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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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Ich bitte Sie, das Exemplar des Taschenbuchs 1809, das Sie
mir wahrscheinlich schicken wollen, einem H. Varnhagen, (einem
trefflichen Kopfe) der in Tübingen bleibt, zu geben, weil ich mir,
um es eher zu haben, seines geben lassen, das er aus Berlin mit-
brachte.5

Ich bitte um die Einrückung der Anzeige zweier großer Druck-
fehler in das Morgenblatt.

Endlich bitte ich um Ihre Rechnung, wenn Sie eben ein Halb-
stündchen dazu von größern Berechnungen übrig haben, da ich mit
dem höchsten Widerwillen nur 1 fl. auf die Zukunft, statt auf die Ver-10
gangenheit anweise.

Für das Morgenblatt nächstens ein Blatt!

Leben Sie wol!

IhrJean Paul Fr. Richter15
585. An Auguste Schlichtegroll in München.

Vor der Ehe schreiben Frauen fast zu viele und lange Briefe; in
ihr fast nur Billets und nichts Langes, sie müßten denn etwas zu
waschen haben, Köpfe oder Weißzeug. Würde in München nicht20
zuweilen etwas gedruckt: so hielte ichs für das 2te Hercul[anum],
das erst ans Tageslicht zu graben wäre. -- Ich wollte, ich wäre bei
Ihnen und Sie lachten mich aus und gäben mir dabei ein freund-
liches Wort und einen noch schöneren Blick.

Und doch wird eine solche Sünderin noch gehoben durch einen25
Sünder, der nicht einmal auf vergangne Briefe -- geschweige, wie
ich doch haben will, auf zukünftige -- Antwort gibt. Durch H. [v.
Seckendorff]
sandt' ich ihm einen langen Brief. Ihnen gibt er
gewis eine Antwort; und diese geben Sie mir mit der Ihrigen: so
hab' ich ein Stückchen Nachsommer. -- Meine Kinder nehmen zu30
an Weisheit und Verstand und Leib; beim Vater ist dieß, letztern
ausgenommen, nicht wol mehr möglich. -- Lassen Sie mich immer
noch wie ein altes Familienportrait in irgend einem Winkelchen
Ihrer Gehirn- oder Herzkammern angelehnt stehen. Ihr Bild hin-
gegen nimmt in meinen gar zu viel Platz weg.35

Ich bitte Sie, das Exemplar des Taſchenbuchs 1809, das Sie
mir wahrſcheinlich ſchicken wollen, einem H. Varnhagen, (einem
trefflichen Kopfe) der in Tübingen bleibt, zu geben, weil ich mir,
um es eher zu haben, ſeines geben laſſen, das er aus Berlin mit-
brachte.5

Ich bitte um die Einrückung der Anzeige zweier großer Druck-
fehler in das Morgenblatt.

Endlich bitte ich um Ihre Rechnung, wenn Sie eben ein Halb-
ſtündchen dazu von größern Berechnungen übrig haben, da ich mit
dem höchſten Widerwillen nur 1 fl. auf die Zukunft, ſtatt auf die Ver-10
gangenheit anweiſe.

Für das Morgenblatt nächſtens ein Blatt!

Leben Sie wol!

IhrJean Paul Fr. Richter15
585. An Auguſte Schlichtegroll in München.

Vor der Ehe ſchreiben Frauen faſt zu viele und lange Briefe; in
ihr faſt nur Billets und nichts Langes, ſie müßten denn etwas zu
waſchen haben, Köpfe oder Weißzeug. Würde in München nicht20
zuweilen etwas gedruckt: ſo hielte ichs für das 2te Hercul[anum],
das erſt ans Tageslicht zu graben wäre. — Ich wollte, ich wäre bei
Ihnen und Sie lachten mich aus und gäben mir dabei ein freund-
liches Wort und einen noch ſchöneren Blick.

Und doch wird eine ſolche Sünderin noch gehoben durch einen25
Sünder, der nicht einmal auf vergangne Briefe — geſchweige, wie
ich doch haben will, auf zukünftige — Antwort gibt. Durch H. [v.
Seckendorff]
ſandt’ ich ihm einen langen Brief. Ihnen gibt er
gewis eine Antwort; und dieſe geben Sie mir mit der Ihrigen: ſo
hab’ ich ein Stückchen Nachſommer. — Meine Kinder nehmen zu30
an Weisheit und Verſtand und Leib; beim Vater iſt dieß, letztern
ausgenommen, nicht wol mehr möglich. — Laſſen Sie mich immer
noch wie ein altes Familienportrait in irgend einem Winkelchen
Ihrer Gehirn- oder Herzkammern angelehnt ſtehen. Ihr Bild hin-
gegen nimmt in meinen gar zu viel Platz weg.35

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[242/0259] Ich bitte Sie, das Exemplar des Taſchenbuchs 1809, das Sie mir wahrſcheinlich ſchicken wollen, einem H. Varnhagen, (einem trefflichen Kopfe) der in Tübingen bleibt, zu geben, weil ich mir, um es eher zu haben, ſeines geben laſſen, das er aus Berlin mit- brachte. 5 Ich bitte um die Einrückung der Anzeige zweier großer Druck- fehler in das Morgenblatt. Endlich bitte ich um Ihre Rechnung, wenn Sie eben ein Halb- ſtündchen dazu von größern Berechnungen übrig haben, da ich mit dem höchſten Widerwillen nur 1 fl. auf die Zukunft, ſtatt auf die Ver- 10 gangenheit anweiſe. Für das Morgenblatt nächſtens ein Blatt! Leben Sie wol! IhrJean Paul Fr. Richter 15 585. An Auguſte Schlichtegroll in München. [Kopie][Bayreuth, 27. Okt. 1808] Vor der Ehe ſchreiben Frauen faſt zu viele und lange Briefe; in ihr faſt nur Billets und nichts Langes, ſie müßten denn etwas zu waſchen haben, Köpfe oder Weißzeug. Würde in München nicht 20 zuweilen etwas gedruckt: ſo hielte ichs für das 2te Hercul[anum], das erſt ans Tageslicht zu graben wäre. — Ich wollte, ich wäre bei Ihnen und Sie lachten mich aus und gäben mir dabei ein freund- liches Wort und einen noch ſchöneren Blick. Und doch wird eine ſolche Sünderin noch gehoben durch einen 25 Sünder, der nicht einmal auf vergangne Briefe — geſchweige, wie ich doch haben will, auf zukünftige — Antwort gibt. Durch H. [v. Seckendorff] ſandt’ ich ihm einen langen Brief. Ihnen gibt er gewis eine Antwort; und dieſe geben Sie mir mit der Ihrigen: ſo hab’ ich ein Stückchen Nachſommer. — Meine Kinder nehmen zu 30 an Weisheit und Verſtand und Leib; beim Vater iſt dieß, letztern ausgenommen, nicht wol mehr möglich. — Laſſen Sie mich immer noch wie ein altes Familienportrait in irgend einem Winkelchen Ihrer Gehirn- oder Herzkammern angelehnt ſtehen. Ihr Bild hin- gegen nimmt in meinen gar zu viel Platz weg. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/259>, abgerufen am 10.05.2024.