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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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meiner Erinnerung unsichtbar werden, und auch sie wird mich nie
vergessen.

Im und zum Winter blos zieh' ich nach Berlin, wo ich mehr Freunde
habe als je in meinem Leben Feinde.

Das schön gefärbte mit Silber gestikte Eheband, das mich fest ge-5
macht hätte, hab' ich mit meinem Federmesser zerschnitten; aber das
Wesen, das das eine Ende in der Hand hat -- das andere ich -- wird
ewig von mir verehrt und geliebt.

Grüssen Sie Man, Kinder, Schwestern, Eltern und Albrecht recht
innig. Schreiben Sie mir wenigstens die wenigen Neuigkeiten, die10
Ihr H. Vater weis; oder lieber recht viele; und überhaupt recht viel.
-- Brechen Sie doch dem Lesen einige Stunden ab zum Schreiben. --
Lebe wohl, liebe Seele! Ich denke sanft und liebend an deine Ver-
gangenheit und an dein weiches Herz und an jede Stunde, wo wir
gut und seelig waren!15

J. P. F. Richter
499. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Mein guter Bruder! Das gegenwärtige Blätgen gieb auf meine[386]
Rechnung an den Buchhändler Grau, im Falle das verlangte Buch20
nicht über 2 Bände stark ist. -- Das Unglük deines holden Kindes
rührte mich innig. -- Den Rest des Geldes von mir magst du ver-
trinken. -- Du kanst alle mal, ohne dich zu entschuldigen, unfrankiert
schreiben, sobald du mir etwas dich oder mich interessierendes zu sagen
hast.25

Ich war 6 Wochen fast in Berlin und ziehe im Herbst auf den Winter
dahin, weil man mich da so gut aufnahm; dein Magen und Schlund
wäre da mehr am rechten Ort gewesen als meiner. Ich as auch bei
der Königin, und Hardenberg wolte mich sehen (ich kont' aber nicht)
Diese Nachrichten, die für dich Manna und Adelsbriefe sind, klebe nach30
deiner Manier an die Wirthshausthüren fest, um den Biergästen zu
zeigen, was dein Bruder ist und folglich -- seiner in Sparnek. Ernstlich
ich schreibe dirs, damit du siehst, daß ich im Falle einer nähern höhern
Amtsstelle leicht für dich wirken kan. -- Meine Heirath hab' ich wieder
zerrissen.35

meiner Erinnerung unſichtbar werden, und auch ſie wird mich nie
vergeſſen.

Im und zum Winter blos zieh’ ich nach Berlin, wo ich mehr Freunde
habe als je in meinem Leben Feinde.

Das ſchön gefärbte mit Silber geſtikte Eheband, das mich feſt ge-5
macht hätte, hab’ ich mit meinem Federmeſſer zerſchnitten; aber das
Weſen, das das eine Ende in der Hand hat — das andere ich — wird
ewig von mir verehrt und geliebt.

Grüſſen Sie Man, Kinder, Schweſtern, Eltern und Albrecht recht
innig. Schreiben Sie mir wenigſtens die wenigen Neuigkeiten, die10
Ihr H. Vater weis; oder lieber recht viele; und überhaupt recht viel.
— Brechen Sie doch dem Leſen einige Stunden ab zum Schreiben. —
Lebe wohl, liebe Seele! Ich denke ſanft und liebend an deine Ver-
gangenheit und an dein weiches Herz und an jede Stunde, wo wir
gut und ſeelig waren!15

J. P. F. Richter
499. An Gottlieb Richter in Sparneck.

Mein guter Bruder! Das gegenwärtige Blätgen gieb auf meine[386]
Rechnung an den Buchhändler Grau, im Falle das verlangte Buch20
nicht über 2 Bände ſtark iſt. — Das Unglük deines holden Kindes
rührte mich innig. — Den Reſt des Geldes von mir magſt du ver-
trinken. — Du kanſt alle mal, ohne dich zu entſchuldigen, unfrankiert
ſchreiben, ſobald du mir etwas dich oder mich intereſſierendes zu ſagen
haſt.25

Ich war 6 Wochen faſt in Berlin und ziehe im Herbſt auf den Winter
dahin, weil man mich da ſo gut aufnahm; dein Magen und Schlund
wäre da mehr am rechten Ort geweſen als meiner. Ich as auch bei
der Königin, und Hardenberg wolte mich ſehen (ich kont’ aber nicht)
Dieſe Nachrichten, die für dich Manna und Adelsbriefe ſind, klebe nach30
deiner Manier an die Wirthshausthüren feſt, um den Biergäſten zu
zeigen, was dein Bruder iſt und folglich — ſeiner in Sparnek. Ernſtlich
ich ſchreibe dirs, damit du ſiehſt, daß ich im Falle einer nähern höhern
Amtsſtelle leicht für dich wirken kan. — Meine Heirath hab’ ich wieder
zerriſſen.35

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[359/0379] meiner Erinnerung unſichtbar werden, und auch ſie wird mich nie vergeſſen. Im und zum Winter blos zieh’ ich nach Berlin, wo ich mehr Freunde habe als je in meinem Leben Feinde. Das ſchön gefärbte mit Silber geſtikte Eheband, das mich feſt ge- 5 macht hätte, hab’ ich mit meinem Federmeſſer zerſchnitten; aber das Weſen, das das eine Ende in der Hand hat — das andere ich — wird ewig von mir verehrt und geliebt. Grüſſen Sie Man, Kinder, Schweſtern, Eltern und Albrecht recht innig. Schreiben Sie mir wenigſtens die wenigen Neuigkeiten, die 10 Ihr H. Vater weis; oder lieber recht viele; und überhaupt recht viel. — Brechen Sie doch dem Leſen einige Stunden ab zum Schreiben. — Lebe wohl, liebe Seele! Ich denke ſanft und liebend an deine Ver- gangenheit und an dein weiches Herz und an jede Stunde, wo wir gut und ſeelig waren! 15 J. P. F. Richter 499. An Gottlieb Richter in Sparneck. Weimar d. 10 Aug. 1800. Mein guter Bruder! Das gegenwärtige Blätgen gieb auf meine Rechnung an den Buchhändler Grau, im Falle das verlangte Buch 20 nicht über 2 Bände ſtark iſt. — Das Unglük deines holden Kindes rührte mich innig. — Den Reſt des Geldes von mir magſt du ver- trinken. — Du kanſt alle mal, ohne dich zu entſchuldigen, unfrankiert ſchreiben, ſobald du mir etwas dich oder mich intereſſierendes zu ſagen haſt. 25 [386] Ich war 6 Wochen faſt in Berlin und ziehe im Herbſt auf den Winter dahin, weil man mich da ſo gut aufnahm; dein Magen und Schlund wäre da mehr am rechten Ort geweſen als meiner. Ich as auch bei der Königin, und Hardenberg wolte mich ſehen (ich kont’ aber nicht) Dieſe Nachrichten, die für dich Manna und Adelsbriefe ſind, klebe nach 30 deiner Manier an die Wirthshausthüren feſt, um den Biergäſten zu zeigen, was dein Bruder iſt und folglich — ſeiner in Sparnek. Ernſtlich ich ſchreibe dirs, damit du ſiehſt, daß ich im Falle einer nähern höhern Amtsſtelle leicht für dich wirken kan. — Meine Heirath hab’ ich wieder zerriſſen. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/379>, abgerufen am 22.11.2024.