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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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gleich ihrer Zeit höher stehen und leider die kleinere Ludwigsche XIV
vorbereiten. -- Denn algemeine Sprüche rammen gerade das Un-
kraut ein, was sie auswurzeln wollen. -- schreibfaul -- ein Kind ist
die Gabe der Gabe.

419. An Friedrich von Oertel.5

Habe Dank für dein liebeswarmes, obwohl halbsylbiges Brieflein!
Hätt' ich armer oder wilder Teufel nur Zeit: ich schriebe warlich
längere breitere Blätter. Dieses da ist nur interessiert; ich bitte dich
nämlich, die vorige Ankündigung "der Programmen" etc. in die zu10
[277]verwandeln: "Jean Pauls Vorlesungen über die Dichtkunst; gehalten
in der Leipziger Ostermesse 1804". -- Oder besser alles gar unterlassen
zu lassen, da ich die Ankündigung durch Spazier auch machen lasse.
Jezt erst bin ich über die Wahl der Form einig geworden. -- Erne-
stine
ist bei mir, deren Licht und Wärme du durch ihren Sonnenhof15
nicht genug gesehen; doch würde dir meine Frau durch ihren philo-
sophischen einsiedlerischen Lebens Ernst mehr zusagen. -- Deine Sophie
sei recht gegrüsset und ihr Man auch.

R.
420. An Mahlmann in Leipzig.20
[Kopie]

Ein solches Opfer als du der schwesterlichen Liebe gebracht,
war zu gros als daß ich Ehemann [!] dich Eheman hätte darum bitten
dürfen ohne Ungerechtigkeit; aber desto mehr dank' ich dir für ein
Opfer, dessen Grösse ich, da es gegenseitig ist, aus dem Lieben und25
Loben deiner Frau am schönsten erkenne. Du darfst sagen: ich werde
geliebt. Sie wird für ihre Kob[urger] Opfer und Freuden belohnt
werden, hoff' ich, in der Stunde, wo ihr beide euch wieder habt, ihr
wüstet aber gar nicht, wie gros eine solche Freude wäre, wenn ihr sie
nicht schon genossen hättet. Fahre fort in deinem unschuldigen Kind-30
leinstag bethlehemitischer Ermordungen -- wo man überal peitschet --,
zumal da du ungleich dem Herodes gerade das Gott-Messiasgen
durch das Tödten der Kinder zu erhalten suchst -- Gesichts-Passabel-
heit

gleich ihrer Zeit höher ſtehen und leider die kleinere Ludwigſche XIV
vorbereiten. — Denn algemeine Sprüche rammen gerade das Un-
kraut ein, was ſie auswurzeln wollen. — ſchreibfaul — ein Kind iſt
die Gabe der Gabe.

419. An Friedrich von Oertel.5

Habe Dank für dein liebeswarmes, obwohl halbſylbiges Brieflein!
Hätt’ ich armer oder wilder Teufel nur Zeit: ich ſchriebe warlich
längere breitere Blätter. Dieſes da iſt nur intereſſiert; ich bitte dich
nämlich, die vorige Ankündigung „der Programmen“ ꝛc. in die zu10
[277]verwandeln: „Jean Pauls Vorleſungen über die Dichtkunſt; gehalten
in der Leipziger Oſtermeſſe 1804“. — Oder beſſer alles gar unterlaſſen
zu laſſen, da ich die Ankündigung durch Spazier auch machen laſſe.
Jezt erſt bin ich über die Wahl der Form einig geworden. — Erne-
stine
iſt bei mir, deren Licht und Wärme du durch ihren Sonnenhof15
nicht genug geſehen; doch würde dir meine Frau durch ihren philo-
ſophiſchen einſiedleriſchen Lebens Ernſt mehr zuſagen. — Deine Sophie
ſei recht gegrüſſet und ihr Man auch.

R.
420. An Mahlmann in Leipzig.20
[Kopie]

Ein ſolches Opfer als du der ſchweſterlichen Liebe gebracht,
war zu gros als daß ich Ehemann [!] dich Eheman hätte darum bitten
dürfen ohne Ungerechtigkeit; aber deſto mehr dank’ ich dir für ein
Opfer, deſſen Gröſſe ich, da es gegenſeitig iſt, aus dem Lieben und25
Loben deiner Frau am ſchönſten erkenne. Du darfſt ſagen: ich werde
geliebt. Sie wird für ihre Kob[urger] Opfer und Freuden belohnt
werden, hoff’ ich, in der Stunde, wo ihr beide euch wieder habt, ihr
wüſtet aber gar nicht, wie gros eine ſolche Freude wäre, wenn ihr ſie
nicht ſchon genoſſen hättet. Fahre fort in deinem unſchuldigen Kind-30
leinstag bethlehemitiſcher Ermordungen — wo man überal peitſchet —,
zumal da du ungleich dem Herodes gerade das Gott-Meſſiasgen
durch das Tödten der Kinder zu erhalten ſuchſt — Geſichts-Paſſabel-
heit

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[248/0260] gleich ihrer Zeit höher ſtehen und leider die kleinere Ludwigſche XIV vorbereiten. — Denn algemeine Sprüche rammen gerade das Un- kraut ein, was ſie auswurzeln wollen. — ſchreibfaul — ein Kind iſt die Gabe der Gabe. 419. An Friedrich von Oertel. 5 Coburg d. 4. Nov. 1803. Habe Dank für dein liebeswarmes, obwohl halbſylbiges Brieflein! Hätt’ ich armer oder wilder Teufel nur Zeit: ich ſchriebe warlich längere breitere Blätter. Dieſes da iſt nur intereſſiert; ich bitte dich nämlich, die vorige Ankündigung „der Programmen“ ꝛc. in die zu 10 verwandeln: „Jean Pauls Vorleſungen über die Dichtkunſt; gehalten in der Leipziger Oſtermeſſe 1804“. — Oder beſſer alles gar unterlaſſen zu laſſen, da ich die Ankündigung durch Spazier auch machen laſſe. Jezt erſt bin ich über die Wahl der Form einig geworden. — Erne- stine iſt bei mir, deren Licht und Wärme du durch ihren Sonnenhof 15 nicht genug geſehen; doch würde dir meine Frau durch ihren philo- ſophiſchen einſiedleriſchen Lebens Ernſt mehr zuſagen. — Deine Sophie ſei recht gegrüſſet und ihr Man auch. [277] R. 420. An Mahlmann in Leipzig. 20 [Koburg, 4. Nov. 1803] Ein ſolches Opfer als du der ſchweſterlichen Liebe gebracht, war zu gros als daß ich Ehemann [!] dich Eheman hätte darum bitten dürfen ohne Ungerechtigkeit; aber deſto mehr dank’ ich dir für ein Opfer, deſſen Gröſſe ich, da es gegenſeitig iſt, aus dem Lieben und 25 Loben deiner Frau am ſchönſten erkenne. Du darfſt ſagen: ich werde geliebt. Sie wird für ihre Kob[urger] Opfer und Freuden belohnt werden, hoff’ ich, in der Stunde, wo ihr beide euch wieder habt, ihr wüſtet aber gar nicht, wie gros eine ſolche Freude wäre, wenn ihr ſie nicht ſchon genoſſen hättet. Fahre fort in deinem unſchuldigen Kind- 30 leinstag bethlehemitiſcher Ermordungen — wo man überal peitſchet —, zumal da du ungleich dem Herodes gerade das Gott-Meſſiasgen durch das Tödten der Kinder zu erhalten ſuchſt — Geſichts-Paſſabel- heit

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/260>, abgerufen am 25.11.2024.