sehr gezogne Feder lieber dazu -- was sie so gut könte -- daß sie etwas eignes fertigt; für dieses wil ich froh der Lootsen und Weg- zeiger sein und man wird mirs danken. --
Herzlich dank' ich dir für deine Schulzerei; du gabst mir mehr als ich annehmen darf ohne Plagiat. Die Sache ist nur eine Nebenpartie des5 Gemäldes. Mündlich mehr. Manches, z. B. das Kindbett'schieben gegen die Soldatenbinde hatt ich schon. -- Ich bin, besonders um Fenster in dein jeziges Ich zu haben, auf deine Worte über meine ge- drukten Sachen begierig. -- Danke Emanuel; C. sol ein Dinten- Portrait seiner Frau beilegen; warlich in Berlin fänd' er so vielerlei10 (zumal da ich ihn an seine Beschneidungs Genossin, die Mdme Herz empfähle) daß er gewis wie ich wiederkäme -- begleitet. --
[107]C. sehnt sich nach Euch beiden und Emanuel und der Gegend so sehr, daß ich gewis im Sept. mir einen Bayreuther Wagen bestelle hieher *). -- Sie hat nicht Einen grosstädtischen Miszug, und15 liebt die Einsamkeit fast zu sehr; so wie sie hier alle Leute, bis zu dem Hof-Gärtner -- der mich darum beschenkte und mit Recht -- gewint. --
Der sonst trefliche Heß irt ganz über hier. -- Ich arbeite wie ein Vieh am 3. Titan; alles fliesset mir. Jezt wird mir das Stubenhocken20 eine Lust. Sonst hätt' ich nicht 3 Tage so leben können.
Sage dem dummen M. Höfer (ja wohl ein Höfer) was Harden- berg nicht könne, könne einer noch weniger, der den Narren nicht kenne. -- Mein Pathgen Wernlein [!] war wieder bei mir und lies sich bitlich und borgend 3 rtl. schenken. Dümmers giebts nichts. -- Bei25 der Geheim Räthin Zink haus' ich wenn du oder Emanuel uns die Freude eurer Erscheinung in den Hinterhof auf eine artige äussere Vortreppe herauftragen wolt ins linke oder rechte Zimmer 1 Stok- werkgen hoch. Wie ein Junge die Spinmaschine, so dreh' ich mit Einem Finger -- der Ehering liegt daran -- die grössere, womit das30 Glük, die Ordnung und Labyrinths-Faden, Liebesseile etc. gesponnen werden, kurz das Haushaltungsgetriebe, das ungemein richtig geht ohne Abgang Eines Zähngens. Es thut mir herzlich [leid], daß die Menschen dem deinigen manche Zähngen ausbrechen. Schreib nur
*) Hier ist wenig Fuhrwerk; frage doch nach dem Preis, du köntest dan mit35 ob es gleich für nichts weiter zu rechnen wäre als ein Fahrt.
ſehr gezogne Feder lieber dazu — was ſie ſo gut könte — daß ſie etwas eignes fertigt; für dieſes wil ich froh der Lootſen und Weg- zeiger ſein und man wird mirs danken. —
Herzlich dank’ ich dir für deine Schulzerei; du gabſt mir mehr als ich annehmen darf ohne Plagiat. Die Sache iſt nur eine Nebenpartie des5 Gemäldes. Mündlich mehr. Manches, z. B. das Kindbett’ſchieben gegen die Soldatenbinde hatt ich ſchon. — Ich bin, beſonders um Fenſter in dein jeziges Ich zu haben, auf deine Worte über meine ge- drukten Sachen begierig. — Danke Emanuel; C. ſol ein Dinten- Portrait ſeiner Frau beilegen; warlich in Berlin fänd’ er ſo vielerlei10 (zumal da ich ihn an ſeine Beſchneidungs Genoſſin, die Mdme Herz empfähle) daß er gewis wie ich wiederkäme — begleitet. —
[107]C. ſehnt ſich nach Euch beiden und Emanuel und der Gegend ſo ſehr, daß ich gewis im Sept. mir einen Bayreuther Wagen beſtelle hieher *). — Sie hat nicht Einen grosſtädtiſchen Miszug, und15 liebt die Einſamkeit faſt zu ſehr; ſo wie ſie hier alle Leute, bis zu dem Hof-Gärtner — der mich darum beſchenkte und mit Recht — gewint. —
Der ſonſt trefliche Heß irt ganz über hier. — Ich arbeite wie ein Vieh am 3. Titan; alles flieſſet mir. Jezt wird mir das Stubenhocken20 eine Luſt. Sonſt hätt’ ich nicht 3 Tage ſo leben können.
Sage dem dummen M. Höfer (ja wohl ein Höfer) was Harden- berg nicht könne, könne einer noch weniger, der den Narren nicht kenne. — Mein Pathgen Wernlein [!] war wieder bei mir und lies ſich bitlich und borgend 3 rtl. ſchenken. Dümmers giebts nichts. — Bei25 der Geheim Räthin Zink hauſ’ ich wenn du oder Emanuel uns die Freude eurer Erſcheinung in den Hinterhof auf eine artige äuſſere Vortreppe herauftragen wolt ins linke oder rechte Zimmer 1 Stok- werkgen hoch. Wie ein Junge die Spinmaſchine, ſo dreh’ ich mit Einem Finger — der Ehering liegt daran — die gröſſere, womit das30 Glük, die Ordnung und Labyrinths-Faden, Liebesſeile ꝛc. geſponnen werden, kurz das Haushaltungsgetriebe, das ungemein richtig geht ohne Abgang Eines Zähngens. Es thut mir herzlich [leid], daß die Menſchen dem deinigen manche Zähngen ausbrechen. Schreib nur
*) Hier iſt wenig Fuhrwerk; frage doch nach dem Preis, du könteſt dan mit35 ob es gleich für nichts weiter zu rechnen wäre als ein Fahrt.
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Herzlich dank’ ich dir für deine Schulzerei; du gabſt mir mehr als ich
annehmen darf ohne Plagiat. Die Sache iſt nur eine Nebenpartie des 5
Gemäldes. Mündlich mehr. Manches, z. B. das Kindbett’ſchieben
gegen die Soldatenbinde hatt ich ſchon. — Ich bin, beſonders um
Fenſter in dein jeziges Ich zu haben, auf deine Worte über meine ge-
drukten Sachen begierig. — Danke Emanuel; C. ſol ein Dinten-
Portrait ſeiner Frau beilegen; warlich in Berlin fänd’ er ſo vielerlei 10
(zumal da ich ihn an ſeine Beſchneidungs Genoſſin, die Mdme Herz
empfähle) daß er gewis wie ich wiederkäme — begleitet. —
C. ſehnt ſich nach Euch beiden und Emanuel und der Gegend ſo
ſehr, daß ich gewis im Sept. mir einen Bayreuther Wagen beſtelle
hieher *). — Sie hat nicht Einen grosſtädtiſchen Miszug, und 15
liebt die Einſamkeit faſt zu ſehr; ſo wie ſie hier alle Leute, bis zu
dem Hof-Gärtner — der mich darum beſchenkte und mit Recht —
gewint. —
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Der ſonſt trefliche Heß irt ganz über hier. — Ich arbeite wie ein
Vieh am 3. Titan; alles flieſſet mir. Jezt wird mir das Stubenhocken 20
eine Luſt. Sonſt hätt’ ich nicht 3 Tage ſo leben können.
Sage dem dummen M. Höfer (ja wohl ein Höfer) was Harden-
berg nicht könne, könne einer noch weniger, der den Narren nicht
kenne. — Mein Pathgen Wernlein [!] war wieder bei mir und lies ſich
bitlich und borgend 3 rtl. ſchenken. Dümmers giebts nichts. — Bei 25
der Geheim Räthin Zink hauſ’ ich wenn du oder Emanuel uns die
Freude eurer Erſcheinung in den Hinterhof auf eine artige äuſſere
Vortreppe herauftragen wolt ins linke oder rechte Zimmer 1 Stok-
werkgen hoch. Wie ein Junge die Spinmaſchine, ſo dreh’ ich mit
Einem Finger — der Ehering liegt daran — die gröſſere, womit das 30
Glük, die Ordnung und Labyrinths-Faden, Liebesſeile ꝛc. geſponnen
werden, kurz das Haushaltungsgetriebe, das ungemein richtig geht
ohne Abgang Eines Zähngens. Es thut mir herzlich [leid], daß die
Menſchen dem deinigen manche Zähngen ausbrechen. Schreib nur
*) Hier iſt wenig Fuhrwerk; frage doch nach dem Preis, du könteſt dan mit 35
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:08:29Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 4. Berlin, 1960, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe04_1960/100>, abgerufen am 16.07.2024.
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