Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960.

Bild:
<< vorherige Seite

werden -- etwas Ungedenklicheres giebts nicht, Gott gebe auch, nichts
Unverbesserlicheres. Fare well! Apropos. Zu einem langen schreibe-
tafel- oder Antworts-fähigen Brief foder' ich 4 grosse volle # Seiten;
jede leere schiebt den Posttag hinaus. Dasmal ist Antwort Güte --
und Noth, wegen obiger Bücher.5

Das passive und aktive Andenken guter Menschen sei mit Ihnen!

R.
(*)284. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie, z. T. Konzept]

[Halten Sie das Blat für ein Nachblat aus] der frohen Zeit, wo10
stat der Briefe Billet[e] kamen. [In acht Tagen bin ich in Weimar
mit meiner Frau. Es ist unendlich schön, daß ich in dieser so schönen
Vergangenheit eine so schöne Gegenwart finde, nämlich Sie. Ihre
Urtheile über meine Bücher sind alzeit mir theuerer als alle Urtheile
in Büchern.]15

285. An Gleim.

Freudig dank' ich für Ihren Brief, Verehrtester! Das mal besteht
meine Antwort nur in einer Frage: ob ich nämlich mit Ihrem vor-
treflichen Gedichte -- dem ich indes leichter das Lob als das Ja[174]20
gebe -- nicht dem T[eutschen] Merkur das zweite Geschenk machen
dürfe. Ihre Antwort darauf bitt' ich Sie nach Weimar zu senden an
mich, weil ich Ende künftiger Woche dahin gehe und fliege. Dieser
Titan hoft' ich -- und hoffe noch -- solte Sie mehr befriedigen mit
seinem blossen sanften Sonnenschein der Poesie, als jeder vorige.25

Es gehe Ihrem ewig jungen Geiste und Herzen so wohl wie es sol!

Ihr J. P. F. Richter
286. An Emanuel.

Ausser dem Grus weis ich nichts. Hier folgt Amönens Kleid, das30
ich in den Nebenstunden gemacht so gut ich gekont, da ich doch mehr
ein Mansschneider bin. -- Unter dem Pak Briefe -- dieser meiner
Biographie -- stecken Ihre zurükkehrenden. -- Das Parasol rechnen Sie
mir an, ich lasse gerne Sie an meiner stat noch 1 oder 2 fl. herunter-

werden — etwas Ungedenklicheres giebts nicht, Gott gebe auch, nichts
Unverbeſſerlicheres. Fare well! Apropos. Zu einem langen ſchreibe-
tafel- oder Antworts-fähigen Brief foder’ ich 4 groſſe volle □ Seiten;
jede leere ſchiebt den Poſttag hinaus. Dasmal iſt Antwort Güte —
und Noth, wegen obiger Bücher.5

Das paſſive und aktive Andenken guter Menſchen ſei mit Ihnen!

R.
(*)284. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie, z. T. Konzept]

[Halten Sie das Blat für ein Nachblat aus] der frohen Zeit, wo10
ſtat der Briefe Billet[e] kamen. [In acht Tagen bin ich in Weimar
mit meiner Frau. Es iſt unendlich ſchön, daß ich in dieſer ſo ſchönen
Vergangenheit eine ſo ſchöne Gegenwart finde, nämlich Sie. Ihre
Urtheile über meine Bücher ſind alzeit mir theuerer als alle Urtheile
in Büchern.]15

285. An Gleim.

Freudig dank’ ich für Ihren Brief, Verehrteſter! Das mal beſteht
meine Antwort nur in einer Frage: ob ich nämlich mit Ihrem vor-
treflichen Gedichte — dem ich indes leichter das Lob als das Ja[174]20
gebe — nicht dem T[eutſchen] Merkur das zweite Geſchenk machen
dürfe. Ihre Antwort darauf bitt’ ich Sie nach Weimar zu ſenden an
mich, weil ich Ende künftiger Woche dahin gehe und fliege. Dieſer
Titan hoft’ ich — und hoffe noch — ſolte Sie mehr befriedigen mit
ſeinem bloſſen ſanften Sonnenſchein der Poeſie, als jeder vorige.25

Es gehe Ihrem ewig jungen Geiſte und Herzen ſo wohl wie es ſol!

Ihr J. P. F. Richter
286. An Emanuel.

Auſſer dem Grus weis ich nichts. Hier folgt Amönens Kleid, das30
ich in den Nebenſtunden gemacht ſo gut ich gekont, da ich doch mehr
ein Mansſchneider bin. — Unter dem Pak Briefe — dieſer meiner
Biographie — ſtecken Ihre zurükkehrenden. — Das Paraſol rechnen Sie
mir an, ich laſſe gerne Sie an meiner ſtat noch 1 oder 2 fl. herunter-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0162" n="155"/>
werden &#x2014; etwas Ungedenklicheres giebts nicht, Gott gebe auch, nichts<lb/>
Unverbe&#x017F;&#x017F;erlicheres. <hi rendition="#aq">Fare well!</hi> Apropos. Zu einem langen &#x017F;chreibe-<lb/>
tafel- oder Antworts-fähigen Brief foder&#x2019; ich 4 gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#g">volle</hi> &#x25A1; Seiten;<lb/>
jede leere &#x017F;chiebt den Po&#x017F;ttag hinaus. Dasmal i&#x017F;t Antwort Güte &#x2014;<lb/>
und Noth, wegen obiger Bücher.<lb n="5"/>
</p>
        <p>Das pa&#x017F;&#x017F;ive und aktive Andenken guter Men&#x017F;chen &#x017F;ei mit Ihnen!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>(*)284. An <hi rendition="#g">Charlotte von Kalb in Weimar.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie, z. T. Konzept]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Meiningen, 17. Juni 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>[Halten Sie das Blat für ein Nachblat aus] der frohen Zeit, wo<lb n="10"/>
&#x017F;tat der Briefe Billet[e] kamen. [In acht Tagen bin ich in Weimar<lb/>
mit meiner Frau. Es i&#x017F;t unendlich &#x017F;chön, daß ich in die&#x017F;er &#x017F;o &#x017F;chönen<lb/>
Vergangenheit eine &#x017F;o &#x017F;chöne Gegenwart finde, nämlich Sie. Ihre<lb/>
Urtheile über meine Bücher &#x017F;ind alzeit mir theuerer als alle Urtheile<lb/>
in Büchern.]<lb n="15"/>
</p>
      </div>
      <div type="letter" n="1">
        <head>285. An <hi rendition="#g">Gleim.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Meiningen</hi> d. 17. Jun. 1802 [Donnerstag].</hi> </dateline><lb/>
        <p>Freudig dank&#x2019; ich für Ihren Brief, Verehrte&#x017F;ter! Das mal be&#x017F;teht<lb/>
meine Antwort nur in einer Frage: ob ich nämlich mit Ihrem vor-<lb/>
treflichen Gedichte &#x2014; dem ich indes leichter das <hi rendition="#g">Lob</hi> als das Ja<note place="right"><ref target="1922_Bd4_174">[174]</ref></note><lb n="20"/>
gebe &#x2014; nicht dem T[eut&#x017F;chen] Merkur das zweite Ge&#x017F;chenk machen<lb/>
dürfe. Ihre Antwort darauf bitt&#x2019; ich Sie nach <hi rendition="#aq">Weimar</hi> zu &#x017F;enden an<lb/>
mich, weil ich Ende künftiger Woche dahin gehe und fliege. <hi rendition="#g">Die&#x017F;er</hi><lb/>
Titan hoft&#x2019; ich &#x2014; und hoffe noch &#x2014; &#x017F;olte Sie mehr befriedigen mit<lb/>
&#x017F;einem blo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;anften Sonnen&#x017F;chein der Poe&#x017F;ie, als jeder vorige.<lb n="25"/>
</p>
        <p>Es gehe Ihrem ewig jungen Gei&#x017F;te und Herzen &#x017F;o wohl wie es &#x017F;ol!</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Ihr J. P. F. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>286. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Unter einem Brief Karolinens v. 22. Juni 1802]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Au&#x017F;&#x017F;er dem Grus weis ich nichts. Hier folgt <hi rendition="#aq">Amönens</hi> Kleid, das<lb n="30"/>
ich in den Neben&#x017F;tunden gemacht &#x017F;o gut ich gekont, da ich doch mehr<lb/>
ein Mans&#x017F;chneider bin. &#x2014; Unter dem Pak Briefe &#x2014; die&#x017F;er meiner<lb/>
Biographie &#x2014; &#x017F;tecken Ihre zurükkehrenden. &#x2014; Das Para&#x017F;ol rechnen Sie<lb/>
mir an, ich la&#x017F;&#x017F;e gerne Sie an meiner &#x017F;tat noch 1 oder 2 fl. herunter-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0162] werden — etwas Ungedenklicheres giebts nicht, Gott gebe auch, nichts Unverbeſſerlicheres. Fare well! Apropos. Zu einem langen ſchreibe- tafel- oder Antworts-fähigen Brief foder’ ich 4 groſſe volle □ Seiten; jede leere ſchiebt den Poſttag hinaus. Dasmal iſt Antwort Güte — und Noth, wegen obiger Bücher. 5 Das paſſive und aktive Andenken guter Menſchen ſei mit Ihnen! R. (*)284. An Charlotte von Kalb in Weimar. [Meiningen, 17. Juni 1802] [Halten Sie das Blat für ein Nachblat aus] der frohen Zeit, wo 10 ſtat der Briefe Billet[e] kamen. [In acht Tagen bin ich in Weimar mit meiner Frau. Es iſt unendlich ſchön, daß ich in dieſer ſo ſchönen Vergangenheit eine ſo ſchöne Gegenwart finde, nämlich Sie. Ihre Urtheile über meine Bücher ſind alzeit mir theuerer als alle Urtheile in Büchern.] 15 285. An Gleim. Meiningen d. 17. Jun. 1802 [Donnerstag]. Freudig dank’ ich für Ihren Brief, Verehrteſter! Das mal beſteht meine Antwort nur in einer Frage: ob ich nämlich mit Ihrem vor- treflichen Gedichte — dem ich indes leichter das Lob als das Ja 20 gebe — nicht dem T[eutſchen] Merkur das zweite Geſchenk machen dürfe. Ihre Antwort darauf bitt’ ich Sie nach Weimar zu ſenden an mich, weil ich Ende künftiger Woche dahin gehe und fliege. Dieſer Titan hoft’ ich — und hoffe noch — ſolte Sie mehr befriedigen mit ſeinem bloſſen ſanften Sonnenſchein der Poeſie, als jeder vorige. 25 [174]Es gehe Ihrem ewig jungen Geiſte und Herzen ſo wohl wie es ſol! Ihr J. P. F. Richter 286. An Emanuel. [Unter einem Brief Karolinens v. 22. Juni 1802] Auſſer dem Grus weis ich nichts. Hier folgt Amönens Kleid, das 30 ich in den Nebenſtunden gemacht ſo gut ich gekont, da ich doch mehr ein Mansſchneider bin. — Unter dem Pak Briefe — dieſer meiner Biographie — ſtecken Ihre zurükkehrenden. — Das Paraſol rechnen Sie mir an, ich laſſe gerne Sie an meiner ſtat noch 1 oder 2 fl. herunter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:08:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:08:29Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/162
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/162>, abgerufen am 22.11.2024.