Hier ist das herausgeschnittene Blat Vogel[s], das ich neulich ver- gessen. Die Briefe sende auf die Post; den andern mit Oblate an Schukman,wenn du ihn nicht zu unehrerbietig findest.
307. An Präsident Schuckmann in Bayreuth.
[Kopie][Meiningen, 10. Sept. 1802]5
Erlauben Sie, daß ich für dieses Schreiben an Sie -- der Sie gerade mehr Geschriebenes als Gedruktes lesen müssen -- meine 14 Entschuldigungen anführe -- die 1 bis 7. ist mein Bruder mit Frau und 5 Kindern, welche täglich an Jahren und jährlich an Anzahl wachsen -- die 8. seine Einnahme und Armuth -- [die] 9. sein treuer10 Diensteifer -- die 10. des Königs neue Eroberungen mit der Adler Feder, die seinen Dienern auch eine kleine für ihre nakte Rendanten- feder versprechen -- die 11. Ihre Güte und Gerechtigkeit gegen jeden Staatsdiener -- die 12. Ihre gegen den kleinen in Sparnek, die Sie ihm schon bewiesen haben -- die 13. meine Bruderliebe und die 14.15 mein Wunsch Ihnen einmal zu sagen, mit welcher Achtung Ihrer parthei- und rastlosen Thätigkeit und mit welcher frohen Erinnerung Ihrer persönlichen Bekantschaft ich bin
308. An Gottlieb Richter in Sparneck.
Meiningen d. 10. Sept. 1802.20
Liebes Brüderlein! Eben hab' ich einen Brief an Schukman geschikt, um dich bei den neuen Besiznehmungen zu empfehlen. Ich habe vor- gestelt, wie klein deine Einnahme und wie gros dein Magen ist. Im Nothfalle schreib ich an den Minister Hardenberg, bei dem ich schon einmal für einen Freund eine viel wichtigere Sache erlangt als ein25 Amt. -- Schreibe mir doch, wo der arme Samuel stekt und erkundige dich. -- Was machst du und deine Frau? Im Oktober oder eher mach' [195]ich Gevatterschaften, ich lasse nämlich taufen. Wie viel hast du Kinder? 5 schrieb ich an Schukman. Ich wolte, du köntest mich einmal besuchen. Im künftigen Jahr zieh' ich dir näher. Lebe wohl Alter!30 Grüsse meine liebe Frau Schwägerin höflicher als du bist. Schreibe bald.
Richter
Grüsse die kleinen etc. Vettern vom grossen.
[Adr.] Sr. Hochedelgeboren dem königl. preuss. Rendanten H. J. G. Richter in Sparnek bei Münchberg.
35
Hier iſt das herausgeſchnittene Blat Vogel[s], das ich neulich ver- geſſen. Die Briefe ſende auf die Poſt; den andern mit Oblate an Schukman,wenn du ihn nicht zu unehrerbietig findeſt.
307. An Präſident Schuckmann in Bayreuth.
[Kopie][Meiningen, 10. Sept. 1802]5
Erlauben Sie, daß ich für dieſes Schreiben an Sie — der Sie gerade mehr Geſchriebenes als Gedruktes leſen müſſen — meine 14 Entſchuldigungen anführe — die 1 bis 7. iſt mein Bruder mit Frau und 5 Kindern, welche täglich an Jahren und jährlich an Anzahl wachſen — die 8. ſeine Einnahme und Armuth — [die] 9. ſein treuer10 Dienſteifer — die 10. des Königs neue Eroberungen mit der Adler Feder, die ſeinen Dienern auch eine kleine für ihre nakte Rendanten- feder verſprechen — die 11. Ihre Güte und Gerechtigkeit gegen jeden Staatsdiener — die 12. Ihre gegen den kleinen in Sparnek, die Sie ihm ſchon bewieſen haben — die 13. meine Bruderliebe und die 14.15 mein Wunſch Ihnen einmal zu ſagen, mit welcher Achtung Ihrer parthei- und raſtloſen Thätigkeit und mit welcher frohen Erinnerung Ihrer perſönlichen Bekantſchaft ich bin
308. An Gottlieb Richter in Sparneck.
Meiningen d. 10. Sept. 1802.20
Liebes Brüderlein! Eben hab’ ich einen Brief an Schukman geſchikt, um dich bei den neuen Beſiznehmungen zu empfehlen. Ich habe vor- geſtelt, wie klein deine Einnahme und wie gros dein Magen iſt. Im Nothfalle ſchreib ich an den Miniſter Hardenberg, bei dem ich ſchon einmal für einen Freund eine viel wichtigere Sache erlangt als ein25 Amt. — Schreibe mir doch, wo der arme Samuel ſtekt und erkundige dich. — Was machſt du und deine Frau? Im Oktober oder eher mach’ [195]ich Gevatterſchaften, ich laſſe nämlich taufen. Wie viel haſt du Kinder? 5 ſchrieb ich an Schukman. Ich wolte, du könteſt mich einmal beſuchen. Im künftigen Jahr zieh’ ich dir näher. Lebe wohl Alter!30 Grüſſe meine liebe Frau Schwägerin höflicher als du biſt. Schreibe bald.
Richter
Grüſſe die kleinen ꝛc. Vettern vom groſſen.
[Adr.] Sr. Hochedelgeboren dem königl. preuſſ. Rendanten H. J. G. Richter in Sparnek bei Münchberg.
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Hier iſt das herausgeſchnittene Blat Vogel[s], das ich neulich ver-
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Schukman, wenn du ihn nicht zu unehrerbietig findeſt.
307. An Präſident Schuckmann in Bayreuth.
[Meiningen, 10. Sept. 1802] 5
Erlauben Sie, daß ich für dieſes Schreiben an Sie — der Sie
gerade mehr Geſchriebenes als Gedruktes leſen müſſen — meine
14 Entſchuldigungen anführe — die 1 bis 7. iſt mein Bruder mit
Frau und 5 Kindern, welche täglich an Jahren und jährlich an Anzahl
wachſen — die 8. ſeine Einnahme und Armuth — [die] 9. ſein treuer 10
Dienſteifer — die 10. des Königs neue Eroberungen mit der Adler
Feder, die ſeinen Dienern auch eine kleine für ihre nakte Rendanten-
feder verſprechen — die 11. Ihre Güte und Gerechtigkeit gegen jeden
Staatsdiener — die 12. Ihre gegen den kleinen in Sparnek, die Sie
ihm ſchon bewieſen haben — die 13. meine Bruderliebe und die 14. 15
mein Wunſch Ihnen einmal zu ſagen, mit welcher Achtung Ihrer
parthei- und raſtloſen Thätigkeit und mit welcher frohen Erinnerung
Ihrer perſönlichen Bekantſchaft ich bin
308. An Gottlieb Richter in Sparneck.
Meiningen d. 10. Sept. 1802. 20
Liebes Brüderlein! Eben hab’ ich einen Brief an Schukman geſchikt,
um dich bei den neuen Beſiznehmungen zu empfehlen. Ich habe vor-
geſtelt, wie klein deine Einnahme und wie gros dein Magen iſt. Im
Nothfalle ſchreib ich an den Miniſter Hardenberg, bei dem ich ſchon
einmal für einen Freund eine viel wichtigere Sache erlangt als ein 25
Amt. — Schreibe mir doch, wo der arme Samuel ſtekt und erkundige
dich. — Was machſt du und deine Frau? Im Oktober oder eher mach’
ich Gevatterſchaften, ich laſſe nämlich taufen. Wie viel haſt du
Kinder? 5 ſchrieb ich an Schukman. Ich wolte, du könteſt mich einmal
beſuchen. Im künftigen Jahr zieh’ ich dir näher. Lebe wohl Alter! 30
Grüſſe meine liebe Frau Schwägerin höflicher als du biſt. Schreibe
bald.
[195]Richter
Grüſſe die kleinen ꝛc. Vettern vom groſſen.
[Adr.] Sr. Hochedelgeboren dem königl. preuſſ. Rendanten H. J.
G. Richter in Sparnek bei Münchberg. 35
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/181>, abgerufen am 16.02.2025.
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