Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961.Über Sturz S. 15 irrest du; denn er zeichnete mit engländischer Ich wollte noch -- du siehst es aus dem Quartbogen -- etwas d. 15 August Ich schreibe heitrer als ich bin. Die Welt-Atropos, der Krieg, Dein J. P. F. Richter 234. An Mahlmann. Bayreuth d. 16. Aug. 1806Mein guter Mahlmann! Der 15te August -- nach der alten Sage35 Über Sturz S. 15 irreſt du; denn er zeichnete mit engländiſcher Ich wollte noch — du ſiehſt es aus dem Quartbogen — etwas d. 15 Auguſt Ich ſchreibe heitrer als ich bin. Die Welt-Atropos, der Krieg, Dein J. P. F. Richter 234. An Mahlmann. Bayreuth d. 16. Aug. 1806Mein guter Mahlmann! Der 15te Auguſt — nach der alten Sage35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0115" n="100"/> <p>Über Sturz S. 15 irreſt du; denn er zeichnete mit engländiſcher<lb/> Anſicht die <hi rendition="#aq">bureaux d’esprit</hi> der damaligen Pariſer Witz-Direk-<lb/> tricen, und überhaupt die damaligen Dichter und Maler ſo giftig,<lb/> als nur ein Engländer verſucht hätte. Und gegen dich — wer hat<lb/> denn der <hi rendition="#aq">Sevigné’</hi>s, <hi rendition="#aq">Maintenon’</hi>s ꝛc. Briefe und Rouſſeau’s <hi rendition="#aq">Confes-<lb n="5"/> sions</hi> herausgegeben als Franzoſen — und wer hat denn in England<lb/> Pope’s, Swifts Briefe bei Lebzeiten ediert als Engländer? Folg-<lb/> lich thuſt du den Deutſchen mit deinem parziellen Vorwurf Unrecht.</p><lb/> <p>Ich wollte noch — du ſiehſt es aus dem Quartbogen — etwas<lb/> über Schellings <hi rendition="#aq">copula</hi> <hi rendition="#g">ſchriftlich</hi> ſprechen; (in ſeinem neueſten<lb n="10"/> Zuſatz der Weltſeele „über das Verhältniß des Realen und Idealen“,<lb/> worin er deine ironiſche und logiſche <hi rendition="#aq">copula</hi> wirklich als ernſtes,<lb/> feſtes Milchſtraßen-Band, kurz als <hi rendition="#aq">copula spiritualis</hi> des Univer-<lb/> ſums keck durchwebt .......); aber leider könnt’ es der Fall ſein, daß<lb/> ich mündlich ſprechen müßte. Ich weiß, daß ich morgen fortfahre<lb n="15"/> und fortſchreibe und ſetze alſo heute ſchon hin</p><lb/> <div> <dateline> <hi rendition="#right">d. 15 Auguſt</hi> </dateline><lb/> <p>Ich ſchreibe heitrer als ich bin. Die Welt-Atropos, der Krieg,<lb/> drückt wieder die Scheere zu. Ich thue alſo, lieber Bruder, die Bitte<lb/> des vorigen Jahres an dich mit Vertrauen deiner Nachſicht; nämlich<lb n="20"/> die um die Nachricht, ob ich mit meiner Familie im überſetzten<lb/> München ein ſchlechtes Quartier bekommen kann, oder ob ich nicht<lb/> (um meiner Familie lieber den Zug zu erſparen) vom Könige einen<lb/> Freibrief von der Einquartierung erbitten kann und unter welcher<lb/> Form. Deine zweite Güte wäre die größte Schnelligkeit der Antwort,<lb n="25"/> die du mir ja durch Andre geben kannſt. Daſſelbe gälte auch, würde<lb/> Bayreuth blos vertauſcht, da die Einquartierung dieſelbe iſt. Es<lb/> wäre ſogar die Frage, ob man ohne baieriſchen Paß nur durch<lb/> Baiern könnte. Habe Dank für deine Erfüllung der neulichen Bitte.<lb/> Lebe wol, verzeih’ den geſtrigen Brief und ſtehe mir bei, Heinrich!<lb n="30"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Dein<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>234. An <hi rendition="#g">Mahlmann.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 16. Aug.</hi> 1806</hi> </dateline><lb/> <p>Mein guter Mahlmann! Der 15<hi rendition="#sup">te</hi> Auguſt — nach der alten Sage<lb n="35"/> wurde der Teufel am erſten Auguſt vom Himmel geworfen auf<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0115]
Über Sturz S. 15 irreſt du; denn er zeichnete mit engländiſcher
Anſicht die bureaux d’esprit der damaligen Pariſer Witz-Direk-
tricen, und überhaupt die damaligen Dichter und Maler ſo giftig,
als nur ein Engländer verſucht hätte. Und gegen dich — wer hat
denn der Sevigné’s, Maintenon’s ꝛc. Briefe und Rouſſeau’s Confes- 5
sions herausgegeben als Franzoſen — und wer hat denn in England
Pope’s, Swifts Briefe bei Lebzeiten ediert als Engländer? Folg-
lich thuſt du den Deutſchen mit deinem parziellen Vorwurf Unrecht.
Ich wollte noch — du ſiehſt es aus dem Quartbogen — etwas
über Schellings copula ſchriftlich ſprechen; (in ſeinem neueſten 10
Zuſatz der Weltſeele „über das Verhältniß des Realen und Idealen“,
worin er deine ironiſche und logiſche copula wirklich als ernſtes,
feſtes Milchſtraßen-Band, kurz als copula spiritualis des Univer-
ſums keck durchwebt .......); aber leider könnt’ es der Fall ſein, daß
ich mündlich ſprechen müßte. Ich weiß, daß ich morgen fortfahre 15
und fortſchreibe und ſetze alſo heute ſchon hin
d. 15 Auguſt
Ich ſchreibe heitrer als ich bin. Die Welt-Atropos, der Krieg,
drückt wieder die Scheere zu. Ich thue alſo, lieber Bruder, die Bitte
des vorigen Jahres an dich mit Vertrauen deiner Nachſicht; nämlich 20
die um die Nachricht, ob ich mit meiner Familie im überſetzten
München ein ſchlechtes Quartier bekommen kann, oder ob ich nicht
(um meiner Familie lieber den Zug zu erſparen) vom Könige einen
Freibrief von der Einquartierung erbitten kann und unter welcher
Form. Deine zweite Güte wäre die größte Schnelligkeit der Antwort, 25
die du mir ja durch Andre geben kannſt. Daſſelbe gälte auch, würde
Bayreuth blos vertauſcht, da die Einquartierung dieſelbe iſt. Es
wäre ſogar die Frage, ob man ohne baieriſchen Paß nur durch
Baiern könnte. Habe Dank für deine Erfüllung der neulichen Bitte.
Lebe wol, verzeih’ den geſtrigen Brief und ſtehe mir bei, Heinrich! 30
Dein
J. P. F. Richter
234. An Mahlmann.
Bayreuth d. 16. Aug. 1806
Mein guter Mahlmann! Der 15te Auguſt — nach der alten Sage 35
wurde der Teufel am erſten Auguſt vom Himmel geworfen auf
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(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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