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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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5. Mahlmann schrieb es nicht. Der Schreiber ist edel, kräftig,
unparteiisch, sich nennend, sie verehrend, sogar Apels Genie an-
erkennend.
6. Sein Haß gegen die Ehe -- wer liebt, wählt hier immer --
oder will sie das Schicksal seiner Verlassenen theilen? -- Was wird5
der Vater thun und leiden, wenn ein ähnlicher Brief an ihn
kommt wie an mich?
288. An Emanuel.

Guten Morgen! Eben bekam ich Thieriots Paquet an mich10
adressiert, aber nicht geschrieben. Ich bitte Sie mir es zu leihen, da
ich jetzt in der Arbeit es nicht lesen kann, so wie Ihren Brief nicht
ausgenießen. Nur so viel ersah ich, daß er Gott dankt, Vorwand
zum Offenbacher Festsitzen bekommen zu haben.

289. An Emanuel.15

Guten Morgen! Ich mag noch so entzückt über Ihr Geben und
Wollen sein: so bin ichs doch über Ihren herrlichen Brief noch mehr,
der zu beidem noch Überfülle des Witzes und Verstandes bringt. Ich
weiß gewiß, daß Sie in Bayreuth, wenn nicht gar im Lande der20
beste Briefschreiber sind. Haben Sie Dank, weil Sie denn nie etwas
anders haben wollen.

290. An K. J. Lange in Berlin.

Vergeben Sie, H. Professor, mein langes Schweigen auf Ihr25
letztes Briefchen. Wahrscheinlich sind wir beide über das Honorar
für meinen Aufsatz über Luther -- nicht im Misverständnis. Ihnen
allein
gab ich ihn und keiner Buchhandlung; welche Sie zu Ihrer
Geschäftsträgerin wählten, konnt' ich nicht errathen oder ein-
mengen. Ich habe also mit meiner kleinen Foderung -- welche doch30
durch die jetzige Zeit mir bedeutend wird -- nicht die geringste
Rücksicht oder Rücksprache mit Fröh[lichs] Buchhandlung zu
nehmen, die Ihnen, wie Sie schreiben, noch viel abzutragen hat.

5. Mahlmann ſchrieb es nicht. Der Schreiber iſt edel, kräftig,
unparteiiſch, ſich nennend, ſie verehrend, ſogar Apels Genie an-
erkennend.
6. Sein Haß gegen die Ehe — wer liebt, wählt hier immer —
oder will ſie das Schickſal ſeiner Verlaſſenen theilen? — Was wird5
der Vater thun und leiden, wenn ein ähnlicher Brief an ihn
kommt wie an mich?
288. An Emanuel.

Guten Morgen! Eben bekam ich Thieriots Paquet an mich10
adreſſiert, aber nicht geſchrieben. Ich bitte Sie mir es zu leihen, da
ich jetzt in der Arbeit es nicht leſen kann, ſo wie Ihren Brief nicht
ausgenießen. Nur ſo viel erſah ich, daß er Gott dankt, Vorwand
zum Offenbacher Feſtſitzen bekommen zu haben.

289. An Emanuel.15

Guten Morgen! Ich mag noch ſo entzückt über Ihr Geben und
Wollen ſein: ſo bin ichs doch über Ihren herrlichen Brief noch mehr,
der zu beidem noch Überfülle des Witzes und Verſtandes bringt. Ich
weiß gewiß, daß Sie in Bayreuth, wenn nicht gar im Lande der20
beſte Briefſchreiber ſind. Haben Sie Dank, weil Sie denn nie etwas
anders haben wollen.

290. An K. J. Lange in Berlin.

Vergeben Sie, H. Profeſſor, mein langes Schweigen auf Ihr25
letztes Briefchen. Wahrſcheinlich ſind wir beide über das Honorar
für meinen Aufſatz über Luther — nicht im Misverſtändnis. Ihnen
allein
gab ich ihn und keiner Buchhandlung; welche Sie zu Ihrer
Geſchäftsträgerin wählten, konnt’ ich nicht errathen oder ein-
mengen. Ich habe alſo mit meiner kleinen Foderung — welche doch30
durch die jetzige Zeit mir bedeutend wird — nicht die geringſte
Rückſicht oder Rückſprache mit Fröh[lichs] Buchhandlung zu
nehmen, die Ihnen, wie Sie ſchreiben, noch viel abzutragen hat.

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[120/0135] 5. Mahlmann ſchrieb es nicht. Der Schreiber iſt edel, kräftig, unparteiiſch, ſich nennend, ſie verehrend, ſogar Apels Genie an- erkennend. 6. Sein Haß gegen die Ehe — wer liebt, wählt hier immer — oder will ſie das Schickſal ſeiner Verlaſſenen theilen? — Was wird 5 der Vater thun und leiden, wenn ein ähnlicher Brief an ihn kommt wie an mich? 288. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Dez. 1806] Guten Morgen! Eben bekam ich Thieriots Paquet an mich 10 adreſſiert, aber nicht geſchrieben. Ich bitte Sie mir es zu leihen, da ich jetzt in der Arbeit es nicht leſen kann, ſo wie Ihren Brief nicht ausgenießen. Nur ſo viel erſah ich, daß er Gott dankt, Vorwand zum Offenbacher Feſtſitzen bekommen zu haben. 289. An Emanuel. 15 [Bayreuth, 25. Dez. 1806] Guten Morgen! Ich mag noch ſo entzückt über Ihr Geben und Wollen ſein: ſo bin ichs doch über Ihren herrlichen Brief noch mehr, der zu beidem noch Überfülle des Witzes und Verſtandes bringt. Ich weiß gewiß, daß Sie in Bayreuth, wenn nicht gar im Lande der 20 beſte Briefſchreiber ſind. Haben Sie Dank, weil Sie denn nie etwas anders haben wollen. 290. An K. J. Lange in Berlin. [Kopie][Bayreuth, 27. Dez. 1806] Vergeben Sie, H. Profeſſor, mein langes Schweigen auf Ihr 25 letztes Briefchen. Wahrſcheinlich ſind wir beide über das Honorar für meinen Aufſatz über Luther — nicht im Misverſtändnis. Ihnen allein gab ich ihn und keiner Buchhandlung; welche Sie zu Ihrer Geſchäftsträgerin wählten, konnt’ ich nicht errathen oder ein- mengen. Ich habe alſo mit meiner kleinen Foderung — welche doch 30 durch die jetzige Zeit mir bedeutend wird — nicht die geringſte Rückſicht oder Rückſprache mit Fröh[lichs] Buchhandlung zu nehmen, die Ihnen, wie Sie ſchreiben, noch viel abzutragen hat.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/135>, abgerufen am 28.04.2024.