Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.greifen als in die damalige abgegohrne. Nach meinem Sinne müßten Ihr köstliches Tischgebet hat mich sehr erfreuet, ob ich mir gleich5 Könnt' ich nur 1/2 Stunde mit Ihnen über das politische Jetzt Antonie habe ich wegen ihrer schönen Seltenheiten herzlich lieb Ich grüße unsern Hofrath und unsere Hofräthin Heim. Wenn, Ich grüße herzlich Ihre kunstreiche Tochter und Wagner. Leben und reiten Sie wol. J. P. Fr. Richter25 549. An Antonie von Mützschefahl in Meiningen. [Bayreuth, 19. Juli 1808]Jetzt sprech' ich leider auf dem Schreibtisch mit Ihnen, neulich 15 Jean Paul Briefe. V.
greifen als in die damalige abgegohrne. Nach meinem Sinne müßten Ihr köſtliches Tiſchgebet hat mich ſehr erfreuet, ob ich mir gleich5 Könnt’ ich nur ½ Stunde mit Ihnen über das politiſche Jetzt Antonie habe ich wegen ihrer ſchönen Seltenheiten herzlich lieb Ich grüße unſern Hofrath und unſere Hofräthin Heim. Wenn, Ich grüße herzlich Ihre kunſtreiche Tochter und Wagner. Leben und reiten Sie wol. J. P. Fr. Richter25 549. An Antonie von Mützſchefahl in Meiningen. [Bayreuth, 19. Juli 1808]Jetzt ſprech’ ich leider auf dem Schreibtiſch mit Ihnen, neulich 15 Jean Paul Briefe. V.
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greifen als in die damalige abgegohrne. Nach meinem Sinne müßten
alle rechten Köpfe heute erſt ihren zwanzigſten Geburtstag feiern;
was könnte nicht werden, da eben in ſtürmiſchem Wetter die Pflanzen
am ſchnellſten wachſen?
Ihr köſtliches Tiſchgebet hat mich ſehr erfreuet, ob ich mir gleich 5
dabei mehr als der Braten vorkomme denn als der Herrgott, wie-
wol dieſer auf katholiſchen Altären auch nichts iſt als ein Ge-
backnes.
Könnt’ ich nur ½ Stunde mit Ihnen über das politiſche Jetzt
ſprechen oder vielmehr — denn ich thu’ es zum Theil in der Friedens- 10
predigt — Sie darüber hören! Ich will aber darüber gar nicht an-
fangen, zumal da die andern darüber gar nicht aufhören.
Antonie habe ich wegen ihrer ſchönen Seltenheiten herzlich lieb
gewonnen, ungeachtet einiger Seltſamkeiten. Sie verdient die
Erfüllung des Wunſches, den Mann öfter zu ſehen, der ſonſt im 15
Kamiſol über die Straße zu mir galoppierte.
Ich grüße unſern Hofrath und unſere Hofräthin Heim. Wenn,
wie man mir ſchreibt, ein Bayreuther Bierbrauer bei Meiningen iſt,
folglich auch ähnliches Bier, ſo wär’ ich noch im Stande, im Kriege
dahin zu ziehen; Schellings Werke würde mir der Hofrath liefern, 20
holländiſchen Käſe die Frau und einen L’hombre-Spieler von
Geheimen-Rath Sonntags beide.
Ich grüße herzlich Ihre kunſtreiche Tochter und Wagner.
Leben und reiten Sie wol.
J. P. Fr. Richter 25
549. An Antonie von Mützſchefahl in Meiningen.
[Kopie][Bayreuth, 19. Juli 1808]
Jetzt ſprech’ ich leider auf dem Schreibtiſch mit Ihnen, neulich
vor demſelben. ꝛc. Dieſer Unterſchied macht die Vergangenheit ſo
ſchön als die Gegenwart ärmer. Die Tage ſind verflogen, aber ſie 30
haben neue Erinnerungen in mich zurückgelegt; und wir leben ja
faſt alle von Erinnerungen. — Ihr Herz bleibe ſo rein als es warm
iſt. Nur ſchließen Sie zuweilen, da das Herz 4 Kammern hat, eine
davon etwas zu, weil man ſich bei offnen Thüren am leichteſten er-
kältet. Sage einmal am Ende des Briefs wie ich jetzt: Du! 35
15 Jean Paul Briefe. V.
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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