Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

nach dem gelesenen Jahr in Arkadien bekäm' ich eine erlebte Jahrs-
zeit daraus. --

[Spaltenumbruch]
[Spaltenumbruch]
Ihrer Durchlaucht
UnterthänigsterJean Paul Fr. Richter
5
175. An Emanuel.

Guten Morgen! Ihr seid beide schöne Milchbrüder eines reichen
Herzens. So bin ich gern Kassierer und Großallmosenier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen.10

176. An Emanuel.

Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau
geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen!

177. An Jacobi in München.15

Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Weise
sehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden,
worin du mir ein letztes aus Weimar versprochen, schuldig geblieben.
Noch dazu hatt' ich mir dich selber versprochen. Jetzt thät' ich letzteres20
freilich weniger, wohnt' ich sogar auf einem Meierhofe unweit
München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu
sehen, wenn ich -- selber komme im Frühling. Gott weiß, welche
Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; -- doch
fürcht' ich wenige; das Elend sucht jetzt mehr im Raum als in der25
Zeit sich auszudehnen.

Ich konnte -- wenigstens anfangs des Kriegs und deiner An-
kunft -- keine Zeitung lesen, ohne deine Lage zu berechnen und dein
Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht ersetzt dir --
wie du wol besser wissen als ich ahnen kann -- eine ganz neue30
Zeit den Verlust der alten.

Wer dich nur gesehen, den fragt' ich, z. B. v. Knebel, Langer-
mann. Über Göthe schreib mir etwas. Langermann malt dich zu

nach dem geleſenen Jahr in Arkadien bekäm’ ich eine erlebte Jahrs-
zeit daraus. —

[Spaltenumbruch]
[Spaltenumbruch]
Ihrer Durchlaucht
UnterthänigſterJean Paul Fr. Richter
5
175. An Emanuel.

Guten Morgen! Ihr ſeid beide ſchöne Milchbrüder eines reichen
Herzens. So bin ich gern Kaſſierer und Großallmoſenier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen.10

176. An Emanuel.

Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau
geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen!

177. An Jacobi in München.15

Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Weiſe
ſehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden,
worin du mir ein letztes aus Weimar verſprochen, ſchuldig geblieben.
Noch dazu hatt’ ich mir dich ſelber verſprochen. Jetzt thät’ ich letzteres20
freilich weniger, wohnt’ ich ſogar auf einem Meierhofe unweit
München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu
ſehen, wenn ich — ſelber komme im Frühling. Gott weiß, welche
Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; — doch
fürcht’ ich wenige; das Elend ſucht jetzt mehr im Raum als in der25
Zeit ſich auszudehnen.

Ich konnte — wenigſtens anfangs des Kriegs und deiner An-
kunft — keine Zeitung leſen, ohne deine Lage zu berechnen und dein
Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht erſetzt dir —
wie du wol beſſer wiſſen als ich ahnen kann — eine ganz neue30
Zeit den Verluſt der alten.

Wer dich nur geſehen, den fragt’ ich, z. B. v. Knebel, Langer-
mann. Über Göthe ſchreib mir etwas. Langermann malt dich zu

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0085" n="70"/>
nach dem gele&#x017F;enen Jahr in Arkadien bekäm&#x2019; ich eine erlebte Jahrs-<lb/>
zeit daraus. &#x2014;</p><lb/>
        <closer>
          <cb/>
          <dateline> <hi rendition="#left"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 6. Dec.</hi> 1805</hi> </dateline><lb/>
          <cb/>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihrer Durchlaucht<lb/>
Unterthänig&#x017F;terJean Paul Fr. Richter</hi> <lb n="5"/>
          </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>175. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 13. Dez. 1805]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Ihr &#x017F;eid beide &#x017F;chöne Milchbrüder eines reichen<lb/>
Herzens. So bin ich gern Ka&#x017F;&#x017F;ierer und Großallmo&#x017F;enier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen.<lb n="10"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>176. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. Dez. 1805]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau<lb/>
geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>177. An <hi rendition="#g">Jacobi in München.</hi><lb n="15"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 17 Dec.</hi> 1805</hi> </dateline><lb/>
        <p>Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Wei&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden,<lb/>
worin du mir ein letztes aus Weimar ver&#x017F;prochen, &#x017F;chuldig geblieben.<lb/>
Noch dazu hatt&#x2019; ich mir dich &#x017F;elber ver&#x017F;prochen. Jetzt thät&#x2019; ich letzteres<lb n="20"/>
freilich weniger, wohnt&#x2019; ich &#x017F;ogar auf einem Meierhofe unweit<lb/>
München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu<lb/>
&#x017F;ehen, wenn ich &#x2014; &#x017F;elber komme im Frühling. Gott weiß, welche<lb/>
Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; &#x2014; doch<lb/>
fürcht&#x2019; ich wenige; das Elend &#x017F;ucht jetzt mehr im Raum als in der<lb n="25"/>
Zeit &#x017F;ich auszudehnen.</p><lb/>
        <p>Ich konnte &#x2014; wenig&#x017F;tens anfangs des Kriegs und deiner An-<lb/>
kunft &#x2014; keine Zeitung le&#x017F;en, ohne deine Lage zu berechnen und dein<lb/>
Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht er&#x017F;etzt dir &#x2014;<lb/>
wie du wol be&#x017F;&#x017F;er wi&#x017F;&#x017F;en als ich ahnen kann &#x2014; <hi rendition="#g">eine ganz neue</hi><lb n="30"/>
Zeit den Verlu&#x017F;t der alten.</p><lb/>
        <p>Wer dich nur ge&#x017F;ehen, den fragt&#x2019; ich, z. B. v. Knebel, Langer-<lb/>
mann. Über Göthe &#x017F;chreib mir etwas. Langermann malt dich zu<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0085] nach dem geleſenen Jahr in Arkadien bekäm’ ich eine erlebte Jahrs- zeit daraus. — Bayreuth d. 6. Dec. 1805 Ihrer Durchlaucht UnterthänigſterJean Paul Fr. Richter 5 175. An Emanuel. [Bayreuth, 13. Dez. 1805] Guten Morgen! Ihr ſeid beide ſchöne Milchbrüder eines reichen Herzens. So bin ich gern Kaſſierer und Großallmoſenier. DankIhm [Uhlfelder] und Ihnen. 10 176. An Emanuel. [Bayreuth, 15. Dez. 1805] Sogar mit dem Hunde, den Sie auf nichts geladen. Meine Frau geht ein Paar Stunden vor mir voraus. Guten Morgen! 177. An Jacobi in München. 15 Bayreuth d. 17 Dec. 1805 Lieber Heinrich! Ich bin dir wider meine und für deine Weiſe ſehr lange eine Antwort auf dein vorletztes Schreiben aus Dresden, worin du mir ein letztes aus Weimar verſprochen, ſchuldig geblieben. Noch dazu hatt’ ich mir dich ſelber verſprochen. Jetzt thät’ ich letzteres 20 freilich weniger, wohnt’ ich ſogar auf einem Meierhofe unweit München. Aber dieß nimmt mir immer nicht die Hoffnung, dich zu ſehen, wenn ich — ſelber komme im Frühling. Gott weiß, welche Wolken den Weg und die Zeit dahin überdecken werden; — doch fürcht’ ich wenige; das Elend ſucht jetzt mehr im Raum als in der 25 Zeit ſich auszudehnen. Ich konnte — wenigſtens anfangs des Kriegs und deiner An- kunft — keine Zeitung leſen, ohne deine Lage zu berechnen und dein Himmelslicht hinter dem Pulverdampf. Vielleicht erſetzt dir — wie du wol beſſer wiſſen als ich ahnen kann — eine ganz neue 30 Zeit den Verluſt der alten. Wer dich nur geſehen, den fragt’ ich, z. B. v. Knebel, Langer- mann. Über Göthe ſchreib mir etwas. Langermann malt dich zu

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/85
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/85>, abgerufen am 14.05.2024.