Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

Berlin gefält mir unsäglich; die Gelehrten ausgenommen, gegen[53]
deren troknen deistischen Berlinismus in Poesie und Philosophie eben
der Jenaismus die abtreibende Kur ist.

Lebe wohl, Herlicher, und schreibe mir sobald als es dein Körper
erlaubt; denn dein Herz sagt gewis früher Ja. Grüsse die Deinigen!5
Bleibe dem Alten der Alte! --

Richter

Geliebter! der Brief geht erst heute den 2 Feb. fort.

81. An Herrn von Wechmar in Meiningen.
[Kopie]10

Der Name S[chlabrendorff] überhebt uns der Feierlichkeit der
ersten Bekantschaft -- Das Bündnis, in das sie ihr schönes Herz hin-
gegeben -- Die Wunden von aussen heilen leicht zu, wenn keine von
innen durch Reue sie nähren -- ich schlage meinen Portativ Parnas
auf --15

82. An Karoline Mayer.

Wie dir, war mir gestern, und noch quälender; denn ich wuste kaum
(oder nicht) deinen Stand und hatte nur die Leere vor mir. Diesen
ganzen Morgen hab' ich mit klopfendem Herzen, das solange nicht an20
deinem lebte, jedes Klingeln gehört. Ich habe mich recht gesehnt.
Was thut dir der unglükliche A[hlefeldt]. Wärest du doch gekommen!
Freilich komm' ich heute; aber ich hätte dich wohl diesen Abend nach
so langen Entbehrungen einsam haben mögen. Dank für den Ring der
Ewigkeit! Sein Himmelblau sol die Farbe deines Himmels weissagen.25
O du! -- Heute schrieb [ich] nach Meinungen über unsern Aufenthalt.
[Du] hattest den Brief lesen sollen. -- Wie mich dein Ring sanft
drükt wie eine theuere Brust! -- Freude und Liebe bleib in deiner!

83. An?
[Kopie]30

-- Krüdner ein Herz, das den ewigen Frühling des Herzens in
sich trägt mitten unter den Polarmenschen der jezigen Zeit.

Berlin gefält mir unſäglich; die Gelehrten ausgenommen, gegen[53]
deren troknen deiſtiſchen Berliniſmus in Poeſie und Philoſophie eben
der Jenaiſmus die abtreibende Kur iſt.

Lebe wohl, Herlicher, und ſchreibe mir ſobald als es dein Körper
erlaubt; denn dein Herz ſagt gewis früher Ja. Grüſſe die Deinigen!5
Bleibe dem Alten der Alte! —

Richter

Geliebter! der Brief geht erſt heute den 2 Feb. fort.

81. An Herrn von Wechmar in Meiningen.
[Kopie]10

Der Name S[chlabrendorff] überhebt uns der Feierlichkeit der
erſten Bekantſchaft — Das Bündnis, in das ſie ihr ſchönes Herz hin-
gegeben — Die Wunden von auſſen heilen leicht zu, wenn keine von
innen durch Reue ſie nähren — ich ſchlage meinen Portativ Parnas
auf —15

82. An Karoline Mayer.

Wie dir, war mir geſtern, und noch quälender; denn ich wuſte kaum
(oder nicht) deinen Stand und hatte nur die Leere vor mir. Dieſen
ganzen Morgen hab’ ich mit klopfendem Herzen, das ſolange nicht an20
deinem lebte, jedes Klingeln gehört. Ich habe mich recht geſehnt.
Was thut dir der unglükliche A[hlefeldt]. Wäreſt du doch gekommen!
Freilich komm’ ich heute; aber ich hätte dich wohl dieſen Abend nach
ſo langen Entbehrungen einſam haben mögen. Dank für den Ring der
Ewigkeit! Sein Himmelblau ſol die Farbe deines Himmels weiſſagen.25
O du! — Heute ſchrieb [ich] nach Meinungen über unſern Aufenthalt.
[Du] hatteſt den Brief leſen ſollen. — Wie mich dein Ring ſanft
drükt wie eine theuere Bruſt! — Freude und Liebe bleib in deiner!

83. An?
[Kopie]30

Krüdner ein Herz, das den ewigen Frühling des Herzens in
ſich trägt mitten unter den Polarmenſchen der jezigen Zeit.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0053" n="47"/>
          <p><hi rendition="#aq">Berlin</hi> gefält mir un&#x017F;äglich; die Gelehrten ausgenommen, gegen<note place="right"><ref target="1922_Bd4_53">[53]</ref></note><lb/>
deren troknen dei&#x017F;ti&#x017F;chen Berlini&#x017F;mus in Poe&#x017F;ie und Philo&#x017F;ophie eben<lb/>
der Jenai&#x017F;mus die abtreibende Kur i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Lebe wohl, Herlicher, und &#x017F;chreibe mir &#x017F;obald als es dein Körper<lb/>
erlaubt; denn dein Herz &#x017F;agt gewis früher Ja. Grü&#x017F;&#x017F;e die Deinigen!<lb n="5"/>
Bleibe dem Alten der Alte! &#x2014;</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute>
          </closer><lb/>
          <postscript>
            <p>Geliebter! der Brief geht er&#x017F;t heute den 2 Feb. fort.</p>
          </postscript>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>81. An <hi rendition="#g">Herrn von Wechmar in Meiningen.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, 2. Febr. 1801]</hi> </dateline>
        <lb n="10"/>
        <p>Der Name <hi rendition="#aq">S[chlabrendorff]</hi> überhebt uns der Feierlichkeit der<lb/>
er&#x017F;ten Bekant&#x017F;chaft &#x2014; Das Bündnis, in das &#x017F;ie ihr &#x017F;chönes Herz hin-<lb/>
gegeben &#x2014; Die Wunden von au&#x017F;&#x017F;en heilen leicht zu, wenn keine von<lb/>
innen durch Reue &#x017F;ie nähren &#x2014; ich &#x017F;chlage meinen Portativ Parnas<lb/>
auf &#x2014;<lb n="15"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>82. An <hi rendition="#g">Karoline Mayer.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, 2. Febr. 1801]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Wie dir, war mir ge&#x017F;tern, und noch quälender; denn ich wu&#x017F;te kaum<lb/>
(oder nicht) deinen Stand und hatte nur die Leere vor mir. Die&#x017F;en<lb/>
ganzen Morgen hab&#x2019; ich mit klopfendem Herzen, das &#x017F;olange nicht an<lb n="20"/>
deinem lebte, jedes Klingeln gehört. Ich habe mich recht ge&#x017F;ehnt.<lb/>
Was thut dir der unglükliche A[hlefeldt]. Wäre&#x017F;t du doch gekommen!<lb/>
Freilich komm&#x2019; ich heute; aber ich hätte dich wohl die&#x017F;en Abend nach<lb/>
&#x017F;o langen Entbehrungen ein&#x017F;am haben mögen. Dank für den Ring der<lb/>
Ewigkeit! Sein Himmelblau &#x017F;ol die Farbe deines Himmels wei&#x017F;&#x017F;agen.<lb n="25"/>
O du! &#x2014; Heute &#x017F;chrieb [ich] nach Meinungen über un&#x017F;ern Aufenthalt.<lb/>
[Du] hatte&#x017F;t den Brief le&#x017F;en &#x017F;ollen. &#x2014; Wie mich dein Ring &#x017F;anft<lb/>
drükt wie eine theuere Bru&#x017F;t! &#x2014; Freude und Liebe bleib in deiner!</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>83. An?</head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, Anfang Febr. 1801]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>&#x2014; <hi rendition="#aq">Krüdner</hi> ein Herz, das den ewigen Frühling des Herzens in<lb/>
&#x017F;ich trägt mitten unter den Polarmen&#x017F;chen der jezigen Zeit.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0053] Berlin gefält mir unſäglich; die Gelehrten ausgenommen, gegen deren troknen deiſtiſchen Berliniſmus in Poeſie und Philoſophie eben der Jenaiſmus die abtreibende Kur iſt. [53] Lebe wohl, Herlicher, und ſchreibe mir ſobald als es dein Körper erlaubt; denn dein Herz ſagt gewis früher Ja. Grüſſe die Deinigen! 5 Bleibe dem Alten der Alte! — Richter Geliebter! der Brief geht erſt heute den 2 Feb. fort. 81. An Herrn von Wechmar in Meiningen. [Berlin, 2. Febr. 1801] 10 Der Name S[chlabrendorff] überhebt uns der Feierlichkeit der erſten Bekantſchaft — Das Bündnis, in das ſie ihr ſchönes Herz hin- gegeben — Die Wunden von auſſen heilen leicht zu, wenn keine von innen durch Reue ſie nähren — ich ſchlage meinen Portativ Parnas auf — 15 82. An Karoline Mayer. [Berlin, 2. Febr. 1801] Wie dir, war mir geſtern, und noch quälender; denn ich wuſte kaum (oder nicht) deinen Stand und hatte nur die Leere vor mir. Dieſen ganzen Morgen hab’ ich mit klopfendem Herzen, das ſolange nicht an 20 deinem lebte, jedes Klingeln gehört. Ich habe mich recht geſehnt. Was thut dir der unglükliche A[hlefeldt]. Wäreſt du doch gekommen! Freilich komm’ ich heute; aber ich hätte dich wohl dieſen Abend nach ſo langen Entbehrungen einſam haben mögen. Dank für den Ring der Ewigkeit! Sein Himmelblau ſol die Farbe deines Himmels weiſſagen. 25 O du! — Heute ſchrieb [ich] nach Meinungen über unſern Aufenthalt. [Du] hatteſt den Brief leſen ſollen. — Wie mich dein Ring ſanft drükt wie eine theuere Bruſt! — Freude und Liebe bleib in deiner! 83. An? [Berlin, Anfang Febr. 1801] 30 — Krüdner ein Herz, das den ewigen Frühling des Herzens in ſich trägt mitten unter den Polarmenſchen der jezigen Zeit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/53
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/53>, abgerufen am 24.11.2024.