Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.d. 23 Dec. P. S. zum P. S. Nur noch einen Nachruf, Theuerer! Schicke den Was mich an seinem Entschlus zur Antwort freuet, ist daß er dich da- Weiter wil ich dir nichts sagen in diesem Jahre, mein unendlich d. 26 Dez. P. S. des P. S. des P. S. So gieng es mir nie; und dir auch nicht. O Guter, vergieb meine Sudelbriefe, die kaum deine höchste Freund- Ich kan gar nicht los von dir und wil es auch nie -- bleibe seelig,35 d. 23 Dec. P. S. zum P. S. Nur noch einen Nachruf, Theuerer! Schicke den Was mich an ſeinem Entſchlus zur Antwort freuet, iſt daß er dich da- Weiter wil ich dir nichts ſagen in dieſem Jahre, mein unendlich d. 26 Dez. P. S. des P. S. des P. S. So gieng es mir nie; und dir auch nicht. O Guter, vergieb meine Sudelbriefe, die kaum deine höchſte Freund- Ich kan gar nicht los von dir und wil es auch nie — bleibe ſeelig,35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0283" n="267"/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">d. 23 Dec.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> zum <hi rendition="#aq">P. S.</hi> Nur noch einen Nachruf, Theuerer! Schicke den<lb/><hi rendition="#aq">Clavis,</hi> für den <hi rendition="#aq">Herder</hi> ſehr iſt, <hi rendition="#g">recht bald</hi> in die ſchon für ihn auf-<lb/> gethane Preſſe. — Dein Brief an Fichte gefält allen kräftigen Köpfen<lb/> in den beiden feindlichen Lagern. Aber deine Vergleichung Nicolai’s<lb n="5"/> und Schlegels iſt zu hart für <hi rendition="#g">dieſes</hi> Kopf und <hi rendition="#g">jenes</hi> Herz. Fichte<lb/> antwortet dir öffentlich; und ich wolte ſchwören, er bringt ſein altes<lb/> Wünſchhütlein wieder <hi rendition="#g">in</hi> ſeinem Kopf, nämlich die Frage — womit<lb/> er die Realität des Nicht-Ichs zerſezt —, <hi rendition="#g">wo</hi> denn anders jenes <hi rendition="#g">Wahre</hi><lb/> und das Streben darnach ſei als wieder im Fragenden, weil der ſonſt<lb n="10"/> keiner ſein könte? (So, gegen deinen Abſcheu vor dem Philoſophen,<lb/> der neben dem anbetenden Wilden ſich anbetet, wird er mit ſeinen un-<lb/> und endlichen Ichs aufziehen ꝛc.)</p><lb/> <p>Was mich an ſeinem Entſchlus zur Antwort freuet, iſt daß er dich da-<lb/> durch recht verwickelt ins Schreibweſen, um was ich Gott herzlich bitte.<lb n="15"/> </p><lb/> <p>Weiter wil ich dir nichts ſagen in dieſem Jahre, mein unendlich<lb/> Geliebter. In der Stunde des lezten Tages deſſelben, wo die Däm-<lb/> merung wie eine Wolke zu mir niederkomt und wo ich das Dunkel<lb/> durch kein Licht entheilige, da wil ich an deine ſchöne Seele denken<lb/> und an dein ganzes Leben und an deine guten Schweſtern. —<lb n="20"/> </p> </div><lb/> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 26 Dez.</hi> </dateline><lb/> <p><hi rendition="#aq">P. S.</hi> des <hi rendition="#aq">P. S.</hi> des <hi rendition="#aq">P. S.</hi> So gieng es mir nie; und dir auch nicht.<lb/> Wie eine Hausfrau geh’ ich immer noch eine Treppenſtufe mit hinab<lb/> und rufe der Tochter immer noch etwas neues nach. Man räth mir<lb/> nämlich, den <hi rendition="#aq">Clavis</hi> nicht an den <hi rendition="#aq">Titan</hi> zu hängen ſondern allein in<lb n="25"/> die Welt zu werfen. Jezt entſcheide du, und du allein. Räthſt du es<lb/> auch, ſo arbeit’ ich ihn noch einmal ganz um und mach’ ihn gröſſer,<note place="right"><ref target="1922_Bd3_291">[291]</ref></note><lb/> heller, und ſatiriſcher. In jedem Fal ſendeſt du ihn nicht an den Ver-<lb/> leger. Eile <hi rendition="#g">ohne</hi> Weile! — Die Idee der Umſchmelzung glüht immer<lb/> mehr in mir an, daß ich den Schlüſſel, wenn er nicht heute fortgienge,<lb n="30"/> gewis morgen im Läuterungsofen glühen ſähe. Ich wil mich einmal<lb/> darin über die Dinge der Zeit ganz auslaſſen, nicht halb.</p><lb/> <p>O Guter, vergieb meine Sudelbriefe, die kaum deine höchſte Freund-<lb/> ſchaft entſchuldigen kan. Du ſolteſt nur mein Arbeitshaus kennen.</p><lb/> <p>Ich kan gar nicht los von dir und wil es auch nie — bleibe ſeelig,<lb n="35"/> ſchönes Herz!</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [267/0283]
d. 23 Dec.
P. S. zum P. S. Nur noch einen Nachruf, Theuerer! Schicke den
Clavis, für den Herder ſehr iſt, recht bald in die ſchon für ihn auf-
gethane Preſſe. — Dein Brief an Fichte gefält allen kräftigen Köpfen
in den beiden feindlichen Lagern. Aber deine Vergleichung Nicolai’s 5
und Schlegels iſt zu hart für dieſes Kopf und jenes Herz. Fichte
antwortet dir öffentlich; und ich wolte ſchwören, er bringt ſein altes
Wünſchhütlein wieder in ſeinem Kopf, nämlich die Frage — womit
er die Realität des Nicht-Ichs zerſezt —, wo denn anders jenes Wahre
und das Streben darnach ſei als wieder im Fragenden, weil der ſonſt 10
keiner ſein könte? (So, gegen deinen Abſcheu vor dem Philoſophen,
der neben dem anbetenden Wilden ſich anbetet, wird er mit ſeinen un-
und endlichen Ichs aufziehen ꝛc.)
Was mich an ſeinem Entſchlus zur Antwort freuet, iſt daß er dich da-
durch recht verwickelt ins Schreibweſen, um was ich Gott herzlich bitte. 15
Weiter wil ich dir nichts ſagen in dieſem Jahre, mein unendlich
Geliebter. In der Stunde des lezten Tages deſſelben, wo die Däm-
merung wie eine Wolke zu mir niederkomt und wo ich das Dunkel
durch kein Licht entheilige, da wil ich an deine ſchöne Seele denken
und an dein ganzes Leben und an deine guten Schweſtern. — 20
d. 26 Dez.
P. S. des P. S. des P. S. So gieng es mir nie; und dir auch nicht.
Wie eine Hausfrau geh’ ich immer noch eine Treppenſtufe mit hinab
und rufe der Tochter immer noch etwas neues nach. Man räth mir
nämlich, den Clavis nicht an den Titan zu hängen ſondern allein in 25
die Welt zu werfen. Jezt entſcheide du, und du allein. Räthſt du es
auch, ſo arbeit’ ich ihn noch einmal ganz um und mach’ ihn gröſſer,
heller, und ſatiriſcher. In jedem Fal ſendeſt du ihn nicht an den Ver-
leger. Eile ohne Weile! — Die Idee der Umſchmelzung glüht immer
mehr in mir an, daß ich den Schlüſſel, wenn er nicht heute fortgienge, 30
gewis morgen im Läuterungsofen glühen ſähe. Ich wil mich einmal
darin über die Dinge der Zeit ganz auslaſſen, nicht halb.
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O Guter, vergieb meine Sudelbriefe, die kaum deine höchſte Freund-
ſchaft entſchuldigen kan. Du ſolteſt nur mein Arbeitshaus kennen.
Ich kan gar nicht los von dir und wil es auch nie — bleibe ſeelig, 35
ſchönes Herz!
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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