nicht so zahlreich wie sonst, da Otto in den Kriegsjahren 1806 bis 1808 von Bayreuth abwesend war. So ist zwar das Verzeichnis der fehlenden Briefe in diesem Bande länger ausgefallen als in den übrigen; es darf aber gesagt werden, daß die Verluste im großen und ganzen nicht sehr erheblich sind.
Der Band reicht von Jean Pauls Niederlassung in Bayreuth im August 1804 bis zum Ende des Jahres 1808. Es war eine Zeit inten- sivster schriftstellerischer Tätigkeit, zu der jetzt auch die wirtschaftliche Lage der auf fünf Köpfe angewachsenen Familie nötigte. Nur ganz kurze Ausflüge in die nahe Umgebung (Erlangen, Nürnberg, Wunsiedel) hat sich Jean Paul gestattet; die geplanten Reisen nach Hof und zu Jacobi nach München wurden immer wieder aufge- schoben. In rascher Folge entstanden das vierte Bändchen der Flegel- jahre, das Freiheits-Büchlein, die Levana mit ihrem Ergänzungs- blatt, Schmelzle, Katzenberger mit den verbesserten Werkchen, die Friedens-Predigt und große Teile der Dämmerungen und von Fibels Leben, daneben zahlreiche, zum Teil umfangreiche Aufsätze für Taschenbücher und Zeitschriften, besonders für das 1807 be- ginnende Cottasche Morgenblatt, sowie Rezensionen für die Heidelberger Jahrbücher. Bayreuth blieb zwar unmittelbar vom Krieg verschont, kam aber unter französische Verwaltung, die drückende Steuerlasten auferlegte. Das Darniederliegen des deutschen Buchhandels machte es zuweilen schwierig, Manuskripte unterzu- bringen, und Jean Paul mußte mit immer neuen Verlegern an- knüpfen, bis er an Cotta einen sichern Rückhalt fand. Der schrift- liche Verkehr mit Verlegern, besonders mit Perthes, Vieweg, Mohr & Zimmer und Cotta, macht daher den größten Teil seiner Korrespondenz aus, während die ehemals so intensive, mehr oder minder erotisch gefärbte mit Frauen fast ganz aufhört. Von den früheren männlichen Korrespondenten waren Herder und Gleim gestorben, Friedrich von Oertel starb 1807, Karoline Herder 1808. Lebhaft blieb der Briefwechsel mit Jacobi, Schlichte- grolls, Thieriot, Ernst Wagner und mit dem Herzog von Gotha; neu hinzu kam namentlich der Kreis der Heidelberger Jahrbücher (Görres, Marheineke, Creuzer, Schwarz). Mit Emanuel hat Jean Paul fast täglich Billette gewechselt, oft mehrere an einem Tage.
nicht ſo zahlreich wie ſonſt, da Otto in den Kriegsjahren 1806 bis 1808 von Bayreuth abweſend war. So iſt zwar das Verzeichnis der fehlenden Briefe in dieſem Bande länger ausgefallen als in den übrigen; es darf aber geſagt werden, daß die Verluſte im großen und ganzen nicht ſehr erheblich ſind.
Der Band reicht von Jean Pauls Niederlaſſung in Bayreuth im Auguſt 1804 bis zum Ende des Jahres 1808. Es war eine Zeit inten- ſivſter ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit, zu der jetzt auch die wirtſchaftliche Lage der auf fünf Köpfe angewachſenen Familie nötigte. Nur ganz kurze Ausflüge in die nahe Umgebung (Erlangen, Nürnberg, Wunſiedel) hat ſich Jean Paul geſtattet; die geplanten Reiſen nach Hof und zu Jacobi nach München wurden immer wieder aufge- ſchoben. In raſcher Folge entſtanden das vierte Bändchen der Flegel- jahre, das Freiheits-Büchlein, die Levana mit ihrem Ergänzungs- blatt, Schmelzle, Katzenberger mit den verbeſſerten Werkchen, die Friedens-Predigt und große Teile der Dämmerungen und von Fibels Leben, daneben zahlreiche, zum Teil umfangreiche Aufſätze für Taſchenbücher und Zeitſchriften, beſonders für das 1807 be- ginnende Cottaſche Morgenblatt, ſowie Rezenſionen für die Heidelberger Jahrbücher. Bayreuth blieb zwar unmittelbar vom Krieg verſchont, kam aber unter franzöſiſche Verwaltung, die drückende Steuerlaſten auferlegte. Das Darniederliegen des deutſchen Buchhandels machte es zuweilen ſchwierig, Manuſkripte unterzu- bringen, und Jean Paul mußte mit immer neuen Verlegern an- knüpfen, bis er an Cotta einen ſichern Rückhalt fand. Der ſchrift- liche Verkehr mit Verlegern, beſonders mit Perthes, Vieweg, Mohr & Zimmer und Cotta, macht daher den größten Teil ſeiner Korreſpondenz aus, während die ehemals ſo intenſive, mehr oder minder erotiſch gefärbte mit Frauen faſt ganz aufhört. Von den früheren männlichen Korreſpondenten waren Herder und Gleim geſtorben, Friedrich von Oertel ſtarb 1807, Karoline Herder 1808. Lebhaft blieb der Briefwechſel mit Jacobi, Schlichte- grolls, Thieriot, Ernſt Wagner und mit dem Herzog von Gotha; neu hinzu kam namentlich der Kreis der Heidelberger Jahrbücher (Görres, Marheineke, Creuzer, Schwarz). Mit Emanuel hat Jean Paul faſt täglich Billette gewechſelt, oft mehrere an einem Tage.
<TEI><text><body><divtype="preface"n="1"><p><pbfacs="#f0005"n="VI"/>
nicht ſo zahlreich wie ſonſt, da Otto in den Kriegsjahren 1806 bis<lb/>
1808 von Bayreuth abweſend war. So iſt zwar das Verzeichnis der<lb/>
fehlenden Briefe in dieſem Bande länger ausgefallen als in den<lb/>
übrigen; es darf aber geſagt werden, daß die Verluſte im großen<lb/>
und ganzen nicht ſehr erheblich ſind.</p><lb/><p>Der Band reicht von Jean Pauls Niederlaſſung in Bayreuth im<lb/>
Auguſt 1804 bis zum Ende des Jahres 1808. Es war eine Zeit inten-<lb/>ſivſter ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit, zu der jetzt auch die wirtſchaftliche<lb/>
Lage der auf fünf Köpfe angewachſenen Familie nötigte. Nur ganz<lb/>
kurze Ausflüge in die nahe Umgebung (Erlangen, Nürnberg,<lb/>
Wunſiedel) hat ſich Jean Paul geſtattet; die geplanten Reiſen nach<lb/>
Hof und zu Jacobi nach München wurden immer wieder aufge-<lb/>ſchoben. In raſcher Folge entſtanden das vierte Bändchen der Flegel-<lb/>
jahre, das Freiheits-Büchlein, die Levana mit ihrem Ergänzungs-<lb/>
blatt, Schmelzle, Katzenberger mit den verbeſſerten Werkchen, die<lb/>
Friedens-Predigt und große Teile der Dämmerungen und von<lb/>
Fibels Leben, daneben zahlreiche, zum Teil umfangreiche Aufſätze<lb/>
für Taſchenbücher und Zeitſchriften, beſonders für das 1807 be-<lb/>
ginnende Cottaſche Morgenblatt, ſowie Rezenſionen für die<lb/>
Heidelberger Jahrbücher. Bayreuth blieb zwar unmittelbar vom<lb/>
Krieg verſchont, kam aber unter franzöſiſche Verwaltung, die<lb/>
drückende Steuerlaſten auferlegte. Das Darniederliegen des deutſchen<lb/>
Buchhandels machte es zuweilen ſchwierig, Manuſkripte unterzu-<lb/>
bringen, und Jean Paul mußte mit immer neuen Verlegern an-<lb/>
knüpfen, bis er an Cotta einen ſichern Rückhalt fand. Der ſchrift-<lb/>
liche Verkehr mit Verlegern, beſonders mit Perthes, Vieweg,<lb/>
Mohr & Zimmer und Cotta, macht daher den größten Teil ſeiner<lb/>
Korreſpondenz aus, während die ehemals ſo intenſive, mehr oder<lb/>
minder erotiſch gefärbte mit Frauen faſt ganz aufhört. Von<lb/>
den früheren männlichen Korreſpondenten waren Herder und<lb/>
Gleim geſtorben, Friedrich von Oertel ſtarb 1807, Karoline<lb/>
Herder 1808. Lebhaft blieb der Briefwechſel mit Jacobi, Schlichte-<lb/>
grolls, Thieriot, Ernſt Wagner und mit dem Herzog von Gotha;<lb/>
neu hinzu kam namentlich der Kreis der Heidelberger Jahrbücher<lb/>
(Görres, Marheineke, Creuzer, Schwarz). Mit Emanuel hat<lb/>
Jean Paul faſt täglich Billette gewechſelt, oft mehrere an einem<lb/>
Tage.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[VI/0005]
nicht ſo zahlreich wie ſonſt, da Otto in den Kriegsjahren 1806 bis
1808 von Bayreuth abweſend war. So iſt zwar das Verzeichnis der
fehlenden Briefe in dieſem Bande länger ausgefallen als in den
übrigen; es darf aber geſagt werden, daß die Verluſte im großen
und ganzen nicht ſehr erheblich ſind.
Der Band reicht von Jean Pauls Niederlaſſung in Bayreuth im
Auguſt 1804 bis zum Ende des Jahres 1808. Es war eine Zeit inten-
ſivſter ſchriftſtelleriſcher Tätigkeit, zu der jetzt auch die wirtſchaftliche
Lage der auf fünf Köpfe angewachſenen Familie nötigte. Nur ganz
kurze Ausflüge in die nahe Umgebung (Erlangen, Nürnberg,
Wunſiedel) hat ſich Jean Paul geſtattet; die geplanten Reiſen nach
Hof und zu Jacobi nach München wurden immer wieder aufge-
ſchoben. In raſcher Folge entſtanden das vierte Bändchen der Flegel-
jahre, das Freiheits-Büchlein, die Levana mit ihrem Ergänzungs-
blatt, Schmelzle, Katzenberger mit den verbeſſerten Werkchen, die
Friedens-Predigt und große Teile der Dämmerungen und von
Fibels Leben, daneben zahlreiche, zum Teil umfangreiche Aufſätze
für Taſchenbücher und Zeitſchriften, beſonders für das 1807 be-
ginnende Cottaſche Morgenblatt, ſowie Rezenſionen für die
Heidelberger Jahrbücher. Bayreuth blieb zwar unmittelbar vom
Krieg verſchont, kam aber unter franzöſiſche Verwaltung, die
drückende Steuerlaſten auferlegte. Das Darniederliegen des deutſchen
Buchhandels machte es zuweilen ſchwierig, Manuſkripte unterzu-
bringen, und Jean Paul mußte mit immer neuen Verlegern an-
knüpfen, bis er an Cotta einen ſichern Rückhalt fand. Der ſchrift-
liche Verkehr mit Verlegern, beſonders mit Perthes, Vieweg,
Mohr & Zimmer und Cotta, macht daher den größten Teil ſeiner
Korreſpondenz aus, während die ehemals ſo intenſive, mehr oder
minder erotiſch gefärbte mit Frauen faſt ganz aufhört. Von
den früheren männlichen Korreſpondenten waren Herder und
Gleim geſtorben, Friedrich von Oertel ſtarb 1807, Karoline
Herder 1808. Lebhaft blieb der Briefwechſel mit Jacobi, Schlichte-
grolls, Thieriot, Ernſt Wagner und mit dem Herzog von Gotha;
neu hinzu kam namentlich der Kreis der Heidelberger Jahrbücher
(Görres, Marheineke, Creuzer, Schwarz). Mit Emanuel hat
Jean Paul faſt täglich Billette gewechſelt, oft mehrere an einem
Tage.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. VI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/5>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.