Sollte keine Möglichkeit vorhanden [sein], mich und einen ge- wißen D. H[erder] zusammenzubringen auf 1 Kanapee, damit wir 2 Worte sprächen über Gegenwart und Vergangenheit? -- Grüßen5 Sie sich und die Ihrigen.
5. An Professor Mehmel in Erlangen.
[Kopie]
[Bayreuth, 9. und 26. Aug. 1804]
Sobald Schelling in der Physik mit seinem Geist die Materie beseelt, was andere Kombinieren nennen, wird mir seine Welt-10 weisheit Himmels Weisheit, aber nicht, wenn er mit demselben als Alkahest die Materie rückwärts auflöst in philosophische Luft, welche freilich als durchsichtige Fassung der Welt leicht alles fäßt. Die Einwürfe gegen Schellings Absolutes sind nur welche gegen die Unbegreiflichkeit Gottes. So kehrt ewig der Mensch das Begreif-15 liche, das nur vom Unbegreiflichen lebt, als Waffe gegen dieses; den Halbgott als Messias wider Gott.
6. An Buchdrucker Wesselhöft in Jena.
Eiligst
Bayreuth d. 28. Aug. 1804
Ihren heutigen Brief vom 22ten beantwort' ich, wie ich hoffe,20 nur zum Überfluße, da ich schon am 20ten Ihnen gerade das zu- geschickt, was Sie darin verlangten. Die Druckfehler der dritten Abtheilung -- deren aber nach der letzten Probe zu urtheilen, weniger sind -- kommen eben vor dieselbe zu stehen. Ich hoffe, daß Sie für jetzt Papier genug haben, um das Inhalts-Verzeichniß sogleich25 vor die Vorrede zu drucken, woran mir so viel gelegen; wer wird den Küchenzettel erst nach dem Gastmal geben?
Ich habe 2 geglättete Exemplare von Perthes gewünscht; sollten sie indeß zu viele Zeit wegnehmen, so bitt' ich Sie, mir nur vor der Hand andere zu schicken, da der Herzog von Gotha lieber frühere als30 schönere begehrt.
Leben Sie wol!
J. P. F. Richter
4. An Dr. Gottfried Herder in Weimar.
[Kopie]
[Bayreuth, 25. Aug. 1804]
Sollte keine Möglichkeit vorhanden [ſein], mich und einen ge- wißen D. H[erder] zuſammenzubringen auf 1 Kanapee, damit wir 2 Worte ſprächen über Gegenwart und Vergangenheit? — Grüßen5 Sie ſich und die Ihrigen.
5. An Profeſſor Mehmel in Erlangen.
[Kopie]
[Bayreuth, 9. und 26. Aug. 1804]
Sobald Schelling in der Phyſik mit ſeinem Geiſt die Materie beſeelt, was andere Kombinieren nennen, wird mir ſeine Welt-10 weisheit Himmels Weisheit, aber nicht, wenn er mit demſelben als Alkaheſt die Materie rückwärts auflöſt in philoſophiſche Luft, welche freilich als durchſichtige Faſſung der Welt leicht alles fäßt. Die Einwürfe gegen Schellings Abſolutes ſind nur welche gegen die Unbegreiflichkeit Gottes. So kehrt ewig der Menſch das Begreif-15 liche, das nur vom Unbegreiflichen lebt, als Waffe gegen dieſes; den Halbgott als Meſſias wider Gott.
6. An Buchdrucker Weſſelhöft in Jena.
Eiligſt
Bayreuth d. 28. Aug. 1804
Ihren heutigen Brief vom 22ten beantwort’ ich, wie ich hoffe,20 nur zum Überfluße, da ich ſchon am 20ten Ihnen gerade das zu- geſchickt, was Sie darin verlangten. Die Druckfehler der dritten Abtheilung — deren aber nach der letzten Probe zu urtheilen, weniger ſind — kommen eben vor dieſelbe zu ſtehen. Ich hoffe, daß Sie für jetzt Papier genug haben, um das Inhalts-Verzeichniß ſogleich25 vor die Vorrede zu drucken, woran mir ſo viel gelegen; wer wird den Küchenzettel erſt nach dem Gaſtmal geben?
Ich habe 2 geglättete Exemplare von Perthes gewünſcht; ſollten ſie indeß zu viele Zeit wegnehmen, ſo bitt’ ich Sie, mir nur vor der Hand andere zu ſchicken, da der Herzog von Gotha lieber frühere als30 ſchönere begehrt.
Leben Sie wol!
J. P. F. Richter
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Sollte keine Möglichkeit vorhanden [ſein], mich und einen ge-
wißen D. H[erder] zuſammenzubringen auf 1 Kanapee, damit wir
2 Worte ſprächen über Gegenwart und Vergangenheit? — Grüßen 5
Sie ſich und die Ihrigen.
5. An Profeſſor Mehmel in Erlangen.
[Kopie][Bayreuth, 9. und 26. Aug. 1804]
Sobald Schelling in der Phyſik mit ſeinem Geiſt die Materie
beſeelt, was andere Kombinieren nennen, wird mir ſeine Welt- 10
weisheit Himmels Weisheit, aber nicht, wenn er mit demſelben als
Alkaheſt die Materie rückwärts auflöſt in philoſophiſche Luft,
welche freilich als durchſichtige Faſſung der Welt leicht alles fäßt.
Die Einwürfe gegen Schellings Abſolutes ſind nur welche gegen die
Unbegreiflichkeit Gottes. So kehrt ewig der Menſch das Begreif- 15
liche, das nur vom Unbegreiflichen lebt, als Waffe gegen dieſes;
den Halbgott als Meſſias wider Gott.
6. An Buchdrucker Weſſelhöft in Jena.
EiligſtBayreuth d. 28. Aug. 1804
Ihren heutigen Brief vom 22ten beantwort’ ich, wie ich hoffe, 20
nur zum Überfluße, da ich ſchon am 20ten Ihnen gerade das zu-
geſchickt, was Sie darin verlangten. Die Druckfehler der dritten
Abtheilung — deren aber nach der letzten Probe zu urtheilen, weniger
ſind — kommen eben vor dieſelbe zu ſtehen. Ich hoffe, daß Sie
für jetzt Papier genug haben, um das Inhalts-Verzeichniß ſogleich 25
vor die Vorrede zu drucken, woran mir ſo viel gelegen; wer wird
den Küchenzettel erſt nach dem Gaſtmal geben?
Ich habe 2 geglättete Exemplare von Perthes gewünſcht; ſollten
ſie indeß zu viele Zeit wegnehmen, ſo bitt’ ich Sie, mir nur vor der
Hand andere zu ſchicken, da der Herzog von Gotha lieber frühere als 30
ſchönere begehrt.
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J. P. F. Richter
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:13:57Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 5. Berlin, 1961, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe05_1961/10>, abgerufen am 27.07.2024.
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