Protest, der blos eine 2tägige Verspätung, nicht aber die Verfallzeit anführt.
Ich würde mir es nie vergeben, hätte ich Sie einer Unbilligkeit fähig gehalten; aber wohl einen Irrthum traut' ich Ihnen zu, um so mehr, da Sie anfänglich mit meinem Gebrauch desselben zufrieden5 waren, ungeachtet Sie schon im Protest die spätere Nachricht des Curators gelesen hatten, und da Sie, schloß ich, nicht hätten zufrieden sein können, wenn Sie Übergehung der Verfallzeit anstatt des Rechts der Sicht vorausgesetzt hätten, so wie Sie eben darum mich im 1ten Fall später nicht einmal an die Indossenten hätten weisen können.*)10
Recht schnell den Wechsel, ohne den nichts zu thun ist -- Leben Sie wohl.
Ich sprach eben mit dem Bankdirektor: In jedem Fall kann ich mich an keinen Indossenten halten, da keiner fehlte, und jeder wenn von Verfallzeit die Rede war, sich an mich hielte. Zuletzt fiele es auf15 mich zurück -- da ich ihn erst den 5 März abgegeben --; aber da- gegen schützt mich Ihre eigne Anerkennung in Ihrer Berechnung, ferner die irreguläre und widersprechende Wechselform und Ihre Denkungsart. -- Das fallierte Haus muß doch auf irgend eine Art mit Ihnen akkordieren? --20
466. An Christian Otto.[326]
C[oburg] 15. M[ai] 1804.
Verzeih, lieber Otto, wenn dieß kein Brief ist sondern nur eine Frage um ein merkantilisch-juristisches Responsum. Daher auch Emanuel mit antworte. Die Sache betrift 50 Ld'or. Nämlich Cotta25 -- der durchaus redlich handelt und schreibt -- schickte mir im Febr. einen Wechsel [nachgetragen: "den 6 Märtz] a vista" (gerade so war es hineinkorrigiert) auf 50 L. auf Duttenhöfer in Leipzig. Ich hielt ihn für einen Vista-Wechsel, der 4 Jahre liegen kann; und gab ihn einem hiesigen Kaufmann Holzapfel erst den 5 März. Dieser30 giriert ihn mit nächstem Posttag (d. 8) an Costenoble in Magde- burg; dieser ihn an Riese in Leipzig, der ihn den 18. März präsentirt. Den 16. zahlte das Haus noch; den 18 protestierte es den Wechsel,
*) Sie schrieben den 12 April: "Gegen Zufälle schützt keine Klugheit, also schreiben Sie mir das Unglück mit dem protestierten Wechsel nicht zu."35
Proteſt, der blos eine 2tägige Verſpätung, nicht aber die Verfallzeit anführt.
Ich würde mir es nie vergeben, hätte ich Sie einer Unbilligkeit fähig gehalten; aber wohl einen Irrthum traut’ ich Ihnen zu, um ſo mehr, da Sie anfänglich mit meinem Gebrauch deſſelben zufrieden5 waren, ungeachtet Sie ſchon im Proteſt die ſpätere Nachricht des Curators geleſen hatten, und da Sie, ſchloß ich, nicht hätten zufrieden ſein können, wenn Sie Übergehung der Verfallzeit anſtatt des Rechts der Sicht vorausgeſetzt hätten, ſo wie Sie eben darum mich im 1ten Fall ſpäter nicht einmal an die Indoſſenten hätten weiſen können.*)10
Recht ſchnell den Wechſel, ohne den nichts zu thun iſt — Leben Sie wohl.
Ich ſprach eben mit dem Bankdirektor: In jedem Fall kann ich mich an keinen Indoſſenten halten, da keiner fehlte, und jeder wenn von Verfallzeit die Rede war, ſich an mich hielte. Zuletzt fiele es auf15 mich zurück — da ich ihn erſt den 5 März abgegeben —; aber da- gegen ſchützt mich Ihre eigne Anerkennung in Ihrer Berechnung, ferner die irreguläre und widerſprechende Wechſelform und Ihre Denkungsart. — Das fallierte Haus muß doch auf irgend eine Art mit Ihnen akkordieren? —20
466. An Chriſtian Otto.[326]
C[oburg] 15. M[ai] 1804.
Verzeih, lieber Otto, wenn dieß kein Brief iſt ſondern nur eine Frage um ein merkantiliſch-juriſtiſches Reſponſum. Daher auch Emanuel mit antworte. Die Sache betrift 50 Ld’or. Nämlich Cotta25 — der durchaus redlich handelt und ſchreibt — ſchickte mir im Febr. einen Wechſel [nachgetragen: „den 6 Märtz] a vista“ (gerade ſo war es hineinkorrigiert) auf 50 L. auf Duttenhöfer in Leipzig. Ich hielt ihn für einen Vista-Wechſel, der 4 Jahre liegen kann; und gab ihn einem hieſigen Kaufmann Holzapfel erſt den 5 März. Dieſer30 giriert ihn mit nächſtem Poſttag (d. 8) an Costenoble in Magde- burg; dieſer ihn an Riese in Leipzig, der ihn den 18. März präſentirt. Den 16. zahlte das Haus noch; den 18 proteſtierte es den Wechſel,
*) Sie ſchrieben den 12 April: „Gegen Zufälle ſchützt keine Klugheit, alſo ſchreiben Sie mir das Unglück mit dem proteſtierten Wechſel nicht zu.“35
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Proteſt, der blos eine 2tägige Verſpätung, nicht aber die Verfallzeit
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Ich würde mir es nie vergeben, hätte ich Sie einer Unbilligkeit
fähig gehalten; aber wohl einen Irrthum traut’ ich Ihnen zu, um ſo
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waren, ungeachtet Sie ſchon im Proteſt die ſpätere Nachricht des
Curators geleſen hatten, und da Sie, ſchloß ich, nicht hätten zufrieden
ſein können, wenn Sie Übergehung der Verfallzeit anſtatt des Rechts
der Sicht vorausgeſetzt hätten, ſo wie Sie eben darum mich im 1ten Fall
ſpäter nicht einmal an die Indoſſenten hätten weiſen können. *) 10
Recht ſchnell den Wechſel, ohne den nichts zu thun iſt — Leben Sie
wohl.
Ich ſprach eben mit dem Bankdirektor: In jedem Fall kann ich
mich an keinen Indoſſenten halten, da keiner fehlte, und jeder wenn
von Verfallzeit die Rede war, ſich an mich hielte. Zuletzt fiele es auf 15
mich zurück — da ich ihn erſt den 5 März abgegeben —; aber da-
gegen ſchützt mich Ihre eigne Anerkennung in Ihrer Berechnung,
ferner die irreguläre und widerſprechende Wechſelform und Ihre
Denkungsart. — Das fallierte Haus muß doch auf irgend eine Art mit
Ihnen akkordieren? — 20
466. An Chriſtian Otto.
C[oburg] 15. M[ai] 1804.
Verzeih, lieber Otto, wenn dieß kein Brief iſt ſondern nur eine
Frage um ein merkantiliſch-juriſtiſches Reſponſum. Daher auch
Emanuel mit antworte. Die Sache betrift 50 Ld’or. Nämlich Cotta 25
— der durchaus redlich handelt und ſchreibt — ſchickte mir im Febr.
einen Wechſel [nachgetragen: „den 6 Märtz] a vista“ (gerade ſo
war es hineinkorrigiert) auf 50 L. auf Duttenhöfer in Leipzig.
Ich hielt ihn für einen Vista-Wechſel, der 4 Jahre liegen kann; und
gab ihn einem hieſigen Kaufmann Holzapfel erſt den 5 März. Dieſer 30
giriert ihn mit nächſtem Poſttag (d. 8) an Costenoble in Magde-
burg; dieſer ihn an Riese in Leipzig, der ihn den 18. März präſentirt.
Den 16. zahlte das Haus noch; den 18 proteſtierte es den Wechſel,
*) Sie ſchrieben den 12 April: „Gegen Zufälle ſchützt keine Klugheit, alſo
ſchreiben Sie mir das Unglück mit dem proteſtierten Wechſel nicht zu.“ 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/305>, abgerufen am 16.02.2025.
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