Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.ich jemals noch einen Menschen in der Welt so lieben werde -- im R. 90. An ? [Kopie][Leipzig, Anfang Mai 1798]Die Meskaskade wirft mich der Dresdner zu.10 91. An Emanuel in Bayreuth. Leipzig d. 12 Mai 98.Es ist mir lieb, daß H. Pfenninger, mein Silhouettenausschneider, Anlangend mich, so weis ich nicht wo mein Kopf steht, ausser nach Ach wie lang und bedekt ist schon wieder die Zeit, wo wir uns alle Sagen Sie Ihrem lieben Bruder noch selbst für seine Vatersorge ich jemals noch einen Menſchen in der Welt ſo lieben werde — im R. 90. An ? [Kopie][Leipzig, Anfang Mai 1798]Die Meskaſkade wirft mich der Dresdner zu.10 91. An Emanuel in Bayreuth. Leipzig d. 12 Mai 98.Es iſt mir lieb, daß H. Pfenninger, mein Silhouettenausſchneider, Anlangend mich, ſo weis ich nicht wo mein Kopf ſteht, auſſer nach Ach wie lang und bedekt iſt ſchon wieder die Zeit, wo wir uns alle Sagen Sie Ihrem lieben Bruder noch ſelbſt für ſeine Vaterſorge <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0070" n="63"/> ich jemals noch einen Menſchen in der Welt ſo lieben werde — im<lb/> höhern Sinne nicht einmal meine Geliebte — als dich. Ach ich wuſte<lb/> es vor der Reiſe voraus — und doch nicht ganz. O bleibe nur geſund,<lb/> nur geſund, du Unentbehrlicher! — Grüſſe alle und danke deiner<lb/> Friederike für mich. — Ach wenn ich nach jenem Abſchiede nur 1 Stunde<lb n="5"/> hätte einſam gehen dürfen! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>90. An ?</head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Leipzig, Anfang Mai 1798]</hi> </dateline><lb/> <p>Die Meskaſkade wirft mich der Dresdner zu.<lb n="10"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>91. An <hi rendition="#g">Emanuel in Bayreuth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 12 Mai 98.</hi> </dateline><lb/> <p>Es iſt mir lieb, daß H. Pfenninger, mein Silhouettenausſchneider,<lb/> gerade Einen Tag vor meinem Abfluge nach Dresden einen Empfeh-<lb/> lungsbrief nach Bayreuth verlangt. Ich empfehle ihn Ihnen, mein<lb n="15"/> Guter, hiemit, damit Sie ihn weiter empfehlen. Ein Portraitmaler<lb/> erſchöpft ſich unter allen Künſtlern am erſten und braucht neue Städte<lb/> zu neuen Werken. Mein dreiköpfiges Zerberus Portrait wird bei<lb/> Ihnen ſchon der Fürſprecher ſeines Pinſels ſein. Übrigens hat er hier<lb/> manches andere noch viel beſſer der Natur weggeſchnapt als meines.<lb n="20"/> Thun Sie was Sie können! —</p><lb/> <p>Anlangend mich, ſo weis ich nicht wo mein Kopf ſteht, auſſer nach<lb/> 3 Tagen, wo er auf der Dresdner Brücke ſtehen ſol. Die Fluten der<lb/> Meſſe haben mich gegen alles, und alles gegen mich getrieben und<lb/> ich halte eben meinen Kopf wie ein Seehund aus dem Waſſer und<lb n="25"/> zieh’ einmal Athem.</p><lb/> <p>Ach wie lang und bedekt iſt ſchon wieder die Zeit, wo wir uns alle<lb/> ſahen, und ihre Blüten und Dornen! — Der Schmerz hatte ſein<lb/> Stilet ſehr ſpizig und ſcharf geſchliffen, da ich mich in <hi rendition="#aq">Ho</hi>f von der<note place="right"><ref target="1922_Bd3_69">[69]</ref></note><lb/> Freundſchaft trente, ich meine nicht von der weiblichen! —<lb n="30"/> </p><lb/> <p>Sagen Sie Ihrem lieben Bruder noch ſelbſt für ſeine Vaterſorge<lb/> für mein Seelen-Gehäuſe den warmen Dank, deſſen Wiederholung er<lb/> durch [ſeine] verborgne Abreiſe entfloh, vielleicht zürnend, über meine<lb/> von der Zeit befohlne Unſichtbarkeit bei ihm. —</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [63/0070]
ich jemals noch einen Menſchen in der Welt ſo lieben werde — im
höhern Sinne nicht einmal meine Geliebte — als dich. Ach ich wuſte
es vor der Reiſe voraus — und doch nicht ganz. O bleibe nur geſund,
nur geſund, du Unentbehrlicher! — Grüſſe alle und danke deiner
Friederike für mich. — Ach wenn ich nach jenem Abſchiede nur 1 Stunde 5
hätte einſam gehen dürfen! —
R.
90. An ?
[Leipzig, Anfang Mai 1798]
Die Meskaſkade wirft mich der Dresdner zu. 10
91. An Emanuel in Bayreuth.
Leipzig d. 12 Mai 98.
Es iſt mir lieb, daß H. Pfenninger, mein Silhouettenausſchneider,
gerade Einen Tag vor meinem Abfluge nach Dresden einen Empfeh-
lungsbrief nach Bayreuth verlangt. Ich empfehle ihn Ihnen, mein 15
Guter, hiemit, damit Sie ihn weiter empfehlen. Ein Portraitmaler
erſchöpft ſich unter allen Künſtlern am erſten und braucht neue Städte
zu neuen Werken. Mein dreiköpfiges Zerberus Portrait wird bei
Ihnen ſchon der Fürſprecher ſeines Pinſels ſein. Übrigens hat er hier
manches andere noch viel beſſer der Natur weggeſchnapt als meines. 20
Thun Sie was Sie können! —
Anlangend mich, ſo weis ich nicht wo mein Kopf ſteht, auſſer nach
3 Tagen, wo er auf der Dresdner Brücke ſtehen ſol. Die Fluten der
Meſſe haben mich gegen alles, und alles gegen mich getrieben und
ich halte eben meinen Kopf wie ein Seehund aus dem Waſſer und 25
zieh’ einmal Athem.
Ach wie lang und bedekt iſt ſchon wieder die Zeit, wo wir uns alle
ſahen, und ihre Blüten und Dornen! — Der Schmerz hatte ſein
Stilet ſehr ſpizig und ſcharf geſchliffen, da ich mich in Hof von der
Freundſchaft trente, ich meine nicht von der weiblichen! — 30
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Sagen Sie Ihrem lieben Bruder noch ſelbſt für ſeine Vaterſorge
für mein Seelen-Gehäuſe den warmen Dank, deſſen Wiederholung er
durch [ſeine] verborgne Abreiſe entfloh, vielleicht zürnend, über meine
von der Zeit befohlne Unſichtbarkeit bei ihm. —
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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