Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite
343. An Emanuel.

Guten Morgen! Es ist mir lieb, daß Sie jemand schicken, der
meinen Dank für die mich berauschende Rose abholt. Sie ist mein
Vor-Frühling. Wir müssen einmal 1 Stunde beisammen und im5
Sprech-Himmel sein. Meine Stube ist voll Kinder und Klavier-
stimmereien.

N. S. Meine Frau ist leider auf der Bleich-Wiese und Max
im Hemde. Wie ists zu machen?

344. An Emanuel.10

O gern Emanuel, Machen Sie mit Max was Sie wollen, wie kann es ihm
beßer ergehen als mit und bei Ihnen. Wie lange habe ich Sie nicht gesehen; als ich
gestern vor Ihnen vorbei gieng eilte ich wegen meines schlechten Anzugs und grüste
schneller als es mir ums Herz war. Die Kehler hat ihren Bruder verloren und war15
gestern krank.

Guten Tag!Caroline

N. S. Ich unterschreibe obiges hier unten; und zwar alles, nur
das Vorbeifliegen wegen Anzugs nicht. Da meine C. wünscht, daß
Sie alles mit M[ax] thun was Sie wollen: so bitt' ich Sie herzlich,20
lassen Sie ihn in Tenzenloh ohne Hemd ein wenig laufen. Guten
Morgen, Liebster!

345. An Emanuel.

Guten Morgen! Der gestrige Liebes Abend wird mir lange mit25
seinem heiligen Abendrothe in der Seele nachschimmern. Sie froh
zu sehen ist für mich der rührend-süßeste Anblick. Wir wollen uns
aber schon öftere Echo der gestrigen Sphärenmusik verschaffen.

346. An Emanuel.
30

Zwei treffliche Briefe, und Ihrer der reichste. Aber Ihr gegen-
seitiges Gefecht ist gegen entgegengesetzte Richtungen gewendet.

[Adr.] Herrn Emanuel charge d'amis et par des amis.
343. An Emanuel.

Guten Morgen! Es iſt mir lieb, daß Sie jemand ſchicken, der
meinen Dank für die mich berauſchende Roſe abholt. Sie iſt mein
Vor-Frühling. Wir müſſen einmal 1 Stunde beiſammen und im5
Sprech-Himmel ſein. Meine Stube iſt voll Kinder und Klavier-
ſtimmereien.

N. S. Meine Frau iſt leider auf der Bleich-Wieſe und Max
im Hemde. Wie iſts zu machen?

344. An Emanuel.10

O gern Emanuel, Machen Sie mit Max was Sie wollen, wie kann es ihm
beßer ergehen als mit und bei Ihnen. Wie lange habe ich Sie nicht geſehen; als ich
geſtern vor Ihnen vorbei gieng eilte ich wegen meines ſchlechten Anzugs und grüſte
ſchneller als es mir ums Herz war. Die Kehler hat ihren Bruder verloren und war15
geſtern krank.

Guten Tag!Caroline

N. S. Ich unterſchreibe obiges hier unten; und zwar alles, nur
das Vorbeifliegen wegen Anzugs nicht. Da meine C. wünſcht, daß
Sie alles mit M[ax] thun was Sie wollen: ſo bitt’ ich Sie herzlich,20
laſſen Sie ihn in Tenzenloh ohne Hemd ein wenig laufen. Guten
Morgen, Liebſter!

345. An Emanuel.

Guten Morgen! Der geſtrige Liebes Abend wird mir lange mit25
ſeinem heiligen Abendrothe in der Seele nachſchimmern. Sie froh
zu ſehen iſt für mich der rührend-ſüßeſte Anblick. Wir wollen uns
aber ſchon öftere Echo der geſtrigen Sphärenmuſik verſchaffen.

346. An Emanuel.
30

Zwei treffliche Briefe, und Ihrer der reichſte. Aber Ihr gegen-
ſeitiges Gefecht iſt gegen entgegengeſetzte Richtungen gewendet.

[Adr.] Herrn Emanuel chargé d’amis et par des amis.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0159" n="144"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>343. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 10. April 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Es i&#x017F;t mir lieb, daß Sie jemand &#x017F;chicken, der<lb/>
meinen Dank für die mich berau&#x017F;chende Ro&#x017F;e abholt. Sie i&#x017F;t mein<lb/>
Vor-Frühling. Wir mü&#x017F;&#x017F;en einmal 1 Stunde bei&#x017F;ammen und im<lb n="5"/>
Sprech-Himmel &#x017F;ein. Meine Stube i&#x017F;t voll Kinder und Klavier-<lb/>
&#x017F;timmereien.</p><lb/>
        <p>N. S. Meine Frau i&#x017F;t leider auf der Bleich-Wie&#x017F;e und Max<lb/>
im Hemde. Wie i&#x017F;ts zu machen?</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>344. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi><lb n="10"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 12. April 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p> <hi rendition="#smaller">O gern Emanuel, Machen Sie mit Max <hi rendition="#g">was Sie wollen,</hi> wie kann es ihm<lb/>
beßer ergehen als mit und bei Ihnen. Wie lange habe ich Sie nicht ge&#x017F;ehen; als ich<lb/>
ge&#x017F;tern vor Ihnen vorbei gieng eilte ich wegen meines &#x017F;chlechten Anzugs und grü&#x017F;te<lb/>
&#x017F;chneller als es mir ums Herz war. Die Kehler hat ihren Bruder verloren und war<lb n="15"/>
ge&#x017F;tern krank.</hi> </p><lb/>
        <closer rendition="#smaller">
          <salute> <hi rendition="#left">Guten Tag!</hi> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Caroline</hi> </hi> </salute>
        </closer><lb/>
        <postscript>
          <p rendition="#smaller">N. S. Ich unter&#x017F;chreibe obiges hier unten; und zwar alles, nur<lb/>
das Vorbeifliegen wegen Anzugs nicht. Da meine <hi rendition="#aq">C.</hi> wün&#x017F;cht, daß<lb/>
Sie alles mit M[ax] thun was Sie wollen: &#x017F;o bitt&#x2019; ich Sie herzlich,<lb n="20"/>
la&#x017F;&#x017F;en Sie ihn in Tenzenloh ohne Hemd ein wenig laufen. Guten<lb/>
Morgen, Lieb&#x017F;ter!</p>
        </postscript>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>345. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. April 1807]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Guten Morgen! Der ge&#x017F;trige Liebes Abend wird mir lange mit<lb n="25"/>
&#x017F;einem heiligen Abendrothe in der Seele nach&#x017F;chimmern. Sie froh<lb/>
zu &#x017F;ehen i&#x017F;t für mich der rührend-&#x017F;üße&#x017F;te Anblick. Wir wollen uns<lb/>
aber &#x017F;chon öftere Echo der ge&#x017F;trigen Sphärenmu&#x017F;ik ver&#x017F;chaffen.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>346. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 15. April 1807]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Zwei treffliche Briefe, und Ihrer der reich&#x017F;te. Aber Ihr gegen-<lb/>
&#x017F;eitiges Gefecht i&#x017F;t gegen entgegenge&#x017F;etzte Richtungen gewendet.</p><lb/>
        <trailer>
          <address>
            <addrLine>[Adr.] Herrn Emanuel <hi rendition="#aq">chargé d&#x2019;amis et par des amis.</hi></addrLine>
          </address>
        </trailer>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0159] 343. An Emanuel. [Bayreuth, 10. April 1807] Guten Morgen! Es iſt mir lieb, daß Sie jemand ſchicken, der meinen Dank für die mich berauſchende Roſe abholt. Sie iſt mein Vor-Frühling. Wir müſſen einmal 1 Stunde beiſammen und im 5 Sprech-Himmel ſein. Meine Stube iſt voll Kinder und Klavier- ſtimmereien. N. S. Meine Frau iſt leider auf der Bleich-Wieſe und Max im Hemde. Wie iſts zu machen? 344. An Emanuel. 10 [Bayreuth, 12. April 1807] O gern Emanuel, Machen Sie mit Max was Sie wollen, wie kann es ihm beßer ergehen als mit und bei Ihnen. Wie lange habe ich Sie nicht geſehen; als ich geſtern vor Ihnen vorbei gieng eilte ich wegen meines ſchlechten Anzugs und grüſte ſchneller als es mir ums Herz war. Die Kehler hat ihren Bruder verloren und war 15 geſtern krank. Guten Tag!Caroline N. S. Ich unterſchreibe obiges hier unten; und zwar alles, nur das Vorbeifliegen wegen Anzugs nicht. Da meine C. wünſcht, daß Sie alles mit M[ax] thun was Sie wollen: ſo bitt’ ich Sie herzlich, 20 laſſen Sie ihn in Tenzenloh ohne Hemd ein wenig laufen. Guten Morgen, Liebſter! 345. An Emanuel. [Bayreuth, 15. April 1807] Guten Morgen! Der geſtrige Liebes Abend wird mir lange mit 25 ſeinem heiligen Abendrothe in der Seele nachſchimmern. Sie froh zu ſehen iſt für mich der rührend-ſüßeſte Anblick. Wir wollen uns aber ſchon öftere Echo der geſtrigen Sphärenmuſik verſchaffen. 346. An Emanuel. [Bayreuth, 15. April 1807] 30 Zwei treffliche Briefe, und Ihrer der reichſte. Aber Ihr gegen- ſeitiges Gefecht iſt gegen entgegengeſetzte Richtungen gewendet. [Adr.] Herrn Emanuel chargé d’amis et par des amis.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/159
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/159>, abgerufen am 06.05.2024.