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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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330. An Emanuel.

Guten Morgen! Sie könnten mich ordentlich begierig nach Lob
machen, so gut ist Ihres. Meinem fehlet es oft an Muth und ich
halte andere für verschämter als diese mich. Kann ich denn gar nicht5
roth werden?

Ihre Seeligkeit über Ihre neue Heils- und Lebensordnung denk'
ich mir. Es gibt durchaus keinen Genuß der so groß wäre als das
stille Herrschen über sich; das über andere gibt nicht die Hälfte.

R.10
331. An Vieweg.

Für die empfangnen Freiexemplare und die 200 rtl. pr. c. sag'
ich Ihnen meinen Dank. Mein den 21ten Jenner abgegangnes Mspt
werden Sie erhalten haben. Schwerlich werden Sie es jetzt an-15
nehmen, da ein Theil der Druckfehler schon angezeigt gedruckt ist,
wiewol ich eine grosse Menge übersehen und in meinem Verzeichnis
selber neue gemacht habe. Warum schweigen Sie so gänzlich, be-
sonders auf das neue Mspt?

Ich kenne zwar den schönen Gefühls-Grund Ihres Schweigens20
wol, da der Krieg, d. h. der äußere Zwang nur die Handlungs-,
nicht die Denkart verändern kann; aber ich lege Ihnen doch jetzt und
endlich die Frage an Ihre moralische Gesinnngs-Weise näher, ob
ich nun nicht dem Kriege -- bei dem ich so gut litt und leide als Sie --
durch ein fast halbjähriges Moratorium unserer Bedingungen ein25
mehr als gewöhnliches Opfer gebracht. Aus Achtung für Ihren
Karakter und aus billiger Rücksicht auf die Zeitumstände, die wir
beide, wiewol mit ungleichen Kräften theilen und tragen, hab'
ich bisher gewartet, gezögert, gehofft und vertrauet und geschrieben.
Jetzt thu' ich dieß alles wieder; und bitte und erwarte, daß Sie mir30
mit umgehender Post antworten.

Sie haben in Rücksicht des Drucks alle meine Hoffnungen er-
füllt. Wäre nicht eben der dämmende Krieg: so würde die Levana
vielleicht mehr als irgend ein Werk von mir, die Leser und die Käufer
in Eine Klasse bringen.35

[Spaltenumbruch]
Leben Sie wol!
[Spaltenumbruch] Jean Paul Fr. Richter
330. An Emanuel.

Guten Morgen! Sie könnten mich ordentlich begierig nach Lob
machen, ſo gut iſt Ihres. Meinem fehlet es oft an Muth und ich
halte andere für verſchämter als dieſe mich. Kann ich denn gar nicht5
roth werden?

Ihre Seeligkeit über Ihre neue Heils- und Lebensordnung denk’
ich mir. Es gibt durchaus keinen Genuß der ſo groß wäre als das
ſtille Herrſchen über ſich; das über andere gibt nicht die Hälfte.

R.10
331. An Vieweg.

Für die empfangnen Freiexemplare und die 200 rtl. pr. c. ſag’
ich Ihnen meinen Dank. Mein den 21ten Jenner abgegangnes Mſpt
werden Sie erhalten haben. Schwerlich werden Sie es jetzt an-15
nehmen, da ein Theil der Druckfehler ſchon angezeigt gedruckt iſt,
wiewol ich eine groſſe Menge überſehen und in meinem Verzeichnis
ſelber neue gemacht habe. Warum ſchweigen Sie ſo gänzlich, be-
ſonders auf das neue Mſpt?

Ich kenne zwar den ſchönen Gefühls-Grund Ihres Schweigens20
wol, da der Krieg, d. h. der äußere Zwang nur die Handlungs-,
nicht die Denkart verändern kann; aber ich lege Ihnen doch jetzt und
endlich die Frage an Ihre moraliſche Geſinnngs-Weiſe näher, ob
ich nun nicht dem Kriege — bei dem ich ſo gut litt und leide als Sie —
durch ein faſt halbjähriges Moratorium unſerer Bedingungen ein25
mehr als gewöhnliches Opfer gebracht. Aus Achtung für Ihren
Karakter und aus billiger Rückſicht auf die Zeitumſtände, die wir
beide, wiewol mit ungleichen Kräften theilen und tragen, hab’
ich bisher gewartet, gezögert, gehofft und vertrauet und geſchrieben.
Jetzt thu’ ich dieß alles wieder; und bitte und erwarte, daß Sie mir30
mit umgehender Poſt antworten.

Sie haben in Rückſicht des Drucks alle meine Hoffnungen er-
füllt. Wäre nicht eben der dämmende Krieg: ſo würde die Levana
vielleicht mehr als irgend ein Werk von mir, die Leſer und die Käufer
in Eine Klaſſe bringen.35

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[136/0151] 330. An Emanuel. [Bayreuth, 10. März 1807] Guten Morgen! Sie könnten mich ordentlich begierig nach Lob machen, ſo gut iſt Ihres. Meinem fehlet es oft an Muth und ich halte andere für verſchämter als dieſe mich. Kann ich denn gar nicht 5 roth werden? Ihre Seeligkeit über Ihre neue Heils- und Lebensordnung denk’ ich mir. Es gibt durchaus keinen Genuß der ſo groß wäre als das ſtille Herrſchen über ſich; das über andere gibt nicht die Hälfte. R. 10 331. An Vieweg. Bayreuth d. 12. März 1807 Für die empfangnen Freiexemplare und die 200 rtl. pr. c. ſag’ ich Ihnen meinen Dank. Mein den 21ten Jenner abgegangnes Mſpt werden Sie erhalten haben. Schwerlich werden Sie es jetzt an- 15 nehmen, da ein Theil der Druckfehler ſchon angezeigt gedruckt iſt, wiewol ich eine groſſe Menge überſehen und in meinem Verzeichnis ſelber neue gemacht habe. Warum ſchweigen Sie ſo gänzlich, be- ſonders auf das neue Mſpt? Ich kenne zwar den ſchönen Gefühls-Grund Ihres Schweigens 20 wol, da der Krieg, d. h. der äußere Zwang nur die Handlungs-, nicht die Denkart verändern kann; aber ich lege Ihnen doch jetzt und endlich die Frage an Ihre moraliſche Geſinnngs-Weiſe näher, ob ich nun nicht dem Kriege — bei dem ich ſo gut litt und leide als Sie — durch ein faſt halbjähriges Moratorium unſerer Bedingungen ein 25 mehr als gewöhnliches Opfer gebracht. Aus Achtung für Ihren Karakter und aus billiger Rückſicht auf die Zeitumſtände, die wir beide, wiewol mit ungleichen Kräften theilen und tragen, hab’ ich bisher gewartet, gezögert, gehofft und vertrauet und geſchrieben. Jetzt thu’ ich dieß alles wieder; und bitte und erwarte, daß Sie mir 30 mit umgehender Poſt antworten. Sie haben in Rückſicht des Drucks alle meine Hoffnungen er- füllt. Wäre nicht eben der dämmende Krieg: ſo würde die Levana vielleicht mehr als irgend ein Werk von mir, die Leſer und die Käufer in Eine Klaſſe bringen. 35 Leben Sie wol! Jean Paul Fr. Richter

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/151>, abgerufen am 09.11.2024.