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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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dieser Jobelperiode sezt ich hin, um zu fragen, ob sie bleiben können?
-- Ich werde jezt kein Geld ausleihen. -- Die Nachricht mit meinem
Bruder war meine schönste. Siegle und lies den Brief an Vogel; aber
das Geld, was du auslegst, kan nicht auf die bekante Rechnung kommen.
-- Jezt da Caroline im Sept. erst den Namen ändert, komm ich5
vielleicht vorher. Meine Reisen zerstören mich; wie das englische Bier
hier; trink ichs noch ein Jahr, so bin ich todt; das weis ich. Kan man
denn für alles Geld kein Johannisser hieher erhalten? Jeder Preis ist
mir gleichgültig. Frage doch Emanuel. -- Grüsse deine Schwester und
deinen Bruder. -- Dem Schurken, der dich zum V[erfasser] des10
libellulum macht, möcht ich ins Angesicht seinen Namen geben oder
etwas mehr; du siehst aber, welche geringe Meinung die Höfer von --
mir haben; denn sonst könten sie die Gotteslästerung nicht denken. --
Deine kritischen Blätter mus ich noch haben zum Aendern. -- Ich
habe keine Terzie mehr frei. Lebe wohl, vergieb mir und liebe mich,15
ich bin wie sonst oder besser gegen dich; ach wir wissen es gar nicht, wie
weh es uns thäte, wenn wir ernstlich oder ohne Hofnung uneins
würden. Vergis! -- Ich bitte dich, so scharf und fest zu kritisieren
wie das vorigemal.

297a. An Buchhändler Heinsius in Gera.20

Ich habe die 80 Ld'or erhalten und dank' Ihnen. -- Die Fortsezung
der Palingenesien kan niemand voraus wissen als der Himmel; ich
nicht; und bei meinen jezigen Geschäften kan ich sie wenigstens nicht
zu Ostern, und wohl zu Michaelis 1800 auch nicht, geben. Auch wird25
sich die Fortsezung wohl mit 1 Band beschliessen.

Zwei Erraten-Register schikt' ich an den Buchdrucker; gleichwohl
ist noch nichts davon entweder besonders oder in Intelligenzblättern
gedrukt.

Leben Sie wohl!30

J. P. F. Richter
298. An Friedrich und Auguste Schlichtegroll.

Mein guter guter Schlichtegroll! Ich mus einen Wiederschein,

dieſer Jobelperiode ſezt ich hin, um zu fragen, ob ſie bleiben können?
— Ich werde jezt kein Geld ausleihen. — Die Nachricht mit meinem
Bruder war meine ſchönſte. Siegle und lies den Brief an Vogel; aber
das Geld, was du auslegſt, kan nicht auf die bekante Rechnung kommen.
— Jezt da Caroline im Sept. erſt den Namen ändert, komm ich5
vielleicht vorher. Meine Reiſen zerſtören mich; wie das engliſche Bier
hier; trink ichs noch ein Jahr, ſo bin ich todt; das weis ich. Kan man
denn für alles Geld kein Johanniſſer hieher erhalten? Jeder Preis iſt
mir gleichgültig. Frage doch Emanuel. — Grüſſe deine Schweſter und
deinen Bruder. — Dem Schurken, der dich zum V[erfaſſer] des10
libellulum macht, möcht ich ins Angeſicht ſeinen Namen geben oder
etwas mehr; du ſiehſt aber, welche geringe Meinung die Höfer von —
mir haben; denn ſonſt könten ſie die Gottesläſterung nicht denken. —
Deine kritiſchen Blätter mus ich noch haben zum Aendern. — Ich
habe keine Terzie mehr frei. Lebe wohl, vergieb mir und liebe mich,15
ich bin wie ſonſt oder beſſer gegen dich; ach wir wiſſen es gar nicht, wie
weh es uns thäte, wenn wir ernſtlich oder ohne Hofnung uneins
würden. Vergis! — Ich bitte dich, ſo ſcharf und feſt zu kritiſieren
wie das vorigemal.

297a. An Buchhändler Heinſius in Gera.20

Ich habe die 80 Ld’or erhalten und dank’ Ihnen. — Die Fortſezung
der Palingenesien kan niemand voraus wiſſen als der Himmel; ich
nicht; und bei meinen jezigen Geſchäften kan ich ſie wenigſtens nicht
zu Oſtern, und wohl zu Michaelis 1800 auch nicht, geben. Auch wird25
ſich die Fortſezung wohl mit 1 Band beſchlieſſen.

Zwei Erraten-Regiſter ſchikt’ ich an den Buchdrucker; gleichwohl
iſt noch nichts davon entweder beſonders oder in Intelligenzblättern
gedrukt.

Leben Sie wohl!30

J. P. F. Richter
298. An Friedrich und Auguſte Schlichtegroll.

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[219/0234] dieſer Jobelperiode ſezt ich hin, um zu fragen, ob ſie bleiben können? — Ich werde jezt kein Geld ausleihen. — Die Nachricht mit meinem Bruder war meine ſchönſte. Siegle und lies den Brief an Vogel; aber das Geld, was du auslegſt, kan nicht auf die bekante Rechnung kommen. — Jezt da Caroline im Sept. erſt den Namen ändert, komm ich 5 vielleicht vorher. Meine Reiſen zerſtören mich; wie das engliſche Bier hier; trink ichs noch ein Jahr, ſo bin ich todt; das weis ich. Kan man denn für alles Geld kein Johanniſſer hieher erhalten? Jeder Preis iſt mir gleichgültig. Frage doch Emanuel. — Grüſſe deine Schweſter und deinen Bruder. — Dem Schurken, der dich zum V[erfaſſer] des 10 libellulum macht, möcht ich ins Angeſicht ſeinen Namen geben oder etwas mehr; du ſiehſt aber, welche geringe Meinung die Höfer von — mir haben; denn ſonſt könten ſie die Gottesläſterung nicht denken. — Deine kritiſchen Blätter mus ich noch haben zum Aendern. — Ich habe keine Terzie mehr frei. Lebe wohl, vergieb mir und liebe mich, 15 ich bin wie ſonſt oder beſſer gegen dich; ach wir wiſſen es gar nicht, wie weh es uns thäte, wenn wir ernſtlich oder ohne Hofnung uneins würden. Vergis! — Ich bitte dich, ſo ſcharf und feſt zu kritiſieren wie das vorigemal. 297a. An Buchhändler Heinſius in Gera. 20 Weimar d. 2 Aug. 99 Ich habe die 80 Ld’or erhalten und dank’ Ihnen. — Die Fortſezung der Palingenesien kan niemand voraus wiſſen als der Himmel; ich nicht; und bei meinen jezigen Geſchäften kan ich ſie wenigſtens nicht zu Oſtern, und wohl zu Michaelis 1800 auch nicht, geben. Auch wird 25 ſich die Fortſezung wohl mit 1 Band beſchlieſſen. Zwei Erraten-Regiſter ſchikt’ ich an den Buchdrucker; gleichwohl iſt noch nichts davon entweder beſonders oder in Intelligenzblättern gedrukt. Leben Sie wohl! 30 J. P. F. Richter 298. An Friedrich und Auguſte Schlichtegroll. Weimar d. 3. Aug. 99. Mein guter guter Schlichtegroll! Ich mus einen Wiederſchein,

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/234>, abgerufen am 28.04.2024.