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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

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-- Oder: junges Blut spar <b'wahr> dein Gut -- Oder, was mein
Max immer so unzeitig sagt: Hans Dampf! --

"Göthe hat Wieland gerettet" Ich bitte Sie inständig, mir nur
dießmal eine weitläuftigste Geschichte zu geben. Ach die Armen, die
Guten, die Tapfern! -- Aber nicht sag' ich: die Klugen! Ich meine5
die Menschen der Niederlage.


So weit kam ich gestern; heute kann ich nicht viel weiter, wenn
ich nicht gar wie ich muß über den Brief hinaus schrei- [Seiten-
schluß
]10

b) Wissen Sie, was ein rechter Herzens Brief wäre? Ein
ewiger, fortgehender; man will immer sprechen wie leben und nur
mit dem Gegenstand. Daher muß jedem Schreiber sein Brief als
P. S. erscheinen und er hat nichts gesagt, sagt er.

Die Flecken sind keine Thränen, wie man sie oft in Briefen findet,15
weil ich keine rothen und grünen zu weinen habe.

II P. S. Auch bitt' ich Sie, meinen Brief an unser Frei-Herz und
unsern Frei-Geist Emanuel zurückzusenden, weil ich heute nichts
kopieren können; er will ihn mir leihen.

265. An Professor Marheineke in Erlangen.20

Aber in dieser Wolkenzeit ist Schweigen und Ruhen natürlich --
Satire ist Lustlüge, nicht Nothlüge.

266. An Emanuel.
25

O Sie alter Reiner und Heisser! Bleiben Sie nur so! Kein Wort
des Herzens darf vergehen. Ich mag Sie nie in Ihrer Schlafmütze
sehen, da sie länger halten soll als Sie. Am Ende bitt' ich mir sie
dazu aus, falls ich sie früher brauchen sollte. Den V. Br[ief] habich noch.30

267. An Vieweg.

-- Da die Sündfluth (des Heers) durch die Breite versiegt

8 Jean Paul Briefe. V.

— Oder: junges Blut ſpar <b’wahr> dein Gut — Oder, was mein
Max immer ſo unzeitig ſagt: Hans Dampf! —

„Göthe hat Wieland gerettet“ Ich bitte Sie inſtändig, mir nur
dießmal eine weitläuftigſte Geſchichte zu geben. Ach die Armen, die
Guten, die Tapfern! — Aber nicht ſag’ ich: die Klugen! Ich meine5
die Menſchen der Niederlage.


So weit kam ich geſtern; heute kann ich nicht viel weiter, wenn
ich nicht gar wie ich muß über den Brief hinaus ſchrei- [Seiten-
schluß
]10

b) Wiſſen Sie, was ein rechter Herzens Brief wäre? Ein
ewiger, fortgehender; man will immer ſprechen wie leben und nur
mit dem Gegenſtand. Daher muß jedem Schreiber ſein Brief als
P. S. erſcheinen und er hat nichts geſagt, ſagt er.

Die Flecken ſind keine Thränen, wie man ſie oft in Briefen findet,15
weil ich keine rothen und grünen zu weinen habe.

II P. S. Auch bitt’ ich Sie, meinen Brief an unſer Frei-Herz und
unſern Frei-Geiſt Emanuel zurückzuſenden, weil ich heute nichts
kopieren können; er will ihn mir leihen.

265. An Profeſſor Marheineke in Erlangen.20

Aber in dieſer Wolkenzeit iſt Schweigen und Ruhen natürlich —
Satire iſt Luſtlüge, nicht Nothlüge.

266. An Emanuel.
25

O Sie alter Reiner und Heiſſer! Bleiben Sie nur ſo! Kein Wort
des Herzens darf vergehen. Ich mag Sie nie in Ihrer Schlafmütze
ſehen, da ſie länger halten ſoll als Sie. Am Ende bitt’ ich mir ſie
dazu aus, falls ich ſie früher brauchen ſollte. Den V. Br[ief] habich noch.30

267. An Vieweg.

— Da die Sündfluth (des Heers) durch die Breite verſiegt

8 Jean Paul Briefe. V.
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[113/0128] — Oder: junges Blut ſpar <b’wahr> dein Gut — Oder, was mein Max immer ſo unzeitig ſagt: Hans Dampf! — „Göthe hat Wieland gerettet“ Ich bitte Sie inſtändig, mir nur dießmal eine weitläuftigſte Geſchichte zu geben. Ach die Armen, die Guten, die Tapfern! — Aber nicht ſag’ ich: die Klugen! Ich meine 5 die Menſchen der Niederlage. 14. Nov. So weit kam ich geſtern; heute kann ich nicht viel weiter, wenn ich nicht gar wie ich muß über den Brief hinaus ſchrei- [Seiten- schluß] 10 b) Wiſſen Sie, was ein rechter Herzens Brief wäre? Ein ewiger, fortgehender; man will immer ſprechen wie leben und nur mit dem Gegenſtand. Daher muß jedem Schreiber ſein Brief als P. S. erſcheinen und er hat nichts geſagt, ſagt er. Die Flecken ſind keine Thränen, wie man ſie oft in Briefen findet, 15 weil ich keine rothen und grünen zu weinen habe. II P. S. Auch bitt’ ich Sie, meinen Brief an unſer Frei-Herz und unſern Frei-Geiſt Emanuel zurückzuſenden, weil ich heute nichts kopieren können; er will ihn mir leihen. 265. An Profeſſor Marheineke in Erlangen. 20 [Kopie][Bayreuth, 20. Nov. 1806] Aber in dieſer Wolkenzeit iſt Schweigen und Ruhen natürlich — Satire iſt Luſtlüge, nicht Nothlüge. 266. An Emanuel. [Bayreuth, 23. Nov. 1806] 25 O Sie alter Reiner und Heiſſer! Bleiben Sie nur ſo! Kein Wort des Herzens darf vergehen. Ich mag Sie nie in Ihrer Schlafmütze ſehen, da ſie länger halten ſoll als Sie. Am Ende bitt’ ich mir ſie dazu aus, falls ich ſie früher brauchen ſollte. Den V. Br[ief] habich noch. 30 267. An Vieweg. [Kopie][Bayreuth, 30. Nov. 1806] — Da die Sündfluth (des Heers) durch die Breite verſiegt 8 Jean Paul Briefe. V.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/128>, abgerufen am 28.04.2024.