Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.

Bild:
<< vorherige Seite

die Erde, sie hat sich aber um 14 Tage geirrt -- bringt durch sein
Söhnchen wieder die Länder-Atropos, den Krieg, ins Schneiden
und Zerschneiden. Kurz ich werde wahrscheinlich in 8, oder 14 Tagen
fliehen müssen -- wiewol ichs doch nicht thue, als bis der Feind die
Gränze beschritten -- Also ersuch' ich deine Liebe für mich und5
meine Frau, daß du nach einem ganz gewöhnlichen meublierten Logis
dich umsiehst und sogleich Handgeld darauf gibst.*) Es braucht blos
2 gewöhnliche Stuben zu haben, die fern von einander sein dürfen;
die meiner Frau muß eine Schlafkammer für sie und die Kinder
haben. Wahrscheinlich triebe später der Krieg mich am Ende nach10
Berlin. Auch nach einem Dienstmädchen bitte Minna zu forschen.
Bayreuth gibt der König nicht her -- und ein Paar andere Dinge
nicht -- auch nicht seine Ehre. Indeß ist noch nichts entschieden.

[Lücke]

In oder außer der Stadt -- ist mir nur in so fern dann nicht15
gleichgültig, wenn es mehr kostet. Der Krieg frisset einem ohnehin
das Geld aus dem Beutel auch mitten im eignen Vaterlands
Frieden. Und doch müßte man froh sein, wenn der deutsche Geist und
Muth wieder auf den Thron stiege, wär' auch jede Stufe eine Leiche
und Schlacht.20

235. An Emanuel.

Guten Morgen!

Es wäre sonderbar, wenn ich Unrecht hätte; denn ich machte25
ja den Weg mit Ihnen, nicht mit NNNN. Indeß --. Statt meiner
schick' ich Ihnen Jacobi's Herzens Brief. C[aroline] aber kommt.
Was hab' ich von Ihnen als den Bischoff, wenn ich nicht blos Sie
habe? --

*) Die Miethzeit in Rücksicht der Dauer kann ich nicht bestimmen, etwa30
1 Monat; in Rücksicht des Anfangs ist ein Spielraum von 14 Tagen nach Empfang
dieses.
Betten kommen uns nach.

die Erde, ſie hat ſich aber um 14 Tage geirrt — bringt durch ſein
Söhnchen wieder die Länder-Atropos, den Krieg, ins Schneiden
und Zerſchneiden. Kurz ich werde wahrſcheinlich in 8, oder 14 Tagen
fliehen müſſen — wiewol ichs doch nicht thue, als bis der Feind die
Gränze beſchritten — Alſo erſuch’ ich deine Liebe für mich und5
meine Frau, daß du nach einem ganz gewöhnlichen meublierten Logis
dich umſiehſt und ſogleich Handgeld darauf gibſt.*) Es braucht blos
2 gewöhnliche Stuben zu haben, die fern von einander ſein dürfen;
die meiner Frau muß eine Schlafkammer für ſie und die Kinder
haben. Wahrſcheinlich triebe ſpäter der Krieg mich am Ende nach10
Berlin. Auch nach einem Dienſtmädchen bitte Minna zu forſchen.
Bayreuth gibt der König nicht her — und ein Paar andere Dinge
nicht — auch nicht ſeine Ehre. Indeß iſt noch nichts entſchieden.

[Lücke]

In oder außer der Stadt — iſt mir nur in ſo fern dann nicht15
gleichgültig, wenn es mehr koſtet. Der Krieg friſſet einem ohnehin
das Geld aus dem Beutel auch mitten im eignen Vaterlands
Frieden. Und doch müßte man froh ſein, wenn der deutſche Geiſt und
Muth wieder auf den Thron ſtiege, wär’ auch jede Stufe eine Leiche
und Schlacht.20

235. An Emanuel.

Guten Morgen!

Es wäre ſonderbar, wenn ich Unrecht hätte; denn ich machte25
ja den Weg mit Ihnen, nicht mit NNNN. Indeß —. Statt meiner
ſchick’ ich Ihnen Jacobi’s Herzens Brief. C[aroline] aber kommt.
Was hab’ ich von Ihnen als den Biſchoff, wenn ich nicht blos Sie
habe? —

*) Die Miethzeit in Rückſicht der Dauer kann ich nicht beſtimmen, etwa30
1 Monat; in Rückſicht des Anfangs iſt ein Spielraum von 14 Tagen nach Empfang
dieſes.
Betten kommen uns nach.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="101"/>
die Erde, &#x017F;ie hat &#x017F;ich aber um 14 Tage geirrt &#x2014; bringt durch &#x017F;ein<lb/>
Söhnchen wieder die Länder-Atropos, den Krieg, ins Schneiden<lb/>
und Zer&#x017F;chneiden. Kurz ich werde wahr&#x017F;cheinlich in 8, oder 14 Tagen<lb/>
fliehen mü&#x017F;&#x017F;en &#x2014; wiewol ichs doch nicht thue, als bis der Feind die<lb/>
Gränze be&#x017F;chritten &#x2014; Al&#x017F;o er&#x017F;uch&#x2019; ich deine Liebe für mich und<lb n="5"/>
meine Frau, daß du nach einem ganz gewöhnlichen meublierten Logis<lb/>
dich um&#x017F;ieh&#x017F;t und &#x017F;ogleich Handgeld darauf gib&#x017F;t.<note place="foot" n="*)">Die Miethzeit in Rück&#x017F;icht der Dauer kann ich nicht be&#x017F;timmen, etwa<lb n="30"/>
1 Monat; in Rück&#x017F;icht des Anfangs i&#x017F;t ein Spielraum von 14 Tagen nach Empfang<lb/>
die&#x017F;es.<lb/>
Betten kommen uns nach.</note> Es braucht blos<lb/>
2 gewöhnliche Stuben zu haben, die fern von einander &#x017F;ein dürfen;<lb/>
die meiner Frau muß eine Schlafkammer für &#x017F;ie und die Kinder<lb/>
haben. Wahr&#x017F;cheinlich triebe &#x017F;päter der Krieg mich am Ende nach<lb n="10"/>
Berlin. Auch nach einem Dien&#x017F;tmädchen bitte <hi rendition="#aq">Minna</hi> zu for&#x017F;chen.<lb/><hi rendition="#aq">Bayreuth</hi> gibt der König nicht her &#x2014; und ein Paar andere Dinge<lb/>
nicht &#x2014; auch nicht &#x017F;eine Ehre. Indeß i&#x017F;t noch nichts ent&#x017F;chieden.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">[<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Lücke</hi></hi>]</hi> </p><lb/>
        <p>In oder außer der Stadt &#x2014; i&#x017F;t mir nur in &#x017F;o fern dann nicht<lb n="15"/>
gleichgültig, wenn es mehr ko&#x017F;tet. Der Krieg fri&#x017F;&#x017F;et einem ohnehin<lb/>
das Geld aus dem Beutel auch mitten im eignen Vaterlands<lb/>
Frieden. Und doch müßte man froh &#x017F;ein, wenn der deut&#x017F;che Gei&#x017F;t und<lb/>
Muth wieder auf den Thron &#x017F;tiege, wär&#x2019; auch jede Stufe eine Leiche<lb/>
und Schlacht.<lb n="20"/>
</p>
        <byline> <hi rendition="#c">[<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Schluß fehlt</hi></hi>]</hi> </byline>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>235. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Bayreuth, 24. Aug. 1806]</hi> </dateline><lb/>
        <salute> <hi rendition="#right">Guten Morgen!</hi> </salute><lb/>
        <p>Es wäre &#x017F;onderbar, wenn ich Unrecht hätte; denn ich machte<lb n="25"/>
ja den Weg <hi rendition="#g">mit</hi> Ihnen, nicht mit <hi rendition="#aq">NNNN.</hi> Indeß &#x2014;. Statt meiner<lb/>
&#x017F;chick&#x2019; ich Ihnen Jacobi&#x2019;s Herzens Brief. <hi rendition="#aq">C[aroline]</hi> aber kommt.<lb/>
Was hab&#x2019; ich von Ihnen als den Bi&#x017F;choff, wenn ich nicht blos Sie<lb/>
habe? &#x2014;</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0116] die Erde, ſie hat ſich aber um 14 Tage geirrt — bringt durch ſein Söhnchen wieder die Länder-Atropos, den Krieg, ins Schneiden und Zerſchneiden. Kurz ich werde wahrſcheinlich in 8, oder 14 Tagen fliehen müſſen — wiewol ichs doch nicht thue, als bis der Feind die Gränze beſchritten — Alſo erſuch’ ich deine Liebe für mich und 5 meine Frau, daß du nach einem ganz gewöhnlichen meublierten Logis dich umſiehſt und ſogleich Handgeld darauf gibſt. *) Es braucht blos 2 gewöhnliche Stuben zu haben, die fern von einander ſein dürfen; die meiner Frau muß eine Schlafkammer für ſie und die Kinder haben. Wahrſcheinlich triebe ſpäter der Krieg mich am Ende nach 10 Berlin. Auch nach einem Dienſtmädchen bitte Minna zu forſchen. Bayreuth gibt der König nicht her — und ein Paar andere Dinge nicht — auch nicht ſeine Ehre. Indeß iſt noch nichts entſchieden. [Lücke] In oder außer der Stadt — iſt mir nur in ſo fern dann nicht 15 gleichgültig, wenn es mehr koſtet. Der Krieg friſſet einem ohnehin das Geld aus dem Beutel auch mitten im eignen Vaterlands Frieden. Und doch müßte man froh ſein, wenn der deutſche Geiſt und Muth wieder auf den Thron ſtiege, wär’ auch jede Stufe eine Leiche und Schlacht. 20 [Schluß fehlt] 235. An Emanuel. [Bayreuth, 24. Aug. 1806] Guten Morgen! Es wäre ſonderbar, wenn ich Unrecht hätte; denn ich machte 25 ja den Weg mit Ihnen, nicht mit NNNN. Indeß —. Statt meiner ſchick’ ich Ihnen Jacobi’s Herzens Brief. C[aroline] aber kommt. Was hab’ ich von Ihnen als den Biſchoff, wenn ich nicht blos Sie habe? — *) Die Miethzeit in Rückſicht der Dauer kann ich nicht beſtimmen, etwa 30 1 Monat; in Rückſicht des Anfangs iſt ein Spielraum von 14 Tagen nach Empfang dieſes. Betten kommen uns nach.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:13:57Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:13:57Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/116
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/116>, abgerufen am 28.04.2024.