Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.diente einen längern Dank als mir Ihr Bote und seine Eile erlaubte. Zu dieser K. brauch' ich jezt keinen Ruf als die Gewisheit, daß kein10 Nehmen Sie meinen herzlichsten Dank, gütigste Emilie! -- und Richter20 N. S. Mein lieber, guter Knebel! Ich komme jezt die Treppe herauf Lesen Sie doch -- wiewohl Sie dadurch eine aufopfern -- Schlegels[232] R. 292. An Friedrich von Oertel in Belgershain. Weimar d. 10 Jul. 99.30Ich werde ein eigentlicher 3facher Sünder durch deine 3 Briefe und 14*
diente einen längern Dank als mir Ihr Bote und ſeine Eile erlaubte. Zu dieſer K. brauch’ ich jezt keinen Ruf als die Gewisheit, daß kein10 Nehmen Sie meinen herzlichſten Dank, gütigſte Emilie! — und Richter20 N. S. Mein lieber, guter Knebel! Ich komme jezt die Treppe herauf Leſen Sie doch — wiewohl Sie dadurch eine aufopfern — Schlegels[232] R. 292. An Friedrich von Oertel in Belgershain. Weimar d. 10 Jul. 99.30Ich werde ein eigentlicher 3facher Sünder durch deine 3 Briefe und 14*
<TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0226" n="211"/> diente einen längern Dank als mir Ihr Bote und ſeine Eile erlaubte.<lb/> Aber der wärmſte für Ihre Güte iſt die Nachricht, daß ich Ihrer<lb/> Meinung bin. Ich verlebte heute den ganzen Tag arkadiſch im Tief-<lb/> further Park und zum Theil bei Amalien, der ichs ſchon lange ver-<lb/> ſprochen; und es hat mir bei meiner moraliſchen Wärme nichts gefehlt<lb n="5"/> als die Mäſſigung der phyſiſchen. Ich fand bei der Tante <hi rendition="#aq">P.,</hi> deren<lb/> Ernſt mir gefält, die ſchöne (in Taille und Geſtalt) und die junge, ofne,<lb/> jungfräuliche liebenswürdige <hi rendition="#aq">K.</hi> deren friſcher Geiſt ſeine Roſen-<lb/> knoſpen aufſchlieſſet; aber ich wurde zu bald zu Amalien gerufen.</p><lb/> <p>Zu dieſer <hi rendition="#aq">K.</hi> brauch’ ich jezt keinen Ruf als die Gewisheit, daß kein<lb n="10"/> Gewitter über meinem Kopfe hängt; ich wil ſie immer näher kennen<lb/> lernen und nachſehen, welche Pſyche in dieſem Roſengebüſche niſtet.<lb/> Dieſes Nachſehen iſt für mich ſelber ſo reizend, da ich nicht blos dabei<lb/> dem Roſengebüſche ſondern auch der guten <hi rendition="#aq">Amalie</hi> begegne, deren<lb/> Liebe eine ſchönere Erwiederung verdient als das eingefrorne <hi rendition="#aq">Weimar</hi><lb n="15"/> vermag, das an keine andere und ſüſſere Regentſchaft glaubt als an die<lb/> mit einem metalliſchen Zepter.</p><lb/> <p>Nehmen Sie meinen herzlichſten Dank, gütigſte Emilie! — und<lb/> alle meine wärmſten Wünſche für Ihr Glük! —</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="20"/> </salute> </closer> <postscript> <p>N. S. Mein lieber, guter Knebel! Ich komme jezt die Treppe herauf<lb/> und wil Ihnen nach meinem guten Tag eine eben ſo gute Nacht ſagen. —</p> </postscript><lb/> <postscript> <p>Leſen Sie doch — wiewohl Sie dadurch eine aufopfern — Schlegels<note place="right"><ref target="1922_Bd3_232">[232]</ref></note><lb/><hi rendition="#aq">Lucinde,</hi> deren äſthetiſche Leere nur von immoraliſcher Fülle über-<lb/> läuft — Aber ich wolt’ Ihnen weiter nichts ſagen als ſchlafen Sie<lb n="25"/> wohl — welches, da das Leben eine <hi rendition="#aq">Siéste</hi> oder ein Sommernachts-<lb/> traum iſt, eben ſo viel heiſſet als leben Sie wohl und wohl und wohl!</p> </postscript><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>292. An <hi rendition="#g">Friedrich von Oertel in Belgershain.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 10 Jul. 99.</hi> </dateline> <lb n="30"/> <p>Ich werde ein eigentlicher 3facher Sünder durch deine 3 Briefe und<lb/> meine Sünde verjährt durch die Zeit nicht, ſondern bejährt ſich immer.<lb/> Aber mein guter geliebter Oertel, wie bring ich den Ozean meiner<lb/> Nachrichten in das Bächlein eines Oktavbriefgens? — Eben dieſe<lb/> <fw place="bottom" type="sig">14*</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0226]
diente einen längern Dank als mir Ihr Bote und ſeine Eile erlaubte.
Aber der wärmſte für Ihre Güte iſt die Nachricht, daß ich Ihrer
Meinung bin. Ich verlebte heute den ganzen Tag arkadiſch im Tief-
further Park und zum Theil bei Amalien, der ichs ſchon lange ver-
ſprochen; und es hat mir bei meiner moraliſchen Wärme nichts gefehlt 5
als die Mäſſigung der phyſiſchen. Ich fand bei der Tante P., deren
Ernſt mir gefält, die ſchöne (in Taille und Geſtalt) und die junge, ofne,
jungfräuliche liebenswürdige K. deren friſcher Geiſt ſeine Roſen-
knoſpen aufſchlieſſet; aber ich wurde zu bald zu Amalien gerufen.
Zu dieſer K. brauch’ ich jezt keinen Ruf als die Gewisheit, daß kein 10
Gewitter über meinem Kopfe hängt; ich wil ſie immer näher kennen
lernen und nachſehen, welche Pſyche in dieſem Roſengebüſche niſtet.
Dieſes Nachſehen iſt für mich ſelber ſo reizend, da ich nicht blos dabei
dem Roſengebüſche ſondern auch der guten Amalie begegne, deren
Liebe eine ſchönere Erwiederung verdient als das eingefrorne Weimar 15
vermag, das an keine andere und ſüſſere Regentſchaft glaubt als an die
mit einem metalliſchen Zepter.
Nehmen Sie meinen herzlichſten Dank, gütigſte Emilie! — und
alle meine wärmſten Wünſche für Ihr Glük! —
Richter 20
N. S. Mein lieber, guter Knebel! Ich komme jezt die Treppe herauf
und wil Ihnen nach meinem guten Tag eine eben ſo gute Nacht ſagen. —
Leſen Sie doch — wiewohl Sie dadurch eine aufopfern — Schlegels
Lucinde, deren äſthetiſche Leere nur von immoraliſcher Fülle über-
läuft — Aber ich wolt’ Ihnen weiter nichts ſagen als ſchlafen Sie 25
wohl — welches, da das Leben eine Siéste oder ein Sommernachts-
traum iſt, eben ſo viel heiſſet als leben Sie wohl und wohl und wohl!
[232]
R.
292. An Friedrich von Oertel in Belgershain.
Weimar d. 10 Jul. 99. 30
Ich werde ein eigentlicher 3facher Sünder durch deine 3 Briefe und
meine Sünde verjährt durch die Zeit nicht, ſondern bejährt ſich immer.
Aber mein guter geliebter Oertel, wie bring ich den Ozean meiner
Nachrichten in das Bächlein eines Oktavbriefgens? — Eben dieſe
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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