Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

vom König zum Kammerdirektor -- und der jetzt des Ministers
L[ichtenstein] wegen, welcher seine Rechtlichkeit nicht aushielt, selber
abschied, um sich durch die ewig ersehnte Kunst (Poesie, Musik) zu
erhalten und sein Herz zu befriedigen. Präsident Völderndorf gab
ihm eine Empfehlung an den Oberstallmeister Kesling mit. Mög'5
er doch im kunstliebenden München ein Ruhe- und Arbeitsplätzchen
finden! Sein Äußeres ist unbedeutend. Lebe wol!

Jetzt schreibst du mir doch bald, baldigst?

553. An Professor Creuzer in Heidelberg.
10

Meinem Bewußtsein und Festhalten der Unparteilichkeit war
meine Verschiedenheit so wenig ein Anstoß, daß ich nicht einmal für
ihn [Fichte] partheiisch zu erscheinen suchte geschweige vermied.

554. An Emanuel.
15

Guten Morgen! Hier, lieber Emanuel, send' ich Ihnen eine Kleinig-
keit, eh sie heute ans Morgenblatt abgeht. Möge sie nicht so leer
sein als ein Thieriots Couvert!

555. An Cotta.
20

Hier, lieber Cotta, send' ich Ihnen eine ernsthafte Kleinigkeit
für das M[orgen] Bl[att], die aber ein Paar tausend Lesern will-
kommener sein wird als ein satirischer Band.

Auf meinen gedruckten Schmelzle harr' ich jeden Tag. Außer
ihm kommt nichts von mir zur M[ichaelis] M[esse]. Ich bitte Sie25
um gütige baldige Antwort.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter

verte

Beinahe hätt' ich meinen herzlichen Dank für Ihre Bücher-30
Gaben vergessen. Wie würde zu anderer Zeit der Neo-Shakespeare
Faust die Zeit erschüttern und durchblitzen!

vom König zum Kammerdirektor — und der jetzt des Miniſters
L[ichtenſtein] wegen, welcher ſeine Rechtlichkeit nicht aushielt, ſelber
abſchied, um ſich durch die ewig erſehnte Kunſt (Poeſie, Muſik) zu
erhalten und ſein Herz zu befriedigen. Präſident Völderndorf gab
ihm eine Empfehlung an den Oberſtallmeiſter Kesling mit. Mög’5
er doch im kunſtliebenden München ein Ruhe- und Arbeitsplätzchen
finden! Sein Äußeres iſt unbedeutend. Lebe wol!

Jetzt ſchreibſt du mir doch bald, baldigſt?

553. An Profeſſor Creuzer in Heidelberg.
10

Meinem Bewußtſein und Feſthalten der Unparteilichkeit war
meine Verſchiedenheit ſo wenig ein Anſtoß, daß ich nicht einmal für
ihn [Fichte] partheiiſch zu erſcheinen ſuchte geſchweige vermied.

554. An Emanuel.
15

Guten Morgen! Hier, lieber Emanuel, ſend’ ich Ihnen eine Kleinig-
keit, eh ſie heute ans Morgenblatt abgeht. Möge ſie nicht ſo leer
ſein als ein Thieriots Couvert!

555. An Cotta.
20

Hier, lieber Cotta, ſend’ ich Ihnen eine ernſthafte Kleinigkeit
für das M[orgen] Bl[att], die aber ein Paar tauſend Leſern will-
kommener ſein wird als ein ſatiriſcher Band.

Auf meinen gedruckten Schmelzle harr’ ich jeden Tag. Außer
ihm kommt nichts von mir zur M[ichaelis] M[eſſe]. Ich bitte Sie25
um gütige baldige Antwort.

Ihr
Jean Paul Fr. Richter

verte

Beinahe hätt’ ich meinen herzlichen Dank für Ihre Bücher-30
Gaben vergeſſen. Wie würde zu anderer Zeit der Neo-Shakespeare
Fauſt die Zeit erſchüttern und durchblitzen!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <postscript>
          <p><pb facs="#f0245" n="229"/>
vom König zum Kammerdirektor &#x2014; und der jetzt des Mini&#x017F;ters<lb/>
L[ichten&#x017F;tein] wegen, welcher &#x017F;eine Rechtlichkeit nicht aushielt, &#x017F;elber<lb/>
ab&#x017F;chied, um &#x017F;ich durch die ewig er&#x017F;ehnte Kun&#x017F;t (Poe&#x017F;ie, Mu&#x017F;ik) zu<lb/>
erhalten und &#x017F;ein Herz zu befriedigen. Prä&#x017F;ident Völderndorf gab<lb/>
ihm eine Empfehlung an den Ober&#x017F;tallmei&#x017F;ter Kesling mit. Mög&#x2019;<lb n="5"/>
er doch im kun&#x017F;tliebenden München ein Ruhe- und Arbeitsplätzchen<lb/>
finden! Sein Äußeres i&#x017F;t unbedeutend. Lebe wol!</p><lb/>
          <p>Jetzt &#x017F;chreib&#x017F;t du mir doch bald, baldig&#x017F;t?</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>553. An <hi rendition="#g">Profe&#x017F;&#x017F;or Creuzer in Heidelberg.</hi></head><lb/>
        <byline>[Kopie]</byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 26. Juli 1808]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Meinem Bewußt&#x017F;ein und Fe&#x017F;thalten der Unparteilichkeit war<lb/>
meine Ver&#x017F;chiedenheit &#x017F;o wenig ein An&#x017F;toß, daß ich nicht einmal für<lb/>
ihn [Fichte] partheii&#x017F;ch zu er&#x017F;cheinen &#x017F;uchte ge&#x017F;chweige vermied.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>554. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 20. Aug. 1808]</hi> </dateline>
        <lb n="15"/>
        <p>Guten Morgen! Hier, lieber Emanuel, &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen eine Kleinig-<lb/>
keit, eh &#x017F;ie heute ans Morgenblatt abgeht. Möge &#x017F;ie nicht &#x017F;o leer<lb/>
&#x017F;ein als ein Thieriots Couvert!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>555. An <hi rendition="#g">Cotta.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> d. 20 Aug. 1808</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Hier, lieber <hi rendition="#aq">Cotta,</hi> &#x017F;end&#x2019; ich Ihnen eine ern&#x017F;thafte Kleinigkeit<lb/>
für das <hi rendition="#aq">M[orgen] Bl[att],</hi> die aber ein Paar tau&#x017F;end Le&#x017F;ern will-<lb/>
kommener &#x017F;ein wird als ein &#x017F;atiri&#x017F;cher Band.</p><lb/>
        <p>Auf meinen gedruckten <hi rendition="#aq">Schmelzle</hi> harr&#x2019; ich jeden Tag. Außer<lb/>
ihm kommt nichts von mir zur M[ichaelis] M[e&#x017F;&#x017F;e]. Ich bitte Sie<lb n="25"/>
um gütige baldige Antwort.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr<lb/>
Jean Paul Fr. Richter</hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">verte</hi> </hi> </p><lb/>
          <p>Beinahe hätt&#x2019; ich meinen herzlichen Dank für Ihre Bücher-<lb n="30"/>
Gaben verge&#x017F;&#x017F;en. Wie würde zu anderer Zeit der <hi rendition="#aq">Neo-Shakespeare</hi><lb/>
Fau&#x017F;t die Zeit er&#x017F;chüttern und durchblitzen!</p><lb/>
        </postscript>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0245] vom König zum Kammerdirektor — und der jetzt des Miniſters L[ichtenſtein] wegen, welcher ſeine Rechtlichkeit nicht aushielt, ſelber abſchied, um ſich durch die ewig erſehnte Kunſt (Poeſie, Muſik) zu erhalten und ſein Herz zu befriedigen. Präſident Völderndorf gab ihm eine Empfehlung an den Oberſtallmeiſter Kesling mit. Mög’ 5 er doch im kunſtliebenden München ein Ruhe- und Arbeitsplätzchen finden! Sein Äußeres iſt unbedeutend. Lebe wol! Jetzt ſchreibſt du mir doch bald, baldigſt? 553. An Profeſſor Creuzer in Heidelberg. [Kopie][Bayreuth, 26. Juli 1808] 10 Meinem Bewußtſein und Feſthalten der Unparteilichkeit war meine Verſchiedenheit ſo wenig ein Anſtoß, daß ich nicht einmal für ihn [Fichte] partheiiſch zu erſcheinen ſuchte geſchweige vermied. 554. An Emanuel. [Bayreuth, 20. Aug. 1808] 15 Guten Morgen! Hier, lieber Emanuel, ſend’ ich Ihnen eine Kleinig- keit, eh ſie heute ans Morgenblatt abgeht. Möge ſie nicht ſo leer ſein als ein Thieriots Couvert! 555. An Cotta. Bayreuth d. 20 Aug. 1808 20 Hier, lieber Cotta, ſend’ ich Ihnen eine ernſthafte Kleinigkeit für das M[orgen] Bl[att], die aber ein Paar tauſend Leſern will- kommener ſein wird als ein ſatiriſcher Band. Auf meinen gedruckten Schmelzle harr’ ich jeden Tag. Außer ihm kommt nichts von mir zur M[ichaelis] M[eſſe]. Ich bitte Sie 25 um gütige baldige Antwort. Ihr Jean Paul Fr. Richter verte Beinahe hätt’ ich meinen herzlichen Dank für Ihre Bücher- 30 Gaben vergeſſen. Wie würde zu anderer Zeit der Neo-Shakespeare Fauſt die Zeit erſchüttern und durchblitzen!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/245
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/245>, abgerufen am 25.11.2024.