freudige Stelle in Ihrem Briefe schmerzlich-freudig ergrif und an Ihre schöne, warme Seele zog. --
[170] Meine C. mag Ihnen Dank und Neuigkeiten schreiben. -- In der Schnelle, abends, da kein Briefpapier wieder da war, nahm ich was ich hatte von Papier, nicht das reinste. -- Apropos. Ihr Schmetter-5 lings-Sonnenschirm für Luise ist so reizend geschmakvol, daß ich Sie bitte, sogleich meiner C. einen zu schicken, obwohl unter der absoluten Bedingung meiner Bezahlung. Ich bitte Sie sehr, thun Sie beides. --
Leben Sie wohl, Alter, Guter! Grüssen Sie Renata! O Gott, viel- leicht mach' ichs, d. h. im Herbste eine Reise durch meine Vorzeits-Oer-10 ter, Hof, Wonsiedel etc. und Emanuel sizt mit auf dem Kutschkasten.
R.
Apropos! Der Herzog entschuldigt sein Schweigen und bittet, es den Vergleich -- wenn nichts schon geschehen -- so ruhen zu lassen. -- Über die partheilichen Richter, sagt' er, irren Sie; mehr als die15 Hälfte waren aus Gotha.
281. An Thieriot in Hildburghausen.
[Von Karoline:]Meiningen den 9tenJuni 1802.
Da wir uns noch in M ... befinden und erst im August nach Leipzig gehen, ist es noch Zeit mit Ihnen in unserm Hause glüklich zu seyn.20
Unendlich freuen wir uns Sie, guter Thieriot, wiederzusehen, welches mit Hülfe Ihrer schönen Lorgnette früher geschehen kann als Sie es denken, wenn wir jeder (Richter und ich) ein Auge dahinter stecken.
1) Aber holen können wir Sie nicht, denn wir waren erst in Hildburghausen. zum Beweise dafür, tragen Sie inliegenden Brief (10 [?] wär' beßer, denken Sie) zur25 Feuchtersleben, von der Sie un- recht gelobt werden.
2) Aber halten Sie Sich nicht auf, sondern kommen Sie schnell vor unsere Augen, und lernen Sie in der Eil "erzählen". denn Sie sollen recht geplagt werden. Vor zwei Tagen, sah ich Ihre Erscheinung, -- so wars also eine Vorbedeutung Ihrer Nähe.30
3) Aber ich fahre drüben so fort:
[auf der andern Seite:]
Schrieb' ich gerade nicht -- autorisch -- so schrieb' ich mehr. Kommen Sie nur. Der Herzog von H[ildburg- hause]n sagte mir seine Lust, Sie gar anzustellen bei seiner Kapelle. Möge Sie diese Hiobspost des Glüks nicht niederschlagen! --35
Deroselben Eitelkeit Feind Richter
[171] Machen Sie ja unser Haus zum Durchgang nach und von Leipzig.
freudige Stelle in Ihrem Briefe ſchmerzlich-freudig ergrif und an Ihre ſchöne, warme Seele zog. —
[170] Meine C. mag Ihnen Dank und Neuigkeiten ſchreiben. — In der Schnelle, abends, da kein Briefpapier wieder da war, nahm ich was ich hatte von Papier, nicht das reinſte. — Apropos. Ihr Schmetter-5 lings-Sonnenſchirm für Luiſe iſt ſo reizend 〈geſchmakvol〉, daß ich Sie bitte, ſogleich meiner C. einen zu ſchicken, obwohl unter der abſoluten Bedingung meiner Bezahlung. Ich bitte Sie ſehr, thun Sie beides. —
Leben Sie wohl, Alter, Guter! Grüſſen Sie Renata! O Gott, viel- leicht mach’ ichs, d. h. im Herbſte eine Reiſe durch meine Vorzeits-Oer-10 ter, Hof, Wonsiedel ꝛc. und Emanuel ſizt mit auf dem Kutſchkaſten.
R.
Apropos! Der Herzog entſchuldigt ſein Schweigen und bittet, es 〈den Vergleich〉 — wenn nichts ſchon geſchehen — ſo ruhen zu laſſen. — Über die partheilichen Richter, ſagt’ er, irren Sie; mehr als die15 Hälfte waren aus Gotha.
281. An Thieriot in Hildburghauſen.
[Von Karoline:]Meiningen den 9tenJuni 1802.
Da wir uns noch in M ... befinden und erſt im August nach Leipzig gehen, iſt es noch Zeit mit Ihnen in unſerm Hauſe glüklich zu ſeyn.20
Unendlich freuen wir uns Sie, guter Thieriot, wiederzuſehen, welches mit Hülfe Ihrer ſchönen Lorgnette früher geſchehen kann als Sie es denken, wenn wir jeder (Richter und ich) ein Auge dahinter ſtecken.
1) Aber holen können wir Sie nicht, denn wir waren erſt in Hildburghauſen. zum Beweiſe dafür, tragen Sie inliegenden Brief (10 [?] wär’ beßer, denken Sie) zur25 Feuchtersleben, von der Sie un- recht gelobt werden.
2) Aber halten Sie Sich nicht auf, ſondern kommen Sie ſchnell vor unſere Augen, und lernen Sie in der Eil „erzählen“. denn Sie ſollen recht geplagt werden. Vor zwei Tagen, ſah ich Ihre Erſcheinung, — ſo wars alſo eine Vorbedeutung Ihrer Nähe.30
3) Aber ich fahre drüben ſo fort:
[auf der andern Seite:]
Schrieb’ ich gerade nicht — autoriſch — ſo ſchrieb’ ich mehr. Kommen Sie nur. Der Herzog von H[ildburg- hause]n ſagte mir ſeine Luſt, Sie gar anzuſtellen bei ſeiner Kapelle. Möge Sie dieſe Hiobspoſt des Glüks nicht niederſchlagen! —35
Deroſelben Eitelkeit Feind Richter
[171] Machen Sie ja unſer Haus zum Durchgang nach und von Leipzig.
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freudige Stelle in Ihrem Briefe ſchmerzlich-freudig ergrif und an Ihre
ſchöne, warme Seele zog. —
Meine C. mag Ihnen Dank und Neuigkeiten ſchreiben. — In der
Schnelle, abends, da kein Briefpapier wieder da war, nahm ich was
ich hatte von Papier, nicht das reinſte. — Apropos. Ihr Schmetter- 5
lings-Sonnenſchirm für Luiſe iſt ſo reizend 〈geſchmakvol〉, daß ich Sie
bitte, ſogleich meiner C. einen zu ſchicken, obwohl unter der abſoluten
Bedingung meiner Bezahlung. Ich bitte Sie ſehr, thun Sie beides. —
[170]
Leben Sie wohl, Alter, Guter! Grüſſen Sie Renata! O Gott, viel-
leicht mach’ ichs, d. h. im Herbſte eine Reiſe durch meine Vorzeits-Oer- 10
ter, Hof, Wonsiedel ꝛc. und Emanuel ſizt mit auf dem Kutſchkaſten.
R.
Apropos! Der Herzog entſchuldigt ſein Schweigen und bittet, es
〈den Vergleich〉 — wenn nichts ſchon geſchehen — ſo ruhen zu laſſen.
— Über die partheilichen Richter, ſagt’ er, irren Sie; mehr als die 15
Hälfte waren aus Gotha.
281. An Thieriot in Hildburghauſen.
Meiningen den 9ten Juni 1802.
Da wir uns noch in M ... befinden und erſt im August nach Leipzig gehen,
iſt es noch Zeit mit Ihnen in unſerm Hauſe glüklich zu ſeyn. 20
Unendlich freuen wir uns Sie, guter Thieriot, wiederzuſehen, welches mit Hülfe
Ihrer ſchönen Lorgnette früher geſchehen kann als Sie es denken, wenn wir jeder
(Richter und ich) ein Auge dahinter ſtecken.
1) Aber holen können wir Sie nicht, denn wir waren erſt in Hildburghauſen. zum
Beweiſe dafür, tragen Sie inliegenden Brief (10 [?] wär’ beßer, denken Sie) zur 25
Feuchtersleben, von der Sie un- recht gelobt werden.
2) Aber halten Sie Sich nicht auf, ſondern kommen Sie ſchnell vor unſere Augen,
und lernen Sie in der Eil „erzählen“. denn Sie ſollen recht geplagt werden. Vor
zwei Tagen, ſah ich Ihre Erſcheinung, — ſo wars alſo eine Vorbedeutung Ihrer
Nähe. 30
3) Aber ich fahre drüben ſo fort:
Schrieb’ ich gerade nicht — autoriſch —
ſo ſchrieb’ ich mehr. Kommen Sie nur. Der Herzog von H[ildburg-
hause]n ſagte mir ſeine Luſt, Sie gar anzuſtellen bei ſeiner Kapelle.
Möge Sie dieſe Hiobspoſt des Glüks nicht niederſchlagen! — 35
Deroſelben Eitelkeit Feind
Richter
Machen Sie ja unſer Haus zum Durchgang nach und von Leipzig.
[171]
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/159>, abgerufen am 16.07.2024.
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