Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.468. An Gleim in Halberstadt. Leipzig d. 21. Mai 1800.Der Titan und sein Zwerg kommen endlich zum edlen Vater, der Meine Zukunft geht so zwischen Berge in Thäler hinein, daß ich Mit kindlicher Liebe drück' ich Sie an meine Brust und wünsch'15 J. P. F. Richter N. S. Erst in Leipzig bekam ich den Clavis und hatte keine Zeit ihn 469. An Ahlefeldt. Dienstags [Berlin, 27. Mai 1800].Mein lieber alter Freund! Ich schreibe dir, stat dich zu suchen, da Richter [363]470. An Karoline von Feuchtersleben.30 [Kopie][Berlin, 27. Mai 1800]Die Abenddämmerung der vorigen Zeit -- den Frühling der Liebe 468. An Gleim in Halberſtadt. Leipzig d. 21. Mai 1800.Der Titan und ſein Zwerg kommen endlich zum edlen Vater, der Meine Zukunft geht ſo zwiſchen Berge in Thäler hinein, daß ich Mit kindlicher Liebe drück’ ich Sie an meine Bruſt und wünſch’15 J. P. F. Richter N. S. Erſt in Leipzig bekam ich den Clavis und hatte keine Zeit ihn 469. An Ahlefeldt. Dienſtags [Berlin, 27. Mai 1800].Mein lieber alter Freund! Ich ſchreibe dir, ſtat dich zu ſuchen, da Richter [363]470. An Karoline von Feuchtersleben.30 [Kopie][Berlin, 27. Mai 1800]Die Abenddämmerung der vorigen Zeit — den Frühling der Liebe <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0356" n="336"/> <div type="letter" n="1"> <head>468. An <hi rendition="#g">Gleim in Halberſtadt.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 21. Mai 1800.</hi> </dateline><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">Titan</hi> und ſein Zwerg kommen endlich zum edlen Vater, der<lb/> Kriegslieder ſang und Friedenspredigten hielt. Schreiben Sie mir,<lb/> Geliebteſter, nicht ihren Empfang, ſondern ihre Wirkung, wenn Sie<lb n="5"/> ſie geleſen. Das körperliche Auge ſieht in der Jugend am beſten <hi rendition="#g">nahe,</hi><lb/> das ältere <hi rendition="#g">ferne</hi> Gegenſtände; Sie aber ſehen nicht blos die fernern<lb/> Gegenden des Parnaſſes, die die Jugend jezt ſo verkent, unpartheiiſch<lb/> und gut, ſondern auch die nächſten und neueſten. Und darum mach’ ich<lb/> dieſes helle und wohlwollende Auge gern zu meinem Richter.<lb n="10"/> </p> <p>Meine Zukunft geht ſo zwiſchen Berge in Thäler hinein, daß ich<lb/> nichts vorausſagen kan — über meinem Lebensbächlein liegt immer ſo<lb/> viel Nebel, daß ich nicht auf 5 Schritte prophezeien kan, wohin es<lb/> flieſſe — — Ins <hi rendition="#g">ſtille</hi> Meer freilich am Ende.</p><lb/> <p>Mit kindlicher Liebe drück’ ich Sie an meine Bruſt und wünſch’<lb n="15"/> Ihnen alle die Freuden — wenn’s möglich wäre — die Sie je aus-<lb/> getheilet haben, guter Vater!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N. S. Erſt in Leipzig bekam ich den <hi rendition="#aq">Clavis</hi> und hatte keine Zeit ihn<lb/> binden zu laſſen. d. 23. geh’ ich nach <hi rendition="#aq">Berlin</hi> und wohne bei Matzdorf<lb n="20"/> einige Wochen.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>469. An <hi rendition="#g">Ahlefeldt.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Dienſtags [Berlin, 27. Mai 1800].</hi> </dateline><lb/> <p>Mein lieber alter Freund! Ich ſchreibe dir, ſtat dich zu ſuchen, da<lb/> man ſagt, daß du nicht immer unter deinem Dache zu finden ſeieſt.<lb n="25"/> Komme unter meines und führe mich unter deines; nur heute nicht,<lb/> weil ich ausgeflattert bin. Mög’ ich lauter blaue Himmel auf deinen<lb/> Mienen ſehen! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd3_363">[363]</ref></note>470. An <hi rendition="#g">Karoline von Feuchtersleben.</hi><lb n="30"/></head> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Berlin, 27. Mai 1800]</hi> </dateline><lb/> <p>Die Abenddämmerung der vorigen Zeit — den Frühling der Liebe<lb/> haben ſie zertreten — ſie haben mich öfter geopfert als mir.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [336/0356]
468. An Gleim in Halberſtadt.
Leipzig d. 21. Mai 1800.
Der Titan und ſein Zwerg kommen endlich zum edlen Vater, der
Kriegslieder ſang und Friedenspredigten hielt. Schreiben Sie mir,
Geliebteſter, nicht ihren Empfang, ſondern ihre Wirkung, wenn Sie 5
ſie geleſen. Das körperliche Auge ſieht in der Jugend am beſten nahe,
das ältere ferne Gegenſtände; Sie aber ſehen nicht blos die fernern
Gegenden des Parnaſſes, die die Jugend jezt ſo verkent, unpartheiiſch
und gut, ſondern auch die nächſten und neueſten. Und darum mach’ ich
dieſes helle und wohlwollende Auge gern zu meinem Richter. 10
Meine Zukunft geht ſo zwiſchen Berge in Thäler hinein, daß ich
nichts vorausſagen kan — über meinem Lebensbächlein liegt immer ſo
viel Nebel, daß ich nicht auf 5 Schritte prophezeien kan, wohin es
flieſſe — — Ins ſtille Meer freilich am Ende.
Mit kindlicher Liebe drück’ ich Sie an meine Bruſt und wünſch’ 15
Ihnen alle die Freuden — wenn’s möglich wäre — die Sie je aus-
getheilet haben, guter Vater!
J. P. F. Richter
N. S. Erſt in Leipzig bekam ich den Clavis und hatte keine Zeit ihn
binden zu laſſen. d. 23. geh’ ich nach Berlin und wohne bei Matzdorf 20
einige Wochen.
469. An Ahlefeldt.
Dienſtags [Berlin, 27. Mai 1800].
Mein lieber alter Freund! Ich ſchreibe dir, ſtat dich zu ſuchen, da
man ſagt, daß du nicht immer unter deinem Dache zu finden ſeieſt. 25
Komme unter meines und führe mich unter deines; nur heute nicht,
weil ich ausgeflattert bin. Mög’ ich lauter blaue Himmel auf deinen
Mienen ſehen! —
Richter
470. An Karoline von Feuchtersleben. 30
[Berlin, 27. Mai 1800]
Die Abenddämmerung der vorigen Zeit — den Frühling der Liebe
haben ſie zertreten — ſie haben mich öfter geopfert als mir.
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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