Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.Wenn ich vorher Ihr Eides-Wort hätte, daß Sie mir meine Was mir der Kriegsherbst versagte: wird mir, hoff' ich, der10 1) N. S. Auch meinen Gruß an Albrecht und seine Gattin. 2) Am 40ten Rittertage sollen Sie an den 41ten Ritter denken, der ich bin; nur daß er, wenn sonst Damen die Ritter bewaffneten20 und einkleideten, es umkehrt und von den Füssen anfängt. -- Möge Ihnen, gute Renate, für Ihr künftiges Jahr das Schicksal Berge und Thäler ersparen und Ihnen nur Auen geben. Richter Herzogl. hildburgh. Legazionsrath25 und privatisierender homme de lettres 329. An Emanuel. [Bayreuth, 7. März 1807]Gute Nacht, Treuester und alles Verstehender und eben darum! Wenn ich vorher Ihr Eides-Wort hätte, daß Sie mir meine Was mir der Kriegsherbſt verſagte: wird mir, hoff’ ich, der10 1) N. S. Auch meinen Gruß an Albrecht und ſeine Gattin. 2) Am 40ten Rittertage ſollen Sie an den 41ten Ritter denken, der ich bin; nur daß er, wenn ſonſt Damen die Ritter bewaffneten20 und einkleideten, es umkehrt und von den Füſſen anfängt. — Möge Ihnen, gute Renate, für Ihr künftiges Jahr das Schickſal Berge und Thäler erſparen und Ihnen nur Auen geben. Richter Herzogl. hildburgh. Legazionsrath25 und privatiſierender homme de lettres 329. An Emanuel. [Bayreuth, 7. März 1807]Gute Nacht, Treueſter und alles Verſtehender und eben darum! <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0150" n="135"/> <p>Wenn ich vorher Ihr Eides-Wort hätte, daß Sie mir meine<lb/> Kaufbitten um den Preis erfüllten, den ich wünſchte: ſo würd’ ich<lb/> wol manche Küchen-Bitten noch thun. Aber der Henker trau’ Ihnen!<lb/> Doch kann ich eine andere wagen, die 2 ABCBücher betrifft. Ich<lb/> ſchreibe jetzt etwas Spaßhaftes — Spaß iſt ſonſt meine Sache<lb n="5"/> nicht — über den Verfaſſer des ABC’s und erkläre, ſo gut ich kann:<lb/> „ein Affe gar poſſierlich iſt“ ꝛc. Um ein ſolches ABC mit bunten<lb/> Bildern bitt’ ich Sie. Auch wünſcht’ ich das andere zu haben, wo<lb/> hinten ein Hahn ſteht und lehrt.</p><lb/> <p>Was mir der Kriegsherbſt verſagte: wird mir, hoff’ ich, der<lb n="10"/> Frühling gewähren, die Reiſe nach Hof. Die Erinnerungen aus der<lb/> vorigen geben mir das warme Sehnen nach der zweiten. Ich wollte,<lb/> ich könnte Ihnen jetzt einen Stuhl und ein Schreibzeug hinſetzen<lb/> und Sie zwei Stunden lange an den Achſeln feſthalten, blos damit<lb/> Sie ſo lange ſäßen und ſchrieben an mich. Ich grüße Ihren Chriſtoph<lb n="15"/> und <hi rendition="#g">alle</hi> Ihre Kinder, keines ausgenommen, und Ihre Eltern.<lb/> Leben Sie wol, liebe Freundin!</p><lb/> <list> <item>1) N. S. Auch meinen Gruß an Albrecht und ſeine Gattin.</item><lb/> <item>2) Am 40<hi rendition="#sup">ten</hi> Rittertage ſollen Sie an den 41<hi rendition="#sup">ten</hi> Ritter denken, der<lb/> ich bin; nur daß er, wenn ſonſt Damen die Ritter bewaffneten<lb n="20"/> und einkleideten, es umkehrt und von den Füſſen anfängt. — Möge<lb/> Ihnen, gute Renate, für Ihr künftiges Jahr das Schickſal Berge<lb/> und Thäler erſparen und Ihnen nur Auen geben.</item> </list><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter<lb/> Herzogl. hildburgh. Legazionsrath<lb n="25"/> und privatiſierender <hi rendition="#aq">homme de lettres</hi></hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>329. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 7. März 1807]</hi> </dateline><lb/> <p>Gute Nacht, Treueſter und alles Verſtehender und eben darum!<lb/> Ich war innigſt froh bei Ihnen. Aber das Heute war nichts anders<lb n="30"/> als das Geſtern, Vorgeſtern, Vor-vor-vorgeſtern, oder als das<lb/> Morgen, wenn es auch komme. Gute Nacht!</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [135/0150]
Wenn ich vorher Ihr Eides-Wort hätte, daß Sie mir meine
Kaufbitten um den Preis erfüllten, den ich wünſchte: ſo würd’ ich
wol manche Küchen-Bitten noch thun. Aber der Henker trau’ Ihnen!
Doch kann ich eine andere wagen, die 2 ABCBücher betrifft. Ich
ſchreibe jetzt etwas Spaßhaftes — Spaß iſt ſonſt meine Sache 5
nicht — über den Verfaſſer des ABC’s und erkläre, ſo gut ich kann:
„ein Affe gar poſſierlich iſt“ ꝛc. Um ein ſolches ABC mit bunten
Bildern bitt’ ich Sie. Auch wünſcht’ ich das andere zu haben, wo
hinten ein Hahn ſteht und lehrt.
Was mir der Kriegsherbſt verſagte: wird mir, hoff’ ich, der 10
Frühling gewähren, die Reiſe nach Hof. Die Erinnerungen aus der
vorigen geben mir das warme Sehnen nach der zweiten. Ich wollte,
ich könnte Ihnen jetzt einen Stuhl und ein Schreibzeug hinſetzen
und Sie zwei Stunden lange an den Achſeln feſthalten, blos damit
Sie ſo lange ſäßen und ſchrieben an mich. Ich grüße Ihren Chriſtoph 15
und alle Ihre Kinder, keines ausgenommen, und Ihre Eltern.
Leben Sie wol, liebe Freundin!
1) N. S. Auch meinen Gruß an Albrecht und ſeine Gattin.
2) Am 40ten Rittertage ſollen Sie an den 41ten Ritter denken, der
ich bin; nur daß er, wenn ſonſt Damen die Ritter bewaffneten 20
und einkleideten, es umkehrt und von den Füſſen anfängt. — Möge
Ihnen, gute Renate, für Ihr künftiges Jahr das Schickſal Berge
und Thäler erſparen und Ihnen nur Auen geben.
Richter
Herzogl. hildburgh. Legazionsrath 25
und privatiſierender homme de lettres
329. An Emanuel.
[Bayreuth, 7. März 1807]
Gute Nacht, Treueſter und alles Verſtehender und eben darum!
Ich war innigſt froh bei Ihnen. Aber das Heute war nichts anders 30
als das Geſtern, Vorgeſtern, Vor-vor-vorgeſtern, oder als das
Morgen, wenn es auch komme. Gute Nacht!
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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