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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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378. An Emanuel.

Guten Morgen, väterlicher Emanuel! Ich hätte schon längst
selber geschrieben, wenn nicht Krause mir -- der bei 800 fl. in
1 Monat an 30 Mann gehabt -- Einwendungen gemacht hätte.5
Aber thun Sie nur alles, Rechter, was Sie für Recht halten;
Ihrem Sprechen folgt dann mein Schreiben nach. Und haben Sie
voraus Dank für jedes Wort! -- Ich sehne mich nach Wiedersehen,
das sich von Tag zu Tag verspätet!

379. An Präsident Dörnberg in Bayreuth.10

Vergeben Sie, daß ich das Glück einer kurzen Bekanntschaft
mit Ihnen zu einer Bitte an Sie verwende. Die Einquartierungs-
Kommission, welche die Noth zu Willkühr zwingt und welche ohne
Schuld auf Zufälligkeiten der Gerüchte festbestehende rechtliche15
Lasten gründen muß, hat mich, wie ich nicht nur höre sondern auch
auf meinen Quartierzetteln erfahre, mit 2 Porzionen belegt. Man
sagt mir, der Maßstab sei 1/2 Mann bei einem Vermögen von 4 oder
5000 fl. Ist dieß, so kann ich jede Minute beweisen, daß ich nur einen
1/2 verdiene, so lieb es mir wäre, das Gegentheil darthun zu können,20
damit ich selber als ein ganzer Mann erschiene. Wahrscheinlich
hat man unschuldig aus meiner Ausgabe Schlüsse auf meine Ein-
nahmen gemacht. Aber ein Schriftsteller, der nicht kompilieren
sondern erschaffen soll, muß oft in eine Dinte eintunken, die aus
Weintrauben und Kaffeebohnen gemacht ist, ein Dintenrezept, das25
oft halb soviel kostet als alles das einbringt, was er nachher damit
erschreibt. Überdieß bin ich ein Fremder hier -- vielleicht in manchem
Sinn -- nehme weder vom preußischen Staate (so wie von keinem
andern) einen Heller ein, noch gebrauch' ich, wie etwa ein Kaufmann,
irgend etwas um mich her zum Nahrungs-Werkzeug; und lebe30
gerade so von meinem Gelde als wär' ich gestern im Anker ange-
kommen.

Endlich da ich blos von meinen literarischen Arbeiten lebe: so
möchte ich wissen, wenn ich nach deren Ertrage soll geschätzt werden,
wie es die Einquartierungs-Kommission machen will -- da ich es35

378. An Emanuel.

Guten Morgen, väterlicher Emanuel! Ich hätte ſchon längſt
ſelber geſchrieben, wenn nicht Krause mir — der bei 800 fl. in
1 Monat an 30 Mann gehabt — Einwendungen gemacht hätte.5
Aber thun Sie nur alles, Rechter, was Sie für Recht halten;
Ihrem Sprechen folgt dann mein Schreiben nach. Und haben Sie
voraus Dank für jedes Wort! — Ich ſehne mich nach Wiederſehen,
das ſich von Tag zu Tag verſpätet!

379. An Präſident Dörnberg in Bayreuth.10

Vergeben Sie, daß ich das Glück einer kurzen Bekanntſchaft
mit Ihnen zu einer Bitte an Sie verwende. Die Einquartierungs-
Kommiſſion, welche die Noth zu Willkühr zwingt und welche ohne
Schuld auf Zufälligkeiten der Gerüchte feſtbeſtehende rechtliche15
Laſten gründen muß, hat mich, wie ich nicht nur höre ſondern auch
auf meinen Quartierzetteln erfahre, mit 2 Porzionen belegt. Man
ſagt mir, der Maßſtab ſei ½ Mann bei einem Vermögen von 4 oder
5000 fl. Iſt dieß, ſo kann ich jede Minute beweiſen, daß ich nur einen
½ verdiene, ſo lieb es mir wäre, das Gegentheil darthun zu können,20
damit ich ſelber als ein ganzer Mann erſchiene. Wahrſcheinlich
hat man unſchuldig aus meiner Ausgabe Schlüſſe auf meine Ein-
nahmen gemacht. Aber ein Schriftſteller, der nicht kompilieren
ſondern erſchaffen ſoll, muß oft in eine Dinte eintunken, die aus
Weintrauben und Kaffeebohnen gemacht iſt, ein Dintenrezept, das25
oft halb ſoviel koſtet als alles das einbringt, was er nachher damit
erſchreibt. Überdieß bin ich ein Fremder hier — vielleicht in manchem
Sinn — nehme weder vom preußiſchen Staate (ſo wie von keinem
andern) einen Heller ein, noch gebrauch’ ich, wie etwa ein Kaufmann,
irgend etwas um mich her zum Nahrungs-Werkzeug; und lebe30
gerade ſo von meinem Gelde als wär’ ich geſtern im Anker ange-
kommen.

Endlich da ich blos von meinen literariſchen Arbeiten lebe: ſo
möchte ich wiſſen, wenn ich nach deren Ertrage ſoll geſchätzt werden,
wie es die Einquartierungs-Kommiſſion machen will — da ich es35

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[156/0171] 378. An Emanuel. [Bayreuth, 16. Juli 1807] Guten Morgen, väterlicher Emanuel! Ich hätte ſchon längſt ſelber geſchrieben, wenn nicht Krause mir — der bei 800 fl. in 1 Monat an 30 Mann gehabt — Einwendungen gemacht hätte. 5 Aber thun Sie nur alles, Rechter, was Sie für Recht halten; Ihrem Sprechen folgt dann mein Schreiben nach. Und haben Sie voraus Dank für jedes Wort! — Ich ſehne mich nach Wiederſehen, das ſich von Tag zu Tag verſpätet! 379. An Präſident Dörnberg in Bayreuth. 10 [Kopie][Bayreuth, 17. Juli 1807] Vergeben Sie, daß ich das Glück einer kurzen Bekanntſchaft mit Ihnen zu einer Bitte an Sie verwende. Die Einquartierungs- Kommiſſion, welche die Noth zu Willkühr zwingt und welche ohne Schuld auf Zufälligkeiten der Gerüchte feſtbeſtehende rechtliche 15 Laſten gründen muß, hat mich, wie ich nicht nur höre ſondern auch auf meinen Quartierzetteln erfahre, mit 2 Porzionen belegt. Man ſagt mir, der Maßſtab ſei ½ Mann bei einem Vermögen von 4 oder 5000 fl. Iſt dieß, ſo kann ich jede Minute beweiſen, daß ich nur einen ½ verdiene, ſo lieb es mir wäre, das Gegentheil darthun zu können, 20 damit ich ſelber als ein ganzer Mann erſchiene. Wahrſcheinlich hat man unſchuldig aus meiner Ausgabe Schlüſſe auf meine Ein- nahmen gemacht. Aber ein Schriftſteller, der nicht kompilieren ſondern erſchaffen ſoll, muß oft in eine Dinte eintunken, die aus Weintrauben und Kaffeebohnen gemacht iſt, ein Dintenrezept, das 25 oft halb ſoviel koſtet als alles das einbringt, was er nachher damit erſchreibt. Überdieß bin ich ein Fremder hier — vielleicht in manchem Sinn — nehme weder vom preußiſchen Staate (ſo wie von keinem andern) einen Heller ein, noch gebrauch’ ich, wie etwa ein Kaufmann, irgend etwas um mich her zum Nahrungs-Werkzeug; und lebe 30 gerade ſo von meinem Gelde als wär’ ich geſtern im Anker ange- kommen. Endlich da ich blos von meinen literariſchen Arbeiten lebe: ſo möchte ich wiſſen, wenn ich nach deren Ertrage ſoll geſchätzt werden, wie es die Einquartierungs-Kommiſſion machen will — da ich es 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/171>, abgerufen am 09.11.2024.