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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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scherzhafte Beziehung auf den Text (oft eine Note auf 10 Text
Blätter weiter hinein oder zurück) haben: so hat der Setzer
blos dafür zu sorgen, daß unter jede Seite etwas von einer
Note komme und er darf jede so wie es die Druckschönheit
etwan verlangen sollte, auf die andere Seite hinüber ziehen --5
7. Da Bayern nicht blos an # Meilen sondern auch an Freiheit
und Geistern wächst: so kann ich zwar getrost auf die Liberalität
Ihrer Zensur vertrauen; indeß dürfte im widrigen Falle keine
Zeile weggestrichen werden, ohne daß ich davon wüßte, um sie
wo möglich zu restaurieren.10

Um eine baldige Antwort erlaubt mir die nahe Messe Sie zu
bitten.

Grüßen Sie von mir herzlich meinen Freund Jacobi und Schlichte-
groll,
an die beide ich mit geschrieben hätte, wäre die Meß-Eile
nicht.15

Und herzlich seien Sie gegrüßt! Mög' ich das Vergnügen haben,
mit Ihnen in thätige Verbindung zu kommen!

Jean Paul Fr. Richter

Auf der Bogenlage 20 hab' ich eine Note umgearbeitet, welcheder Setzer ordentlich eintheile.

20
384. An Karoline Herder in Freiberg.

Bis hieher traf mich der Krieg -- die Einquartierung ausgenom-
men -- nur von der Weltbürgerseite, gleichwol läßt mein Schmerz
jetzt nach, seitdem ich die Engländer als die Blut- und Geldsauger25
Europens mehr kenne -- und seitdem ich so viele deutsche Staats-
geschwüre entblößt sehe, die nur durch Wunden zu heilen waren --
und seitdem den Deutschen und Ausländern der Krieg wieder ver-
sperrt worden. Nicht Bonaparte am Oktober, sondern die Zeit --
Jahre vorher -- hat die Preussen geschlagen -- und es ist gut, daß30
dieser eingebildete Gesunde -- es gibt nicht so viele eingebildete
Kranke als Gesunde -- endlich unter die Wunden-Sucher (Sondeurs)
gekommen ist. Da ich nur von der Vergangenheit, nicht von der Zu-
kunft zehre etc. -- Gerade jetzt verzag' ich am wenigsten an deutschem
Geiste und Erwachen; Kanonen und Bajonette wecken am besten.35
Die Franzosen wurden ja eben so geweckt.


ſcherzhafte Beziehung auf den Text (oft eine Note auf 10 Text
Blätter weiter hinein oder zurück) haben: ſo hat der Setzer
blos dafür zu ſorgen, daß unter jede Seite etwas von einer
Note komme und er darf jede ſo wie es die Druckſchönheit
etwan verlangen ſollte, auf die andere Seite hinüber ziehen —5
7. Da Bayern nicht blos an □ Meilen ſondern auch an Freiheit
und Geiſtern wächſt: ſo kann ich zwar getroſt auf die Liberalität
Ihrer Zenſur vertrauen; indeß dürfte im widrigen Falle keine
Zeile weggeſtrichen werden, ohne daß ich davon wüßte, um ſie
wo möglich zu reſtaurieren.10

Um eine baldige Antwort erlaubt mir die nahe Meſſe Sie zu
bitten.

Grüßen Sie von mir herzlich meinen Freund Jacobi und Schlichte-
groll,
an die beide ich mit geſchrieben hätte, wäre die Meß-Eile
nicht.15

Und herzlich ſeien Sie gegrüßt! Mög’ ich das Vergnügen haben,
mit Ihnen in thätige Verbindung zu kommen!

Jean Paul Fr. Richter

Auf der Bogenlage 20 hab’ ich eine Note umgearbeitet, welcheder Setzer ordentlich eintheile.

20
384. An Karoline Herder in Freiberg.

Bis hieher traf mich der Krieg — die Einquartierung ausgenom-
men — nur von der Weltbürgerſeite, gleichwol läßt mein Schmerz
jetzt nach, ſeitdem ich die Engländer als die Blut- und Geldſauger25
Europens mehr kenne — und ſeitdem ich ſo viele deutſche Staats-
geſchwüre entblößt ſehe, die nur durch Wunden zu heilen waren —
und ſeitdem den Deutſchen und Ausländern der Krieg wieder ver-
ſperrt worden. Nicht Bonaparte am Oktober, ſondern die Zeit —
Jahre vorher — hat die Preuſſen geſchlagen — und es iſt gut, daß30
dieſer eingebildete Geſunde — es gibt nicht ſo viele eingebildete
Kranke als Geſunde — endlich unter die Wunden-Sucher (Sondeurs)
gekommen iſt. Da ich nur von der Vergangenheit, nicht von der Zu-
kunft zehre ꝛc. — Gerade jetzt verzag’ ich am wenigſten an deutſchem
Geiſte und Erwachen; Kanonen und Bajonette wecken am beſten.35
Die Franzoſen wurden ja eben ſo geweckt.

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[159/0174] ſcherzhafte Beziehung auf den Text (oft eine Note auf 10 Text Blätter weiter hinein oder zurück) haben: ſo hat der Setzer blos dafür zu ſorgen, daß unter jede Seite etwas von einer Note komme und er darf jede ſo wie es die Druckſchönheit etwan verlangen ſollte, auf die andere Seite hinüber ziehen — 5 7. Da Bayern nicht blos an □ Meilen ſondern auch an Freiheit und Geiſtern wächſt: ſo kann ich zwar getroſt auf die Liberalität Ihrer Zenſur vertrauen; indeß dürfte im widrigen Falle keine Zeile weggeſtrichen werden, ohne daß ich davon wüßte, um ſie wo möglich zu reſtaurieren. 10 Um eine baldige Antwort erlaubt mir die nahe Meſſe Sie zu bitten. Grüßen Sie von mir herzlich meinen Freund Jacobi und Schlichte- groll, an die beide ich mit geſchrieben hätte, wäre die Meß-Eile nicht. 15 Und herzlich ſeien Sie gegrüßt! Mög’ ich das Vergnügen haben, mit Ihnen in thätige Verbindung zu kommen! Jean Paul Fr. Richter Auf der Bogenlage 20 hab’ ich eine Note umgearbeitet, welcheder Setzer ordentlich eintheile. 20 384. An Karoline Herder in Freiberg. [Kopie][Bayreuth, 3. Aug. 1807] Bis hieher traf mich der Krieg — die Einquartierung ausgenom- men — nur von der Weltbürgerſeite, gleichwol läßt mein Schmerz jetzt nach, ſeitdem ich die Engländer als die Blut- und Geldſauger 25 Europens mehr kenne — und ſeitdem ich ſo viele deutſche Staats- geſchwüre entblößt ſehe, die nur durch Wunden zu heilen waren — und ſeitdem den Deutſchen und Ausländern der Krieg wieder ver- ſperrt worden. Nicht Bonaparte am Oktober, ſondern die Zeit — Jahre vorher — hat die Preuſſen geſchlagen — und es iſt gut, daß 30 dieſer eingebildete Geſunde — es gibt nicht ſo viele eingebildete Kranke als Geſunde — endlich unter die Wunden-Sucher (Sondeurs) gekommen iſt. Da ich nur von der Vergangenheit, nicht von der Zu- kunft zehre ꝛc. — Gerade jetzt verzag’ ich am wenigſten an deutſchem Geiſte und Erwachen; Kanonen und Bajonette wecken am beſten. 35 Die Franzoſen wurden ja eben ſo geweckt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/174>, abgerufen am 23.11.2024.