Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

Bild:
<< vorherige Seite
435. An Karoline Herder.

Gute Karoline! Thieriot ist wiedergekommen. Wenn Sie heute
zu Ihrem Ozean noch einen reinen Thautropfen annehmen: so bring'
ich Thieriot mit. -- Apropos, ich habe Ihnen zu sagen vergessen was5
ich lieber schreibe: ich bitte Sie in der bewusten Ostersache ja keine
Rüksicht auf mich zu nehmen, da sie erstlich überflüssig ist und da
zweitens alle Verleger erst zur und nach der Ostermesse ihre Pflicht
thun. Sie wissen, womit Sie mir den grösseren Gefallen thun. Adio,
Edle, bis ich komme! --10

436. An Auguste Schlichtegroll in Gotha.
[Kopie]

100 Menschen gehen aus der Erde und wurden nie darin von
unsern [?] Pfingststunden seelig gemacht, wo der Himmel der Liebe
und Freude offensteht und den Menschen überstrahlt. Man bewahre15
[345]sie treu und geniessend im Herz, bis es nicht mehr schlägt. Lebe wohl,
schöne Seele. Ich vergesse dein nicht, lebe froh, weiches Herz. --
Wenn der Mai komt und die Welt blüht.

437. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]20

Die Dornen vergeblicher Erwartung wegbrechen. -- da der Sturm
des Geschlechts und des poetischen Schaffens von der heiligen Einheit
des Herzens wegtreibt. -- stat der Pferde Flügel nehmen -- Die
Zeichen erinnern an sie, wie am Pol ein nie untergehender Mond die
Sonne ersezt. -- Federn, die nicht wie klassische durch das Alter besser25
werden. -- Und du, du. Ich möchte dich nicht anders nennen als du
ohne Namen. Du Gott, nicht ich, hast den Himmel in deiner Hand und
gieb ihr ihn.

438. An Ernestine von Beck.
[Kopie]30

Die heitere originelle Freundin verzeihe dem stummen Freund. Sein
Schweigen bedeutet wie das der Mädgen, Liebe und Ja.

435. An Karoline Herder.

Gute Karoline! Thieriot iſt wiedergekommen. Wenn Sie heute
zu Ihrem Ozean noch einen reinen Thautropfen annehmen: ſo bring’
ich Thieriot mit. — Apropos, ich habe Ihnen zu ſagen vergeſſen was5
ich lieber ſchreibe: ich bitte Sie in der bewuſten Oſterſache ja keine
Rükſicht auf mich zu nehmen, da ſie erſtlich überflüſſig iſt und da
zweitens alle Verleger erſt zur und nach der Oſtermeſſe ihre Pflicht
thun. Sie wiſſen, womit Sie mir den gröſſeren Gefallen thun. Adio,
Edle, bis ich komme! —10

436. An Auguſte Schlichtegroll in Gotha.
[Kopie]

100 Menſchen gehen aus der Erde und wurden nie darin von
unſern [?] Pfingſtſtunden ſeelig gemacht, wo der Himmel der Liebe
und Freude offenſteht und den Menſchen überſtrahlt. Man bewahre15
[345]ſie treu und genieſſend im Herz, bis es nicht mehr ſchlägt. Lebe wohl,
ſchöne Seele. Ich vergeſſe dein nicht, lebe froh, weiches Herz. —
Wenn der Mai komt und die Welt blüht.

437. An Karoline von Feuchtersleben.
[Kopie]20

Die Dornen vergeblicher Erwartung wegbrechen. — da der Sturm
des Geſchlechts und des poetiſchen Schaffens von der heiligen Einheit
des Herzens wegtreibt. — ſtat der Pferde Flügel nehmen — Die
Zeichen erinnern an ſie, wie am Pol ein nie untergehender Mond die
Sonne erſezt. — Federn, die nicht wie klaſſiſche durch das Alter beſſer25
werden. — Und du, du. Ich möchte dich nicht anders nennen als du
ohne Namen. Du Gott, nicht ich, haſt den Himmel in deiner Hand und
gieb ihr ihn.

438. An Erneſtine von Beck.
[Kopie]30

Die heitere originelle Freundin verzeihe dem ſtummen Freund. Sein
Schweigen bedeutet wie das der Mädgen, Liebe und Ja.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0338" n="318"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>435. An <hi rendition="#g">Karoline Herder.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 6. April 1800. Sonntag]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Gute <hi rendition="#g">Karoline!</hi> Thieriot i&#x017F;t wiedergekommen. Wenn Sie heute<lb/>
zu Ihrem Ozean noch einen reinen Thautropfen annehmen: &#x017F;o bring&#x2019;<lb/>
ich Thieriot mit. &#x2014; Apropos, ich habe Ihnen zu &#x017F;agen verge&#x017F;&#x017F;en was<lb n="5"/>
ich lieber &#x017F;chreibe: ich bitte Sie in der bewu&#x017F;ten <hi rendition="#g">O&#x017F;ter&#x017F;ache</hi> ja keine<lb/>
Rük&#x017F;icht auf mich zu nehmen, da &#x017F;ie er&#x017F;tlich überflü&#x017F;&#x017F;ig i&#x017F;t und da<lb/>
zweitens alle Verleger er&#x017F;t zur und nach der O&#x017F;terme&#x017F;&#x017F;e ihre Pflicht<lb/>
thun. Sie wi&#x017F;&#x017F;en, womit Sie mir den grö&#x017F;&#x017F;eren Gefallen thun. <hi rendition="#aq">Adio,</hi><lb/>
Edle, bis ich komme! &#x2014;<lb n="10"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>436. An <hi rendition="#g">Augu&#x017F;te Schlichtegroll in Gotha.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 7. April 1800]</hi> </dateline><lb/>
        <p>100 Men&#x017F;chen gehen aus der Erde und wurden nie darin von<lb/>
un&#x017F;ern [?] Pfing&#x017F;t&#x017F;tunden &#x017F;eelig gemacht, wo der Himmel der Liebe<lb/>
und Freude offen&#x017F;teht und den Men&#x017F;chen über&#x017F;trahlt. Man bewahre<lb n="15"/>
<note place="left"><ref target="1922_Bd3_345">[345]</ref></note>&#x017F;ie treu und genie&#x017F;&#x017F;end im Herz, bis es nicht mehr &#x017F;chlägt. Lebe wohl,<lb/>
&#x017F;chöne Seele. Ich verge&#x017F;&#x017F;e dein nicht, lebe froh, weiches Herz. &#x2014;<lb/>
Wenn der Mai komt und die Welt blüht.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>437. An <hi rendition="#g">Karoline von Feuchtersleben.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 7.&#x2014;9. April 1800]</hi> </dateline>
        <lb n="20"/>
        <p>Die Dornen vergeblicher Erwartung wegbrechen. &#x2014; da der Sturm<lb/>
des Ge&#x017F;chlechts und des poeti&#x017F;chen Schaffens von der heiligen Einheit<lb/>
des Herzens wegtreibt. &#x2014; &#x017F;tat der Pferde Flügel nehmen &#x2014; Die<lb/>
Zeichen erinnern an &#x017F;ie, wie am Pol ein nie untergehender Mond die<lb/>
Sonne er&#x017F;ezt. &#x2014; Federn, die nicht wie kla&#x017F;&#x017F;i&#x017F;che durch das Alter be&#x017F;&#x017F;er<lb n="25"/>
werden. &#x2014; Und du, du. Ich möchte dich nicht anders nennen als du<lb/>
ohne Namen. Du Gott, nicht ich, ha&#x017F;t den Himmel in deiner Hand und<lb/>
gieb ihr ihn.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>438. An <hi rendition="#g">Erne&#x017F;tine von Beck.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial">[Kopie]</note>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 9. April 1800]</hi> </dateline>
        <lb n="30"/>
        <p>Die heitere originelle Freundin verzeihe dem &#x017F;tummen Freund. Sein<lb/>
Schweigen bedeutet wie das der Mädgen, Liebe und Ja.</p>
      </div><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0338] 435. An Karoline Herder. [Weimar, 6. April 1800. Sonntag] Gute Karoline! Thieriot iſt wiedergekommen. Wenn Sie heute zu Ihrem Ozean noch einen reinen Thautropfen annehmen: ſo bring’ ich Thieriot mit. — Apropos, ich habe Ihnen zu ſagen vergeſſen was 5 ich lieber ſchreibe: ich bitte Sie in der bewuſten Oſterſache ja keine Rükſicht auf mich zu nehmen, da ſie erſtlich überflüſſig iſt und da zweitens alle Verleger erſt zur und nach der Oſtermeſſe ihre Pflicht thun. Sie wiſſen, womit Sie mir den gröſſeren Gefallen thun. Adio, Edle, bis ich komme! — 10 436. An Auguſte Schlichtegroll in Gotha. [Weimar, 7. April 1800] 100 Menſchen gehen aus der Erde und wurden nie darin von unſern [?] Pfingſtſtunden ſeelig gemacht, wo der Himmel der Liebe und Freude offenſteht und den Menſchen überſtrahlt. Man bewahre 15 ſie treu und genieſſend im Herz, bis es nicht mehr ſchlägt. Lebe wohl, ſchöne Seele. Ich vergeſſe dein nicht, lebe froh, weiches Herz. — Wenn der Mai komt und die Welt blüht. [345] 437. An Karoline von Feuchtersleben. [Weimar, 7.—9. April 1800] 20 Die Dornen vergeblicher Erwartung wegbrechen. — da der Sturm des Geſchlechts und des poetiſchen Schaffens von der heiligen Einheit des Herzens wegtreibt. — ſtat der Pferde Flügel nehmen — Die Zeichen erinnern an ſie, wie am Pol ein nie untergehender Mond die Sonne erſezt. — Federn, die nicht wie klaſſiſche durch das Alter beſſer 25 werden. — Und du, du. Ich möchte dich nicht anders nennen als du ohne Namen. Du Gott, nicht ich, haſt den Himmel in deiner Hand und gieb ihr ihn. 438. An Erneſtine von Beck. [Weimar, 9. April 1800] 30 Die heitere originelle Freundin verzeihe dem ſtummen Freund. Sein Schweigen bedeutet wie das der Mädgen, Liebe und Ja.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/338
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/338>, abgerufen am 22.11.2024.