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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

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Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu versehren, weder uns noch
Tassen, Geld ausgenommen. Das Logis ist ganz das erwünschte*),
was ich so lange suchte. C. beschreib' es. Wird mir diese Olympus-
und Tempe-Gegend einmal alt und schlecht: so scharre man mich ein,
denn eine schönere find' ich doch 60 Meilen weit nicht. Ich wil aber[250]5
schon sehen. Säusak -- wornach ich so viele Jahre hungerte --,
Schwanenkiele -- das 25 a 3 rtl. bei Meusel, der durchaus alle
Schreib-Materialien hat und absteht --, 2 Wochenmärkte -- herliche
Polizei --, wohlfeile Preise, teste marita --, höfliche Leute --, der
wahrhaft philosophische Kretschman und Forberg und Gruner --10
und sehr schöne Gesichter können mich leicht für die Langweile schadlos
halten, die ich in Meiningen hatte, und an die mich der recht von mir
geliebte und geschäzte Herzog durch beiliegenden Zettel knüpfen wolte. --

Ihren Brief fanden wir hier. Wir hoffen, daß Sie früher kommen
als wir, da wir erst die ganze Nachbarschaft zu bereisen haben, ehe15
wir daraus verreisen, und ich auch zu arbeiten.

-- Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit
Sie nur begreifen, warum man auf Ihren und auf Ihr Fas so lange
geschwiegen.

Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich so lange bis sie vorbei ist,20
Otto's wegen, der viel klagen wird, erstlich schon mit Recht. -- Er
sol mir gleich schreiben. -- Emma**) grünt nicht mehr, sondern35
blüht. -- Wie ists mit Thieriot? -- Und jedem? -- Gott segne den
Segner! --

R.
380. An Cotta.25
[Kopie]

Hier haben Sie eine versilberte Nus mehr für Ihren Christbaum
des Almanachs. -- Mit dem Schlag 1 September Uhr.

381. An Thieriot in Leipzig.
30

Beinah' in derselben Zeit haben wir beide unsere Städte verlassen,
nur mit umgekehrtem Tausch-Gewin. Hieher wünsch' ich Sie erst

*) Eine Fr. v. W. verschrie es ein wenig, um es selber auf 6 Jahre zu miethen.
**) Was nicht wegzukrazen ist, komt von Emmas Abendessen, worauf C. das
Schreiben gelegt.

Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu verſehren, weder uns noch
Taſſen, Geld ausgenommen. Das Logis iſt ganz das erwünſchte*),
was ich ſo lange ſuchte. C. beſchreib’ es. Wird mir dieſe Olympus-
und Tempe-Gegend einmal alt und ſchlecht: ſo ſcharre man mich ein,
denn eine ſchönere find’ ich doch 60 Meilen weit nicht. Ich wil aber[250]5
ſchon ſehen. Säuſak — wornach ich ſo viele Jahre hungerte —,
Schwanenkiele — das 25 à 3 rtl. bei Meusel, der durchaus alle
Schreib-Materialien hat und abſteht —, 2 Wochenmärkte — herliche
Polizei —, wohlfeile Preiſe, teste marita —, höfliche Leute —, der
wahrhaft philoſophiſche Kretschman und Forberg und Gruner10
und ſehr ſchöne Geſichter können mich leicht für die Langweile ſchadlos
halten, die ich in Meiningen hatte, und an die mich der recht von mir
geliebte und geſchäzte Herzog durch beiliegenden Zettel knüpfen wolte. —

Ihren Brief fanden wir hier. Wir hoffen, daß Sie früher kommen
als wir, da wir erſt die ganze Nachbarſchaft zu bereiſen haben, ehe15
wir daraus verreiſen, und ich auch zu arbeiten.

— Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit
Sie nur begreifen, warum man auf Ihren und auf Ihr Fas ſo lange
geſchwiegen.

Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich ſo lange bis ſie vorbei iſt,20
Otto’s wegen, der viel klagen wird, erſtlich ſchon mit Recht. — Er
ſol mir gleich ſchreiben. — Emma**) grünt nicht mehr, ſondern35
blüht. — Wie iſts mit Thieriot? — Und jedem? — Gott ſegne den
Segner! —

R.
380. An Cotta.25
[Kopie]

Hier haben Sie eine verſilberte Nus mehr für Ihren Chriſtbaum
des Almanachs. — Mit dem Schlag 1 September 〈Uhr〉.

381. An Thieriot in Leipzig.
30

Beinah’ in derſelben Zeit haben wir beide unſere Städte verlaſſen,
nur mit umgekehrtem Tauſch-Gewin. Hieher wünſch’ ich Sie erſt

*) Eine Fr. v. W. verſchrie es ein wenig, um es ſelber auf 6 Jahre zu miethen.
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[223/0230] Wir kamen glüklich hieher, ohne etwas zu verſehren, weder uns noch Taſſen, Geld ausgenommen. Das Logis iſt ganz das erwünſchte *), was ich ſo lange ſuchte. C. beſchreib’ es. Wird mir dieſe Olympus- und Tempe-Gegend einmal alt und ſchlecht: ſo ſcharre man mich ein, denn eine ſchönere find’ ich doch 60 Meilen weit nicht. Ich wil aber 5 ſchon ſehen. Säuſak — wornach ich ſo viele Jahre hungerte —, Schwanenkiele — das 25 à 3 rtl. bei Meusel, der durchaus alle Schreib-Materialien hat und abſteht —, 2 Wochenmärkte — herliche Polizei —, wohlfeile Preiſe, teste marita —, höfliche Leute —, der wahrhaft philoſophiſche Kretschman und Forberg und Gruner — 10 und ſehr ſchöne Geſichter können mich leicht für die Langweile ſchadlos halten, die ich in Meiningen hatte, und an die mich der recht von mir geliebte und geſchäzte Herzog durch beiliegenden Zettel knüpfen wolte. — [250] Ihren Brief fanden wir hier. Wir hoffen, daß Sie früher kommen als wir, da wir erſt die ganze Nachbarſchaft zu bereiſen haben, ehe 15 wir daraus verreiſen, und ich auch zu arbeiten. — Ich wil dasmal wider meine Sitte den Brief abkürzen, damit Sie nur begreifen, warum man auf Ihren und auf Ihr Fas ſo lange geſchwiegen. Die verfluchte Revüe-Zeit quäält mich ſo lange bis ſie vorbei iſt, 20 Otto’s wegen, der viel klagen wird, erſtlich ſchon mit Recht. — Er ſol mir gleich ſchreiben. — Emma **) grünt nicht mehr, ſondern 35 blüht. — Wie iſts mit Thieriot? — Und jedem? — Gott ſegne den Segner! — R. 380. An Cotta. 25 [Koburg, 16. Juni 1803] Hier haben Sie eine verſilberte Nus mehr für Ihren Chriſtbaum des Almanachs. — Mit dem Schlag 1 September 〈Uhr〉. 381. An Thieriot in Leipzig. Coburg. d. 18. Jun. 1803. 30 Beinah’ in derſelben Zeit haben wir beide unſere Städte verlaſſen, nur mit umgekehrtem Tauſch-Gewin. Hieher wünſch’ ich Sie erſt *) Eine Fr. v. W. verſchrie es ein wenig, um es ſelber auf 6 Jahre zu miethen. **) Was nicht wegzukrazen iſt, komt von Emmas Abendeſſen, worauf C. das Schreiben gelegt.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/230>, abgerufen am 25.11.2024.