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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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und doch nicht vermag. [Ich schweige jetzt mehr brieflich als je,
gerade das Gegentheil thu' ich gedruckt. --

Das Beste wäre Auge in Auge, Hand in Hand. Wir beide haben
viel zu sprechen; der Himmel gebe mir bald dieses Glück, schwerlich
aber find' ichs in Berlin.] Es gehe Ihnen wol unter dem wilden5
Himmel der Zeit!

513. An Emanuel.

Meine Frau wollte diesen Vormittag Ihre Briefe und neue, sogar
an Sie von Th[ieriot] hintragen.10

Ich dachte, die Worte Ihres Greises wären aus einem guten
Buche gestohlen.

514. An Emanuel.

Guten Morgen! Ich freue mich Ihrer Freude. Sie sollen die15
Rezension lesen, die mild und strenge zugleich ist. -- Gibt es keinen
gangbaren Weg mehr von der Friedrichs Strasse in den Durschnitz?

515. An K. A. von Wangenheim in Stuttgart.

Briefliches Stummsein rechnen Sie ja nicht unter die stummen20
Sünden gegen die Freundschaft. Nur in einem, nämlich in diesem
Falle ist Wiederholung des Fehlers gegen viele die Entschuldigung
desselben. Und ich kann den Schreibfinger aufs Evangelium legen
und beschwören, daß ich seit 11/2 Jahren ein verdammter Schweig-
Sünder gewesen nach allen Ecken der Windenrose hin. -- Sein Buch25
auf Dringen der -- Feinde herausgegeben. Was hätten wir nicht
anno 1808 zu reden! Gott und zwei Pferde werden mich doch einst
durch Schwaben und an die Schweitz bringen; dann will ich die
zweite Neckarweinflasche bei Ihnen trinken, um für die erste noch
einmal aber beredter zu danken. Jetzt wär' eine Zeit für einen30
Kraft-Geist. Aber es [ist] nur eine für Einen.

und doch nicht vermag. [Ich ſchweige jetzt mehr brieflich als je,
gerade das Gegentheil thu’ ich gedruckt. —

Das Beſte wäre Auge in Auge, Hand in Hand. Wir beide haben
viel zu ſprechen; der Himmel gebe mir bald dieſes Glück, ſchwerlich
aber find’ ichs in Berlin.] Es gehe Ihnen wol unter dem wilden5
Himmel der Zeit!

513. An Emanuel.

Meine Frau wollte dieſen Vormittag Ihre Briefe und neue, ſogar
an Sie von Th[ieriot] hintragen.10

Ich dachte, die Worte Ihres Greiſes wären aus einem guten
Buche geſtohlen.

514. An Emanuel.

Guten Morgen! Ich freue mich Ihrer Freude. Sie ſollen die15
Rezenſion leſen, die mild und ſtrenge zugleich iſt. — Gibt es keinen
gangbaren Weg mehr von der Friedrichs Straſſe in den Durſchnitz?

515. An K. A. von Wangenheim in Stuttgart.

Briefliches Stummſein rechnen Sie ja nicht unter die ſtummen20
Sünden gegen die Freundſchaft. Nur in einem, nämlich in dieſem
Falle iſt Wiederholung des Fehlers gegen viele die Entſchuldigung
deſſelben. Und ich kann den Schreibfinger aufs Evangelium legen
und beſchwören, daß ich ſeit 1½ Jahren ein verdammter Schweig-
Sünder geweſen nach allen Ecken der Windenroſe hin. — Sein Buch25
auf Dringen der — Feinde herausgegeben. Was hätten wir nicht
anno 1808 zu reden! Gott und zwei Pferde werden mich doch einſt
durch Schwaben und an die Schweitz bringen; dann will ich die
zweite Neckarweinflaſche bei Ihnen trinken, um für die erſte noch
einmal aber beredter zu danken. Jetzt wär’ eine Zeit für einen30
Kraft-Geiſt. Aber es [iſt] nur eine für Einen.

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[210/0226] und doch nicht vermag. [Ich ſchweige jetzt mehr brieflich als je, gerade das Gegentheil thu’ ich gedruckt. — Das Beſte wäre Auge in Auge, Hand in Hand. Wir beide haben viel zu ſprechen; der Himmel gebe mir bald dieſes Glück, ſchwerlich aber find’ ichs in Berlin.] Es gehe Ihnen wol unter dem wilden 5 Himmel der Zeit! 513. An Emanuel. [Bayreuth, 25. April 1808] Meine Frau wollte dieſen Vormittag Ihre Briefe und neue, ſogar an Sie von Th[ieriot] hintragen. 10 Ich dachte, die Worte Ihres Greiſes wären aus einem guten Buche geſtohlen. 514. An Emanuel. [Bayreuth, 27. April 1808] Guten Morgen! Ich freue mich Ihrer Freude. Sie ſollen die 15 Rezenſion leſen, die mild und ſtrenge zugleich iſt. — Gibt es keinen gangbaren Weg mehr von der Friedrichs Straſſe in den Durſchnitz? 515. An K. A. von Wangenheim in Stuttgart. [Kopie][Bayreuth, 27. April 1808] Briefliches Stummſein rechnen Sie ja nicht unter die ſtummen 20 Sünden gegen die Freundſchaft. Nur in einem, nämlich in dieſem Falle iſt Wiederholung des Fehlers gegen viele die Entſchuldigung deſſelben. Und ich kann den Schreibfinger aufs Evangelium legen und beſchwören, daß ich ſeit 1½ Jahren ein verdammter Schweig- Sünder geweſen nach allen Ecken der Windenroſe hin. — Sein Buch 25 auf Dringen der — Feinde herausgegeben. Was hätten wir nicht anno 1808 zu reden! Gott und zwei Pferde werden mich doch einſt durch Schwaben und an die Schweitz bringen; dann will ich die zweite Neckarweinflaſche bei Ihnen trinken, um für die erſte noch einmal aber beredter zu danken. Jetzt wär’ eine Zeit für einen 30 Kraft-Geiſt. Aber es [iſt] nur eine für Einen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/226>, abgerufen am 02.05.2024.