Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.mit diesem zusammen könnte, glaub' ich, sogar ein Mönch, ein Mich engt die Unentschiedenheit der jetzigen Welt in allen meinen Von Philosophien ein andermal, lieber Heinrich! Ich grüße J. P. Fr. Richter25 N. S. d. 26 Jul. Patrick Peale gefällt mir immer mehr durch seinen reinen festen mit dieſem zuſammen könnte, glaub’ ich, ſogar ein Mönch, ein Mich engt die Unentſchiedenheit der jetzigen Welt in allen meinen Von Philoſophien ein andermal, lieber Heinrich! Ich grüße J. P. Fr. Richter25 N. S. d. 26 Jul. Patrick Peale gefällt mir immer mehr durch ſeinen reinen feſten <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0244" n="228"/> mit dieſem zuſammen könnte, glaub’ ich, ſogar ein Mönch, ein<lb/> Ximenes, alle Staatsmänner im Errathen überflügeln.</p><lb/> <p>Mich engt die Unentſchiedenheit der jetzigen Welt in allen meinen<lb/> Planen ein, oft in ſolchen, die ſich auf ſechs Groſchen oder ſechs<lb/> Schritte belaufen. Indeß wird mir doch die Überzeugung immer<lb n="5"/> durchgreifender, daß ja überall die äußere Welt nur von einer Unent-<lb/> ſchiedenheit in eine andere höhere überſchwanke und man alſo, um<lb/> etwas zu wagen, warten müßte, bis der jüngſte Tag nicht nur,<lb/> ſondern auch das jüngſte Gericht vorüber wäre. So fiel es mir neu-<lb/> lich recht ſtark auf als eine Selbſtdummheit, daß ich durchaus nicht<lb n="10"/> froh ſein wollte, weil einige Befürchtungen und nicht zehn Jahre<lb/> Hoffnungen vor mir lägen, gleichſam über dem Haha meines Luſt-<lb/> gartens hinaus; denn, ſagt’ ich, als ich ſchon die Dummheit weg-<lb/> warf, willſt du nicht genießen mitten unter den Befürchtungen, ſo<lb/> fängt es gar nicht an, weil du doch den gewiſſen Plagen und Ver-<lb n="15"/> kürzungen des Alters zulebſt; denn, eine kurze überfüllende Zeit des<lb/> Lebens ausgenommen, beſtiehlt jede, und jede ſpätere ſtärker den<lb/> Ärmeren. So ſoll denn die Welt erfahren, daß ich mein 90<hi rendition="#sup">tes</hi> Jahr<lb/> wacker durchſchreite, obgleich mein 91<hi rendition="#sup">tes</hi> mir wenig verſpricht; denn,<lb/> ſag’ ich, du lebſt doch aufs 100<hi rendition="#sup">te</hi> los, was ſo gar nichts hat und läßt.<lb n="20"/> </p> <p>Von Philoſophien ein andermal, lieber Heinrich! Ich grüße<lb/> herzlich deine Schweſtern, die Frauen von Schlichtegroll und<lb/> Jacobs und die Männer dazu und dich zuerſt und letzt. Wehe jeder<lb/> Sturm hoch über oder tief unter deinem würdigen Haupte hinweg!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. Fr. Richter<lb n="25"/> N. S. d. 26 Jul.</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Patrick Peale gefällt mir immer mehr durch ſeinen reinen feſten<lb/> Charakter. Nur daß dieſen das harte Schickſal blos bilden und be-<lb/> reichern, aber nicht belohnen will. Denke dir einen Menſchen, der —<lb/> erſt 33 Jahr alt — nach Amerika des Bergbaues wegen gegangen,<lb n="30"/> dann, als er dort Kaufmann werden wollte, von einem Freunde um<lb/> die Summe dazu beſtohlen worden — der ſich mit Muſik und Zeichen-<lb/> ſtunden ernährte — der eine Amerikanerin heirathete, um deren<lb/> Vermögen von 4000 fl. er gleichfalls kam, ſo daß er ſich durch<lb/> Fiſchen erhielt — der dann in Sachſen Landeshauptmann wurde —<lb n="35"/> in Wittenberg die franzöſiſchen und ſächſiſchen Verhältniſſe aus-<lb/> einander ſetzte — vom Herzog von Hildb[urghauſen] erbeten wurde,<lb/></p> </postscript> </div> </body> </text> </TEI> [228/0244]
mit dieſem zuſammen könnte, glaub’ ich, ſogar ein Mönch, ein
Ximenes, alle Staatsmänner im Errathen überflügeln.
Mich engt die Unentſchiedenheit der jetzigen Welt in allen meinen
Planen ein, oft in ſolchen, die ſich auf ſechs Groſchen oder ſechs
Schritte belaufen. Indeß wird mir doch die Überzeugung immer 5
durchgreifender, daß ja überall die äußere Welt nur von einer Unent-
ſchiedenheit in eine andere höhere überſchwanke und man alſo, um
etwas zu wagen, warten müßte, bis der jüngſte Tag nicht nur,
ſondern auch das jüngſte Gericht vorüber wäre. So fiel es mir neu-
lich recht ſtark auf als eine Selbſtdummheit, daß ich durchaus nicht 10
froh ſein wollte, weil einige Befürchtungen und nicht zehn Jahre
Hoffnungen vor mir lägen, gleichſam über dem Haha meines Luſt-
gartens hinaus; denn, ſagt’ ich, als ich ſchon die Dummheit weg-
warf, willſt du nicht genießen mitten unter den Befürchtungen, ſo
fängt es gar nicht an, weil du doch den gewiſſen Plagen und Ver- 15
kürzungen des Alters zulebſt; denn, eine kurze überfüllende Zeit des
Lebens ausgenommen, beſtiehlt jede, und jede ſpätere ſtärker den
Ärmeren. So ſoll denn die Welt erfahren, daß ich mein 90tes Jahr
wacker durchſchreite, obgleich mein 91tes mir wenig verſpricht; denn,
ſag’ ich, du lebſt doch aufs 100te los, was ſo gar nichts hat und läßt. 20
Von Philoſophien ein andermal, lieber Heinrich! Ich grüße
herzlich deine Schweſtern, die Frauen von Schlichtegroll und
Jacobs und die Männer dazu und dich zuerſt und letzt. Wehe jeder
Sturm hoch über oder tief unter deinem würdigen Haupte hinweg!
J. P. Fr. Richter 25
N. S. d. 26 Jul.
Patrick Peale gefällt mir immer mehr durch ſeinen reinen feſten
Charakter. Nur daß dieſen das harte Schickſal blos bilden und be-
reichern, aber nicht belohnen will. Denke dir einen Menſchen, der —
erſt 33 Jahr alt — nach Amerika des Bergbaues wegen gegangen, 30
dann, als er dort Kaufmann werden wollte, von einem Freunde um
die Summe dazu beſtohlen worden — der ſich mit Muſik und Zeichen-
ſtunden ernährte — der eine Amerikanerin heirathete, um deren
Vermögen von 4000 fl. er gleichfalls kam, ſo daß er ſich durch
Fiſchen erhielt — der dann in Sachſen Landeshauptmann wurde — 35
in Wittenberg die franzöſiſchen und ſächſiſchen Verhältniſſe aus-
einander ſetzte — vom Herzog von Hildb[urghauſen] erbeten wurde,
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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