Die Menschen in Bamberg sind ein schlechter Rahmen um ihr Landschaftsgemälde.
476. An Perthes.5
[Kopie][Koburg, 15. Juni 1804]
Die 3 Vorlesungen betragen 170 Seiten -- zusammen- aber auch hineinpressen. -- Zuletzt lass' ich auf Elephantenpapier oder sine- [sischen] Bogen von 6 Ellen drucken, um nur ein Wort zu sagen. -- Grundstriche, Vorschule zur Aesthetik; Inaugural-Aesthetik -- poeti-10 sche Kallypädie. Bei einer solchen wechselseitigen Offenheit und Redlichkeit könnte uns nicht einmal das Publikum an künftigen Ge- schäften hindern; denn da ich blos das Gerechte will um jeden Preis: so brauch' ich nichts dazu als Vertrauen in den Mann, der mir sagt: das ists in diesem Fall. Freilich waffnen sich die andern Schriftsteller15 mit eigner Ungerechtigkeit gegen vorausgesetzte.
477. An Christian Otto.
Coburg d. 19. Jun. 1804.
Du darfst diesen für keinen Brief*) halten, nicht so wohl weil du mir einen schuldig bist, als weil er nichts ist als theils ein Couvert20 theils eine Echo-Antwort an den wahrscheinlich abgereisten Emanuel. Diesem hab' ich nämlich zu sagen, daß ich am 1. August -- wo nach der alten Sage der Teufel vom Himmel fiel --, ja nach Errathen des Wetters noch früher das Quartier beziehe, das er leider noch nicht für mich machen können. Es wäre ja ein entsetzlicher Streich, wenn er25 keines fände oder kein herrlichstes. In der Noth muß Geld durch- schlagen.
Meine Kalb ist mit ihrer Tochter nach Berlin. Es gehe der schönen, schuldlosen, durchdringenden, genial[ischen] Seele wohl! Das Handeln abgerechnet, übertrift sie jedes Weib. -- Die Berlepsch ist hier;30 [334]meine C. zieht dieser jene vor und mit Recht von Seiten der Genialität; aber C. wird von ihr wie von allen Weibern schön aufgefaßt. --
*) Zur Entschädigung send' ich dir fremde Briefe, wovon mich der der Krüdner schmerzt.
[333] 475. An Emilie Harmes in Füllbach.
[Kopie][Koburg, 15. Juni 1804]
Die Menſchen in Bamberg ſind ein ſchlechter Rahmen um ihr Landſchaftsgemälde.
476. An Perthes.5
[Kopie][Koburg, 15. Juni 1804]
Die 3 Vorleſungen betragen 170 Seiten — zuſammen- aber auch hineinpreſſen. — Zuletzt laſſ’ ich auf Elephantenpapier oder ſine- [ſiſchen] Bogen von 6 Ellen drucken, um nur ein Wort zu ſagen. — Grundſtriche, Vorſchule zur Aeſthetik; Inaugural-Aeſthetik — poeti-10 ſche Kallypädie. Bei einer ſolchen wechſelſeitigen Offenheit und Redlichkeit könnte uns nicht einmal das Publikum an künftigen Ge- ſchäften hindern; denn da ich blos das Gerechte will um jeden Preis: ſo brauch’ ich nichts dazu als Vertrauen in den Mann, der mir ſagt: das iſts in dieſem Fall. Freilich waffnen ſich die andern Schriftſteller15 mit eigner Ungerechtigkeit gegen vorausgeſetzte.
477. An Chriſtian Otto.
Coburg d. 19. Jun. 1804.
Du darfſt dieſen für keinen Brief*) halten, nicht ſo wohl weil du mir einen ſchuldig biſt, als weil er nichts iſt als theils ein Couvert20 theils eine Echo-Antwort an den wahrſcheinlich abgereiſten Emanuel. Dieſem hab’ ich nämlich zu ſagen, daß ich am 1. Auguſt — wo nach der alten Sage der Teufel vom Himmel fiel —, ja nach Errathen des Wetters noch früher das Quartier beziehe, das er leider noch nicht für mich machen können. Es wäre ja ein entſetzlicher Streich, wenn er25 keines fände oder kein herrlichſtes. In der Noth muß Geld durch- ſchlagen.
Meine Kalb iſt mit ihrer Tochter nach Berlin. Es gehe der ſchönen, ſchuldloſen, durchdringenden, genial[iſchen] Seele wohl! Das Handeln abgerechnet, übertrift ſie jedes Weib. — Die Berlepsch iſt hier;30 [334]meine C. zieht dieſer jene vor und mit Recht von Seiten der Genialität; aber C. wird von ihr wie von allen Weibern ſchön aufgefaßt. —
*) Zur Entſchädigung ſend’ ich dir fremde Briefe, wovon mich der der Krüdner ſchmerzt.
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475. An Emilie Harmes in Füllbach.
[Koburg, 15. Juni 1804]
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476. An Perthes. 5
[Koburg, 15. Juni 1804]
Die 3 Vorleſungen betragen 170 Seiten — zuſammen- aber auch
hineinpreſſen. — Zuletzt laſſ’ ich auf Elephantenpapier oder ſine-
[ſiſchen] Bogen von 6 Ellen drucken, um nur ein Wort zu ſagen. —
Grundſtriche, Vorſchule zur Aeſthetik; Inaugural-Aeſthetik — poeti- 10
ſche Kallypädie. Bei einer ſolchen wechſelſeitigen Offenheit und
Redlichkeit könnte uns nicht einmal das Publikum an künftigen Ge-
ſchäften hindern; denn da ich blos das Gerechte will um jeden Preis:
ſo brauch’ ich nichts dazu als Vertrauen in den Mann, der mir ſagt:
das iſts in dieſem Fall. Freilich waffnen ſich die andern Schriftſteller 15
mit eigner Ungerechtigkeit gegen vorausgeſetzte.
477. An Chriſtian Otto.
Coburg d. 19. Jun. 1804.
Du darfſt dieſen für keinen Brief *) halten, nicht ſo wohl weil du
mir einen ſchuldig biſt, als weil er nichts iſt als theils ein Couvert 20
theils eine Echo-Antwort an den wahrſcheinlich abgereiſten Emanuel.
Dieſem hab’ ich nämlich zu ſagen, daß ich am 1. Auguſt — wo nach
der alten Sage der Teufel vom Himmel fiel —, ja nach Errathen des
Wetters noch früher das Quartier beziehe, das er leider noch nicht für
mich machen können. Es wäre ja ein entſetzlicher Streich, wenn er 25
keines fände oder kein herrlichſtes. In der Noth muß Geld durch-
ſchlagen.
Meine Kalb iſt mit ihrer Tochter nach Berlin. Es gehe der ſchönen,
ſchuldloſen, durchdringenden, genial[iſchen] Seele wohl! Das Handeln
abgerechnet, übertrift ſie jedes Weib. — Die Berlepsch iſt hier; 30
meine C. zieht dieſer jene vor und mit Recht von Seiten der Genialität;
aber C. wird von ihr wie von allen Weibern ſchön aufgefaßt. —
[334]
*) Zur Entſchädigung ſend’ ich dir fremde Briefe, wovon mich der der
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
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Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/312>, abgerufen am 16.02.2025.
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