Luise sei besonders gegrüsset; dan Amalie. Knebel habe Dank für seinen poetischen Brief.
(*) 428. An Charlotte von Kalb.
[Kopie, z. T. Konzept][Koburg, 22. Nov. 1803]
[Sie möchte man am liebsten als Zeugin um sich sehen, weil Sie5 das Gute so schön theilen und erhellen. Unter allen Freundinnen sind Sie die einzige, deren] Gegenwart mir so lieblich blüht als die Ver- gangenheit.
429. An Emanuel.
Coburg 2. Dec. 1803.10
Spas- und Goldvögelgen! Hier ist der Wechsel; zu 100 fl. rh. ist der Bier-Jammer gerechnet (was zu viel ist, trink' ich nach). Warlich aus mir ist leichter Geld zu quetschen als aus Ihnen Rechnung. Am Ende glaub' ich fast, es stekt hinter Ihren Satiren auf mein Bier- Borgen gar einiger Ernst. Sie lachen vielleicht und sagen: was denn15 sonst? -- Die Redukzion der Geldsorten hat mich Stunden gekostet. -- Haben Sie Dank für Ihr Geld. Ein Paar Tage nach meinem Schreiben[285] an Sie schrieb mir Cotta, er habe 100 Carol. auf den Wagen gegeben, die also übermorgen eintreffen. Haben nicht Sie oder Otto einen zurükgebliebnen Cottas Brief, worin er mir 7 Ld. pr. Bogen ver-20 sichert? Gerade den find' ich nicht. -- Aus beiliegendem Blat von der Fr. v. Hehndrich ersehen Sie, daß die Meininger 3. Fässer nur 2. Stunden von hier anlangen; und daß ich also alle nächstens sende. -- Ihr Bier erquikt mich wieder; doch war das Fas eine lange Hand tief (um 15 Krüge) leer. Ich trinke gemeiniglich 3 Minuten nach dem25 Abladen davon und fahre fort.
Eine wahre sitliche Grazie, eine Leserin und Liebhaberin von mir, Amalie v. Uttenhof (Generals Tochter auf der Plassenburg) lernt' ich kennen und lieben; welche vielleicht hier Hofdame wird. Gott schenke sie uns. Im andern Falle hab ich auf meinem Wege nach30 Bayreuth doch schon unter Wegs etwas. --
Für Otto hab ich allerlei gesamlet zum Schreiben; aber er macht mir keine Lust dazu durch sein Schweigen. Das längste fieng er im vorvorigen Jahre an. -- Schroeder traf mich so, daß meine C. vor Freude aufschrie. Sie sollen auch einen Kupferstich davon haben.35
Luise ſei beſonders gegrüſſet; dan Amalie. Knebel habe Dank für ſeinen poetiſchen Brief.
(*) 428. An Charlotte von Kalb.
[Kopie, z. T. Konzept][Koburg, 22. Nov. 1803]
[Sie möchte man am liebſten als Zeugin um ſich ſehen, weil Sie5 das Gute ſo ſchön theilen und erhellen. Unter allen Freundinnen ſind Sie die einzige, deren] Gegenwart mir ſo lieblich blüht als die Ver- gangenheit.
429. An Emanuel.
Coburg 2. Dec. 1803.10
Spas- und Goldvögelgen! Hier iſt der Wechſel; zu 100 fl. rh. iſt der Bier-Jammer gerechnet (was zu viel iſt, trink’ ich nach). Warlich aus mir iſt leichter Geld zu quetſchen als aus Ihnen Rechnung. Am Ende glaub’ ich faſt, es ſtekt hinter Ihren Satiren auf mein Bier- Borgen gar einiger Ernſt. Sie lachen vielleicht und ſagen: was denn15 ſonſt? — Die Redukzion der Geldſorten hat mich Stunden gekoſtet. — Haben Sie Dank für Ihr Geld. Ein Paar Tage nach meinem Schreiben[285] an Sie ſchrieb mir Cotta, er habe 100 Carol. auf den Wagen gegeben, die alſo übermorgen eintreffen. Haben nicht Sie oder Otto einen zurükgebliebnen Cottas Brief, worin er mir 7 Ld. pr. Bogen ver-20 ſichert? Gerade den find’ ich nicht. — Aus beiliegendem Blat von der Fr. v. Hehndrich erſehen Sie, daß die Meininger 3. Fäſſer nur 2. Stunden von hier anlangen; und daß ich alſo alle nächſtens ſende. — Ihr Bier erquikt mich wieder; doch war das Fas eine lange Hand tief (um 15 Krüge) leer. Ich trinke gemeiniglich 3 Minuten nach dem25 Abladen davon und fahre fort.
Eine wahre ſitliche Grazie, eine Leſerin und Liebhaberin von mir, Amalie v. Uttenhof (Generals Tochter auf der Plaſſenburg) lernt’ ich kennen und lieben; welche vielleicht hier Hofdame wird. Gott ſchenke ſie uns. Im andern Falle hab ich auf meinem Wege nach30 Bayreuth doch ſchon unter Wegs etwas. —
Für Otto hab ich allerlei geſamlet zum Schreiben; aber er macht mir keine Luſt dazu durch ſein Schweigen. Das längſte fieng er im vorvorigen Jahre an. — Schroeder traf mich ſo, daß meine C. vor Freude aufſchrie. Sie ſollen auch einen Kupferſtich davon haben.35
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(*) 428. An Charlotte von Kalb.
[Koburg, 22. Nov. 1803]
[Sie möchte man am liebſten als Zeugin um ſich ſehen, weil Sie 5
das Gute ſo ſchön theilen und erhellen. Unter allen Freundinnen ſind
Sie die einzige, deren] Gegenwart mir ſo lieblich blüht als die Ver-
gangenheit.
429. An Emanuel.
Coburg 2. Dec. 1803. 10
Spas- und Goldvögelgen! Hier iſt der Wechſel; zu 100 fl. rh. iſt
der Bier-Jammer gerechnet (was zu viel iſt, trink’ ich nach). Warlich
aus mir iſt leichter Geld zu quetſchen als aus Ihnen Rechnung. Am
Ende glaub’ ich faſt, es ſtekt hinter Ihren Satiren auf mein Bier-
Borgen gar einiger Ernſt. Sie lachen vielleicht und ſagen: was denn 15
ſonſt? — Die Redukzion der Geldſorten hat mich Stunden gekoſtet. —
Haben Sie Dank für Ihr Geld. Ein Paar Tage nach meinem Schreiben
an Sie ſchrieb mir Cotta, er habe 100 Carol. auf den Wagen gegeben,
die alſo übermorgen eintreffen. Haben nicht Sie oder Otto einen
zurükgebliebnen Cottas Brief, worin er mir 7 Ld. pr. Bogen ver- 20
ſichert? Gerade den find’ ich nicht. — Aus beiliegendem Blat von
der Fr. v. Hehndrich erſehen Sie, daß die Meininger 3. Fäſſer nur
2. Stunden von hier anlangen; und daß ich alſo alle nächſtens ſende.
— Ihr Bier erquikt mich wieder; doch war das Fas eine lange Hand
tief (um 15 Krüge) leer. Ich trinke gemeiniglich 3 Minuten nach dem 25
Abladen davon und fahre fort.
[285]
Eine wahre ſitliche Grazie, eine Leſerin und Liebhaberin von mir,
Amalie v. Uttenhof (Generals Tochter auf der Plaſſenburg) lernt’
ich kennen und lieben; welche vielleicht hier Hofdame wird. Gott
ſchenke ſie uns. Im andern Falle hab ich auf meinem Wege nach 30
Bayreuth doch ſchon unter Wegs etwas. —
Für Otto hab ich allerlei geſamlet zum Schreiben; aber er macht
mir keine Luſt dazu durch ſein Schweigen. Das längſte fieng er im
vorvorigen Jahre an. — Schroeder traf mich ſo, daß meine C. vor
Freude aufſchrie. Sie ſollen auch einen Kupferſtich davon haben. 35
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/267>, abgerufen am 16.02.2025.
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