Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.ihr; daher geb ich dir wie Herd. einige Blätter von ihr, die vor Solche französische Abstrakzionen geben nie das vinculum sub- Ich werde mich neben C. heiligen; ich finde -- wie in allem womit d. 2 Apr. Unsere Meinung über Forberg empfängt von einem Briefe15 Die Frau Schlichtegrols, meine Freundin, sah dich als sie noch[344] Weimar d. 7. Apr. Diese Korrektur Bogen des Clavis kanst du als Makulatur be- Richter Kanst du mir nicht einmal irgend einen Brief von Baggesen *) Deinem treuen Herzen darf ich ja mit meinem noch ein anderes anvertrauen.35
ihr; daher geb ich dir wie Herd. einige Blätter von ihr, die vor Solche franzöſiſche Abſtrakzionen geben nie das vinculum sub- Ich werde mich neben C. heiligen; ich finde — wie in allem womit d. 2 Apr. Unſere Meinung über Forberg empfängt von einem Briefe15 Die Frau Schlichtegrols, meine Freundin, ſah dich als ſie noch[344] Weimar d. 7. Apr. Dieſe Korrektur Bogen des Clavis kanſt du als Makulatur be- Richter Kanſt du mir nicht einmal irgend einen Brief von Baggesen *) Deinem treuen Herzen darf ich ja mit meinem noch ein anderes anvertrauen.35
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0337" n="317"/> ihr; daher geb ich dir wie <hi rendition="#aq">Herd.</hi> einige Blätter von ihr, die <hi rendition="#g">vor</hi><lb/> unſerm jezigen Verhältnis geſchrieben worden<note place="foot" n="*)">Deinem treuen Herzen darf ich ja mit meinem noch ein anderes anvertrauen.<lb n="35"/> </note>. Wie wil ich mit<lb/> luftigen Worten ihre überſtrömende Liebe, die Kraft, Wünſche unter-<lb/> zuordnen und Leiden mit Lächeln zu bedecken, die äuſſere Heiterkeit<lb/> dieſes von Jahrelangen Schmerzen erzognen Herzens und die Gleich-<lb n="5"/> gültigkeit gegen Tand und ihre Frömmigkeit malen!</p><lb/> <p>Solche franzöſiſche Abſtrakzionen geben nie das <hi rendition="#aq">vinculum sub-<lb/> stantiale</hi> eines Karakters, die Individualität, die drei Reden oder<lb/> 1 Handlung darſtellen. Das dramatiſche Geheimnis der Karakteriſtik<lb/> beruht auf jenem <hi rendition="#aq">vinculum.</hi><lb n="10"/> </p><lb/> <p>Ich werde mich neben <hi rendition="#aq">C.</hi> heiligen; ich finde — wie in allem womit<lb/> ich <hi rendition="#g">zögerte</hi> — die Vorſicht in dem gewundnen hart neben Abgründen<lb/> vorbeiſtreichenden Gange zu ihr.</p><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 2 Apr.</hi> </dateline><lb/> <p>Unſere Meinung über <hi rendition="#aq">Forberg</hi> empfängt von einem Briefe<lb n="15"/> deſſelben an <hi rendition="#aq">Schaefer</hi> hier ein neues Gewicht, weil er ihn darin ver-<lb/> ſichert, er gehe weit „von Fichte’s offenbarem Atheiſmus“ ab.</p><lb/> <p>Die Frau <hi rendition="#aq">Schlichtegrols,</hi> meine Freundin, ſah dich als ſie noch<note place="right"><ref target="1922_Bd3_344">[344]</ref></note><lb/> eine geborne <hi rendition="#aq">Rousseau</hi> war, in Pempelfort und denkt deiner mit<lb/> Entzückung. Beim Himmel! du konteſt die Weiber wie eine Zentral-<lb n="20"/> ſonne die Welten, hinter dir nach ziehen und durch den Himmel<lb/> führen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">Weimar d. 7. Apr.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Dieſe Korrektur Bogen des <hi rendition="#aq">Clavis</hi> kanſt du als Makulatur be-<lb/> handeln. Vielleicht komt <hi rendition="#aq">Reinholdt</hi> zu dir; ich möchte mit ſeiner Ge-<lb n="25"/> nehmigung ſein Urtheil wiſſen. — Möge dieſer giftige Winter dir<lb/> keinen Nachwinter der Krankheit nachlaſſen! — Grüſſe deine lieben<lb/> Schweſtern, die mir allemal ſo gut mit gemalet werden, wenn ich mir<lb/> dich von einem Augenzeugen malen laſſe. — Lebe wohl, guter Hein-<lb/> rich!<lb n="30"/> </p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Kanſt du mir nicht einmal irgend einen Brief von <hi rendition="#aq">Baggesen</hi><lb/> ſchicken ohne Verrath an der Freundſchaft? Seine Laune iſt für mich<lb/> Salz, Würze, Zimt und Honig.</p> </postscript> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [317/0337]
ihr; daher geb ich dir wie Herd. einige Blätter von ihr, die vor
unſerm jezigen Verhältnis geſchrieben worden *). Wie wil ich mit
luftigen Worten ihre überſtrömende Liebe, die Kraft, Wünſche unter-
zuordnen und Leiden mit Lächeln zu bedecken, die äuſſere Heiterkeit
dieſes von Jahrelangen Schmerzen erzognen Herzens und die Gleich- 5
gültigkeit gegen Tand und ihre Frömmigkeit malen!
Solche franzöſiſche Abſtrakzionen geben nie das vinculum sub-
stantiale eines Karakters, die Individualität, die drei Reden oder
1 Handlung darſtellen. Das dramatiſche Geheimnis der Karakteriſtik
beruht auf jenem vinculum. 10
Ich werde mich neben C. heiligen; ich finde — wie in allem womit
ich zögerte — die Vorſicht in dem gewundnen hart neben Abgründen
vorbeiſtreichenden Gange zu ihr.
d. 2 Apr.
Unſere Meinung über Forberg empfängt von einem Briefe 15
deſſelben an Schaefer hier ein neues Gewicht, weil er ihn darin ver-
ſichert, er gehe weit „von Fichte’s offenbarem Atheiſmus“ ab.
Die Frau Schlichtegrols, meine Freundin, ſah dich als ſie noch
eine geborne Rousseau war, in Pempelfort und denkt deiner mit
Entzückung. Beim Himmel! du konteſt die Weiber wie eine Zentral- 20
ſonne die Welten, hinter dir nach ziehen und durch den Himmel
führen.
[344]
Weimar d. 7. Apr.
Dieſe Korrektur Bogen des Clavis kanſt du als Makulatur be-
handeln. Vielleicht komt Reinholdt zu dir; ich möchte mit ſeiner Ge- 25
nehmigung ſein Urtheil wiſſen. — Möge dieſer giftige Winter dir
keinen Nachwinter der Krankheit nachlaſſen! — Grüſſe deine lieben
Schweſtern, die mir allemal ſo gut mit gemalet werden, wenn ich mir
dich von einem Augenzeugen malen laſſe. — Lebe wohl, guter Hein-
rich! 30
Richter
Kanſt du mir nicht einmal irgend einen Brief von Baggesen
ſchicken ohne Verrath an der Freundſchaft? Seine Laune iſt für mich
Salz, Würze, Zimt und Honig.
*) Deinem treuen Herzen darf ich ja mit meinem noch ein anderes anvertrauen. 35
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |