <hi rendition="#aq">v. Kalb</hi> eine halbe Stunde lang, und der zur<lb/> Gräfin Rotenhan nicht kurz.</note> Weſte trefflich gewaſchen. Ich hatte nämlich 2 im<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0146]
es eben ſeine Tugend, gleich der höchſten Entzückung nur ſtammeln
zu laſſen — aber wol von den hieſigen Lohn- und Lehn-Lakaien.
Dazu werden nun in dieſem Gaſthofe blos ſchöne — Mädchen *)
genommen — wahrlich ich war ganz erſtaunt und erfreuet darüber.
Seit einer halben Stunde iſt die zarte mit meinen Karten fort; — 5
inſofern wäre mir freilich ein Pudel, zumal ein weiblicher, lieber,
weil er mir früher alles in ſeinem Maule zurück brächte; indeß
kann ich ſie ja nachher — anſehen. Meiner Frau ſagen Sie nichts
davon **) — alſo auch Amoenen nicht —; es iſt genug, wenn Sie
oder Otto ihr ganz andere Texte erklären und Predigten leſen. Beim 10
Himmel! —
Um 5½ Uhr
Noch iſt der Lehn-Lohn-Lakai nicht da — und doch paſſ’ ich auf den
Lakai. Ich glaube faſt, Leute ſeines Gelichters könnten mich mit
der Sitte der Großen verſöhnen, ſich von Lakaien aus- und an- 15
ziehen zu laſſen; zumal bei einer Erwiederung, die die Menſchlich-
keit ohnehin fodert.
Um 6 Uhr
Der Lakai iſt noch nicht da. So martert uns das Leben, nicht
etwan das Jahr, das Jahrzehend, ſondern die Stunde, der Augen- 20
blick — Kurz der Lehn-Lakai iſt noch nicht da. Sie ſollen ſeine
Ankunft wenigſtens auf der nächſten — Seite erfahren.
6¼ Uhr
Der Teufel hole Leute, die nie zum Wegſchicken und Wieder-
kommen gemacht ſind: noch paſſ’ ich, bin aber begierig. 25
6½
Eben iſt der köſtliche Lehnlakai angekommen, hatte aber — ſo
ſehr verkennt man Lakaien und Weiber — während meiner Schreib-
zeit meine ***) Weſte trefflich gewaſchen. Ich hatte nämlich 2 im
*) Es ſind 3 Schweſtern für meinen Gaſthof. Die, die ich habe, iſt nach
meinen gewiſſenhaften Prüfungen ſehr keuſch.
**) Jetzt hats keinen Anſtand, da ich leider den Brief ſelber mitbringe.
***) Auch iſt der Weg zu H. v. Kalb eine halbe Stunde lang, und der zur
Gräfin Rotenhan nicht kurz.
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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