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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Aber dazu -- zumal bei ihren sonderbaren Verhältnissen zu mir --
gehörte mehr Zeit und Lust als ich jezt habe, da ich auf meinem Tisch
20 Briefe und -- keinen von dir antreffe, den ich doch von der Absendung
meiner gedrukten und der 2 lezten Kapitel des Titans so sicher5
erwartete. Am Ende geht es dir wie Emanuel; du schreibst an Amoene
die Freundin so viel und an mich den Freund so wenig. Indes
ahm' ich dich nur nach, wenn du keine Entschuldigung hast; wahr-
scheinlich bist du über einem langen Brief.

Amoene schreibt mir von deinem Fahren bis nach Kahle. Nim in10
jedem Fal meinen Titan mit, vor den ich ungern Postpferde spanne.
Was ich thue, weis ich nicht; aber du köntest einige Tage vor dem
Wagen vorausgehen -- nach Weimar kommen -- bei mir (da ich
ihn schon so lang auf einen Puntsch bitten sol) Herder und Amöne
und die Kalb sehen und -- so wärs etwas. Kanst du wissen, ob je das15
Schiksal deinen Lebensweg wieder über die [Blattschluß]

Einige stockende zwingende übervolle Stunden bei dir zu sein und
doch zugleich bei mir selber, ist zu schwer. -- Dunkle Eheband. Er wird
mit dem Schwert einschlagen, hat aber auch nicht Muskeln genug, ein
schweres zu führen -- umkehrende Schmerz -- In Regenspurg Politik20
Gegengift der Musik, obwohl die Staatskunst nichts ist als Tonkunst.

268. An Böttiger.

Guten Morgen, lieber Freund! Ich bin endlich aus meinen Hild-
burghäusischen Himmeln zurük; und Sie sollen für den hiesigen -- dem25
das Fegefeuer etwas zu nahe brent -- mein Petrus sein. Haben Sie[215]
nicht Thümmels Reisen -- oder Schlegels Luzinde -- oder sonst etwas
Litterarisches? -- Müst' ich nicht heute zur schottischen Emigree, zur
Berlepsch: so käm' ich zu Ihnen, da ich so viel von Ihnen zu hören
habe.30

R.
269. An Böttiger.

Hat nicht meine Ambassadrice ein drittes Exemplar der Briefe
zu Ihnen vor einigen Wochen getragen, wie sie es mir schon mit
einem 2ten machte?35

13*

Aber dazu — zumal bei ihren ſonderbaren Verhältniſſen zu mir —
gehörte mehr Zeit und Luſt als ich jezt habe, da ich auf meinem Tiſch
20 Briefe und — keinen von dir antreffe, den ich doch von der Abſendung
meiner gedrukten und der 2 lezten Kapitel des Titans ſo ſicher5
erwartete. Am Ende geht es dir wie Emanuel; du ſchreibſt an Amoene
〈die Freundin〉 ſo viel und an mich 〈den Freund〉 ſo wenig. Indes
ahm’ ich dich nur nach, wenn du keine Entſchuldigung haſt; wahr-
ſcheinlich biſt du über einem langen Brief.

Amoene ſchreibt mir von deinem Fahren bis nach Kahle. Nim in10
jedem Fal meinen Titan mit, vor den ich ungern Poſtpferde ſpanne.
Was ich thue, weis ich nicht; aber du könteſt einige Tage vor dem
Wagen vorausgehen — nach Weimar kommen — bei mir (da ich
ihn ſchon ſo lang auf einen Puntſch bitten ſol) Herder und Amöne
und die Kalb ſehen und — ſo wärs etwas. Kanſt du wiſſen, ob je das15
Schikſal deinen Lebensweg wieder über die [Blattschluß]

Einige ſtockende zwingende übervolle Stunden bei dir zu ſein und
doch zugleich bei mir ſelber, iſt zu ſchwer. — Dunkle Eheband. Er wird
mit dem Schwert einſchlagen, hat aber auch nicht Muſkeln genug, ein
ſchweres zu führen — umkehrende Schmerz — In Regenſpurg Politik20
Gegengift der Muſik, obwohl die Staatskunſt nichts iſt als Tonkunſt.

268. An Böttiger.

Guten Morgen, lieber Freund! Ich bin endlich aus meinen Hild-
burghäuſiſchen Himmeln zurük; und Sie ſollen für den hieſigen — dem25
das Fegefeuer etwas zu nahe brent — mein Petrus ſein. Haben Sie[215]
nicht Thümmels Reiſen — oder Schlegels Luzinde — oder ſonſt etwas
Litterariſches? — Müſt’ ich nicht heute zur ſchottiſchen Emigrée, zur
Berlepſch: ſo käm’ ich zu Ihnen, da ich ſo viel von Ihnen zu hören
habe.30

R.
269. An Böttiger.

Hat nicht meine Ambaſſadrice ein drittes Exemplar der Briefe
zu Ihnen vor einigen Wochen getragen, wie ſie es mir ſchon mit
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[195/0210] Weimar d. 30 Mai. Aber dazu — zumal bei ihren ſonderbaren Verhältniſſen zu mir — gehörte mehr Zeit und Luſt als ich jezt habe, da ich auf meinem Tiſch 20 Briefe und — keinen von dir antreffe, den ich doch von der Abſendung meiner gedrukten und der 2 lezten Kapitel des Titans ſo ſicher 5 erwartete. Am Ende geht es dir wie Emanuel; du ſchreibſt an Amoene 〈die Freundin〉 ſo viel und an mich 〈den Freund〉 ſo wenig. Indes ahm’ ich dich nur nach, wenn du keine Entſchuldigung haſt; wahr- ſcheinlich biſt du über einem langen Brief. Amoene ſchreibt mir von deinem Fahren bis nach Kahle. Nim in 10 jedem Fal meinen Titan mit, vor den ich ungern Poſtpferde ſpanne. Was ich thue, weis ich nicht; aber du könteſt einige Tage vor dem Wagen vorausgehen — nach Weimar kommen — bei mir (da ich ihn ſchon ſo lang auf einen Puntſch bitten ſol) Herder und Amöne und die Kalb ſehen und — ſo wärs etwas. Kanſt du wiſſen, ob je das 15 Schikſal deinen Lebensweg wieder über die [Blattschluß] Einige ſtockende zwingende übervolle Stunden bei dir zu ſein und doch zugleich bei mir ſelber, iſt zu ſchwer. — Dunkle Eheband. Er wird mit dem Schwert einſchlagen, hat aber auch nicht Muſkeln genug, ein ſchweres zu führen — umkehrende Schmerz — In Regenſpurg Politik 20 Gegengift der Muſik, obwohl die Staatskunſt nichts iſt als Tonkunſt. 268. An Böttiger. [Weimar, 30. Mai 1799] Guten Morgen, lieber Freund! Ich bin endlich aus meinen Hild- burghäuſiſchen Himmeln zurük; und Sie ſollen für den hieſigen — dem 25 das Fegefeuer etwas zu nahe brent — mein Petrus ſein. Haben Sie nicht Thümmels Reiſen — oder Schlegels Luzinde — oder ſonſt etwas Litterariſches? — Müſt’ ich nicht heute zur ſchottiſchen Emigrée, zur Berlepſch: ſo käm’ ich zu Ihnen, da ich ſo viel von Ihnen zu hören habe. 30 [215] R. 269. An Böttiger. [Weimar, Juni 1799] Hat nicht meine Ambaſſadrice ein drittes Exemplar der Briefe zu Ihnen vor einigen Wochen getragen, wie ſie es mir ſchon mit einem 2ten machte? 35 13*

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/210>, abgerufen am 22.11.2024.