auch weiß Ihr guter alter Bekannter gewiß, wie gern Sie das Bei- ßende vergeben, sobald es treffend ist.
Einen Thaler holländische Glaskiele bin ich Ihnen zwar schuldig, zahl' ihn aber, wenn Sie kommen, mit 1 Exemplar der Vorschule ab, welche bekanntlich 3 Laubthaler kostet. Es geht gut*)5 ab, und ich wollte, ich könnte meine Freiexemplare auch los werden, wenigstens theuerer als oben. Damit ich Ihnen aber doch 1 rtl. schuldig bleibe und nachher bezahle, ersuch' ich Sie noch um 1 Federn Bund, aber fast um bessere. Doch waren im vorigen einige, welche durch die Folie der schlechten um sie her, etwas gewannen.10
Ihre Freundin grüss' ich recht herzlich über den Rhein hinüber.
Über Luthers Denkmal steht im neuesten Stück des nordischen Merkurs und im künftigen etwas von mir. -- Ich arbeite unauf- hörlich an meiner Erziehungslehre; dem durchgehenden Ernst in den Kapiteln füg' ich zuweilen eine andere Beilage bei. Ich sehne15 mich aber in meine romantische Welt zurück. -- Lesen Sie doch Wilibalds Ansichten des Lebens von Wagner in Meiningen.
Ich hörte zwei Blinde, Dulon (Flöte) und Friedizi (Geige); jener gefiel meinen Augen und Ohren besser. --
Ich schlafe hier allmählich ein und nur zuweilen werd' ich munter20 und sage: gute Nacht!
Jetzt hab' ich einen Abschreiber, der nach einem künstlichen Plane Register aus meinen Exzerpten zieht. Das soll mirs künftig leicht machen, dann und wann anzuspielen.
Ich bin noch immer jokos oder scherzhaft und sehne mich nach25 Ihnen.
Lebt wol, Alter! Kommt! -- Am Ende schneid' ich für Euch die Schlafrocks-Klappe, woran ich meine Autorfedern abwische, als ein Briefchen ab und Ihr geht es durch in Euerer Antwort.
Richter30
159. An Emanuel.
[Bayreuth, 17. Okt. 1805]
Guten Morgen! Geben Sie Luther Otto, doch mit der Bitte, ihn mir so früh[zeit]ig zuzuschicken, daß ich die Druckfehler für die
*) 879 Exemplare waren schon zu Ostern verkauft.35
auch weiß Ihr guter alter Bekannter gewiß, wie gern Sie das Bei- ßende vergeben, ſobald es treffend iſt.
Einen Thaler holländiſche Glaskiele bin ich Ihnen zwar ſchuldig, zahl’ ihn aber, wenn Sie kommen, mit 1 Exemplar der Vorschule ab, welche bekanntlich 3 Laubthaler koſtet. Es geht gut*)5 ab, und ich wollte, ich könnte meine Freiexemplare auch los werden, wenigſtens theuerer als oben. Damit ich Ihnen aber doch 1 rtl. ſchuldig bleibe und nachher bezahle, erſuch’ ich Sie noch um 1 Federn Bund, aber faſt um beſſere. Doch waren im vorigen einige, welche durch die Folie der ſchlechten um ſie her, etwas gewannen.10
Ihre Freundin grüſſ’ ich recht herzlich über den Rhein hinüber.
Über Luthers Denkmal ſteht im neueſten Stück des nordischen Merkurs und im künftigen etwas von mir. — Ich arbeite unauf- hörlich an meiner Erziehungslehre; dem durchgehenden Ernſt in den Kapiteln füg’ ich zuweilen eine andere Beilage bei. Ich ſehne15 mich aber in meine romantiſche Welt zurück. — Leſen Sie doch Wilibalds Anſichten des Lebens von Wagner in Meiningen.
Ich hörte zwei Blinde, Dulon (Flöte) und Friedizi (Geige); jener gefiel meinen Augen und Ohren beſſer. —
Ich ſchlafe hier allmählich ein und nur zuweilen werd’ ich munter20 und ſage: gute Nacht!
Jetzt hab’ ich einen Abſchreiber, der nach einem künſtlichen Plane Regiſter aus meinen Exzerpten zieht. Das ſoll mirs künftig leicht machen, dann und wann anzuſpielen.
Ich bin noch immer jokos oder ſcherzhaft und ſehne mich nach25 Ihnen.
Lebt wol, Alter! Kommt! — Am Ende ſchneid’ ich für Euch die Schlafrocks-Klappe, woran ich meine Autorfedern abwiſche, als ein Briefchen ab und Ihr geht es durch in Euerer Antwort.
Richter30
159. An Emanuel.
[Bayreuth, 17. Okt. 1805]
Guten Morgen! Geben Sie Luther Otto, doch mit der Bitte, ihn mir ſo früh[zeit]ig zuzuſchicken, daß ich die Druckfehler für die
*) 879 Exemplare waren ſchon zu Oſtern verkauft.35
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auch weiß Ihr guter alter Bekannter gewiß, wie gern Sie das Bei-
ßende vergeben, ſobald es treffend iſt.
Einen Thaler holländiſche Glaskiele bin ich Ihnen zwar
ſchuldig, zahl’ ihn aber, wenn Sie kommen, mit 1 Exemplar der
Vorschule ab, welche bekanntlich 3 Laubthaler koſtet. Es geht gut *) 5
ab, und ich wollte, ich könnte meine Freiexemplare auch los werden,
wenigſtens theuerer als oben. Damit ich Ihnen aber doch 1 rtl.
ſchuldig bleibe und nachher bezahle, erſuch’ ich Sie noch um 1 Federn
Bund, aber faſt um beſſere. Doch waren im vorigen einige, welche
durch die Folie der ſchlechten um ſie her, etwas gewannen. 10
Ihre Freundin grüſſ’ ich recht herzlich über den Rhein hinüber.
Über Luthers Denkmal ſteht im neueſten Stück des nordischen
Merkurs und im künftigen etwas von mir. — Ich arbeite unauf-
hörlich an meiner Erziehungslehre; dem durchgehenden Ernſt
in den Kapiteln füg’ ich zuweilen eine andere Beilage bei. Ich ſehne 15
mich aber in meine romantiſche Welt zurück. — Leſen Sie doch
Wilibalds Anſichten des Lebens von Wagner in Meiningen.
Ich hörte zwei Blinde, Dulon (Flöte) und Friedizi (Geige); jener
gefiel meinen Augen und Ohren beſſer. —
Ich ſchlafe hier allmählich ein und nur zuweilen werd’ ich munter 20
und ſage: gute Nacht!
Jetzt hab’ ich einen Abſchreiber, der nach einem künſtlichen Plane
Regiſter aus meinen Exzerpten zieht. Das ſoll mirs künftig leicht
machen, dann und wann anzuſpielen.
Ich bin noch immer jokos oder ſcherzhaft und ſehne mich nach 25
Ihnen.
Lebt wol, Alter! Kommt! — Am Ende ſchneid’ ich für Euch die
Schlafrocks-Klappe, woran ich meine Autorfedern abwiſche, als ein
Briefchen ab und Ihr geht es durch in Euerer Antwort.
Richter 30
159. An Emanuel.
[Bayreuth, 17. Okt. 1805]
Guten Morgen! Geben Sie Luther Otto, doch mit der Bitte, ihn
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*) 879 Exemplare waren ſchon zu Oſtern verkauft. 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/77>, abgerufen am 16.02.2025.
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