Bern geschrieben) geben. Der arme Harmes härmet sich noch hier ab, da seine Harm. nicht fortkann, aber er fort wünschte. Doch ihn tröstet Beisammensein, das er bisher so lange durch verspätetes Ankommen entbehren mußte.
Ich bitte Sie, doch nachzuzählen, ob diese 13 fl. 7 kr. fränk. ge-5 rade soviel sind, da man mir es schon zurück geschickt und ich nicht klug daraus werde. Ich bin es der Bücher-Versteigerung schuldig.
Villers Brief geben Sie Otto.
279. An Herzog Emil August von Sachsen-Gotha.
Durchlauchtigster Souverainer Herzog,10 Allergnädigster Souverainer Herzog und Herr!
Die vereinigte Bitte eines Franzosen und eines Deutschen wagt sich vor Ihro Hoheit, Villers und die meinige; auch so die ver- einigte Hoffnung, denn Villers versteht soviel Deutsch und Poesie, daß er sogar Ihre Werke verehrt. --15
Der große Schlötzer in Göttingen hinterließ bekanntlich mehr Erben als Erbschaft und Deutschland gab wol seinen Büchern Buchbindergold, aber dem Verfasser wenig anderes. Nun wurde jetzt durch den Verkauf seines Hauses seine jüngere oder jüngste Tochter ausgetrieben -- Lisette --, welche nun nirgends in Göt-20 tingen wohnt als in vier vortrefflich eingerichteten Kammern in Gotha, in welche man bekanntlich das -- Herz eintheilt. (Ver- zeihen Ihro Hoheit diese Wendung nach so vielen ähnlichen in meinen Büchern.) Sie ist nämlich die wärmste Liebende und Ge- liebte und Versprochne des Rentenkommissärs Gelbke bei Ihrer25 Kammer. Beide dachten bei ihrer Liebe an eine edlere Silber- hochzeit als die metallische ist, womit man so oft Ehen anfängt. Aber Ihro Hoheit können die Sonne sein, welche beiden, nur an Liebe Reichen die Rosenknospe der Liebe zum Rosenfeste der Hoch- zeit aufschließt, wenn Sie -- hier müssen ich und Villers in die30 Rentei-Prose herab -- dem guten Gelbke die Jahre hindurch, eh' er avanciert, einige 100 rtl. bewilligen wollten. Er selber ist zu furchtsam, diese Bitte nur zu denken, geschweige zu thun; auch schrieb der edle Villers ohne dessen Mitwissen an mich. Villers und meine Bitte und Hoffnung ist, daß der deutsche Fürst deutsche35
Bern geſchrieben) geben. Der arme Harmes härmet ſich noch hier ab, da ſeine Harm. nicht fortkann, aber er fort wünſchte. Doch ihn tröſtet Beiſammenſein, das er bisher ſo lange durch verſpätetes Ankommen entbehren mußte.
Ich bitte Sie, doch nachzuzählen, ob dieſe 13 fl. 7 kr. fränk. ge-5 rade ſoviel ſind, da man mir es ſchon zurück geſchickt und ich nicht klug daraus werde. Ich bin es der Bücher-Verſteigerung ſchuldig.
Villers Brief geben Sie Otto.
279. An Herzog Emil Auguſt von Sachſen-Gotha.
Durchlauchtigſter Souverainer Herzog,10 Allergnädigſter Souverainer Herzog und Herr!
Die vereinigte Bitte eines Franzoſen und eines Deutſchen wagt ſich vor Ihro Hoheit, Villers und die meinige; auch ſo die ver- einigte Hoffnung, denn Villers verſteht ſoviel Deutſch und Poeſie, daß er ſogar Ihre Werke verehrt. —15
Der große Schlötzer in Göttingen hinterließ bekanntlich mehr Erben als Erbſchaft und Deutſchland gab wol ſeinen Büchern Buchbindergold, aber dem Verfaſſer wenig anderes. Nun wurde jetzt durch den Verkauf ſeines Hauſes ſeine jüngere oder jüngſte Tochter ausgetrieben — Lisette —, welche nun nirgends in Göt-20 tingen wohnt als in vier vortrefflich eingerichteten Kammern in Gotha, in welche man bekanntlich das — Herz eintheilt. (Ver- zeihen Ihro Hoheit dieſe Wendung nach ſo vielen ähnlichen in meinen Büchern.) Sie iſt nämlich die wärmſte Liebende und Ge- liebte und Verſprochne des Rentenkommiſſärs Gelbke bei Ihrer25 Kammer. Beide dachten bei ihrer Liebe an eine edlere Silber- hochzeit als die metalliſche iſt, womit man ſo oft Ehen anfängt. Aber Ihro Hoheit können die Sonne ſein, welche beiden, nur an Liebe Reichen die Roſenknoſpe der Liebe zum Roſenfeſte der Hoch- zeit aufſchließt, wenn Sie — hier müſſen ich und Villers in die30 Rentei-Proſe herab — dem guten Gelbke die Jahre hindurch, eh’ er avanciert, einige 100 rtl. bewilligen wollten. Er ſelber iſt zu furchtſam, dieſe Bitte nur zu denken, geſchweige zu thun; auch ſchrieb der edle Villers ohne deſſen Mitwiſſen an mich. Villers und meine Bitte und Hoffnung iſt, daß der deutſche Fürſt deutſche35
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Ankommen entbehren mußte.
Ich bitte Sie, doch nachzuzählen, ob dieſe 13 fl. 7 kr. fränk. ge- 5
rade ſoviel ſind, da man mir es ſchon zurück geſchickt und ich nicht
klug daraus werde. Ich bin es der Bücher-Verſteigerung ſchuldig.
Villers Brief geben Sie Otto.
279. An Herzog Emil Auguſt von Sachſen-Gotha.
Durchlauchtigſter Souverainer Herzog, 10
Allergnädigſter Souverainer Herzog und Herr!
Die vereinigte Bitte eines Franzoſen und eines Deutſchen wagt
ſich vor Ihro Hoheit, Villers und die meinige; auch ſo die ver-
einigte Hoffnung, denn Villers verſteht ſoviel Deutſch und Poeſie,
daß er ſogar Ihre Werke verehrt. — 15
Der große Schlötzer in Göttingen hinterließ bekanntlich mehr
Erben als Erbſchaft und Deutſchland gab wol ſeinen Büchern
Buchbindergold, aber dem Verfaſſer wenig anderes. Nun wurde
jetzt durch den Verkauf ſeines Hauſes ſeine jüngere oder jüngſte
Tochter ausgetrieben — Lisette —, welche nun nirgends in Göt- 20
tingen wohnt als in vier vortrefflich eingerichteten Kammern in
Gotha, in welche man bekanntlich das — Herz eintheilt. (Ver-
zeihen Ihro Hoheit dieſe Wendung nach ſo vielen ähnlichen in
meinen Büchern.) Sie iſt nämlich die wärmſte Liebende und Ge-
liebte und Verſprochne des Rentenkommiſſärs Gelbke bei Ihrer 25
Kammer. Beide dachten bei ihrer Liebe an eine edlere Silber-
hochzeit als die metalliſche iſt, womit man ſo oft Ehen anfängt.
Aber Ihro Hoheit können die Sonne ſein, welche beiden, nur an
Liebe Reichen die Roſenknoſpe der Liebe zum Roſenfeſte der Hoch-
zeit aufſchließt, wenn Sie — hier müſſen ich und Villers in die 30
Rentei-Proſe herab — dem guten Gelbke die Jahre hindurch, eh’
er avanciert, einige 100 rtl. bewilligen wollten. Er ſelber iſt zu
furchtſam, dieſe Bitte nur zu denken, geſchweige zu thun; auch
ſchrieb der edle Villers ohne deſſen Mitwiſſen an mich. Villers
und meine Bitte und Hoffnung iſt, daß der deutſche Fürſt deutſche 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:17:09Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 6. Berlin, 1952, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe06_1962/121>, abgerufen am 26.11.2024.
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