Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.ich sol die Abschiedsaudienz bei Ihnen länger dauern als die Antrits- Ihr lezter Brief gab mir so viele Freude als jezt die Hofnung, Sie Der Frühling sei um und in Ihnen! Meinen Grus an Ihre liebe Richter 260. An Karoline von Feuchtersleben. [Kopie][Weimar, 11. Mai 1799]10Das geschriebne Wort, gleichsam aus Dinte gemacht, frisset sich 261. An Fr. Aug. Landvoigt in Merseburg. [Kopie][Weimar, 11. Mai 1799]Mein Wunsch, jedes aufkeimende Talent in die Sonnenseite zu 262. An Herder.25 W[eimar] d. 12 Mai 99 [Pfingstsonntag].So war ich denn heute am Tage der Ausgiessung des h. Geistes[211] ich ſol die Abſchiedsaudienz bei Ihnen länger dauern als die Antrits- Ihr lezter Brief gab mir ſo viele Freude als jezt die Hofnung, Sie Der Frühling ſei um und in Ihnen! Meinen Grus an Ihre liebe Richter 260. An Karoline von Feuchtersleben. [Kopie][Weimar, 11. Mai 1799]10Das geſchriebne Wort, gleichſam aus Dinte gemacht, friſſet ſich 261. An Fr. Aug. Landvoigt in Merſeburg. [Kopie][Weimar, 11. Mai 1799]Mein Wunſch, jedes aufkeimende Talent in die Sonnenſeite zu 262. An Herder.25 W[eimar] d. 12 Mai 99 [Pfingſtſonntag].So war ich denn heute am Tage der Ausgieſſung des h. Geiſtes[211] <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0206" n="191"/> ich ſol die Abſchiedsaudienz bei Ihnen länger dauern als die Antrits-<lb/> audienz.</p><lb/> <p>Ihr lezter Brief gab mir ſo viele Freude als jezt die Hofnung, Sie<lb/> zu ſehen. Die Hauptſache, die ich bei Ihnen vornehmen werde, wird<lb/> darin beſtehen, daß ich <hi rendition="#aq">Weimar</hi> ſchwarz mache, welches ihm nicht<lb n="5"/> ſchadet, da es nie roth wird.</p><lb/> <p>Der Frühling ſei um und in Ihnen! Meinen Grus an Ihre liebe<lb/> Gemahlin!</p> <closer> <salute> <hi rendition="#sameLine"> <hi rendition="#right">Richter</hi> </hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>260. An <hi rendition="#g">Karoline von Feuchtersleben.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 11. Mai 1799]</hi> </dateline> <lb n="10"/> <p>Das geſchriebne Wort, gleichſam aus Dinte gemacht, friſſet ſich<lb/> tiefer und härter ein als das geſprochne, das ſich in jedem nächſten<lb/> mildern kan. — Und hat Sie der Hof geſtohlen, ſo mus er Sie als<lb/> ein ihm nicht gehöriges Gut den andern Tag wieder zurükgeben — Ein<lb/> Herz, das Ihrem wenn nicht gleich doch ähnlich iſt — der weichen [?],<lb n="15"/> aber zu weichen <hi rendition="#aq">Car[oline].</hi></p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>261. An <hi rendition="#g">Fr. Aug. Landvoigt in Merſeburg.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 11. Mai 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Mein Wunſch, jedes aufkeimende Talent in die Sonnenſeite zu<lb/> ſezen [verwickelt mich wieder] — Kein Brief an die Welt darf an die<lb n="20"/> Thore der Welt affigiert werden, wenn man nicht unter dieſem Thor<lb/> ſchon weg und durch das tiefere iſt, wo nur Ein- und kein Auslas iſt.<lb/> Der Ernſt der Ironie iſt ein leichter, kein lyriſcher oder ſentimen-<lb/> t[aliſcher].</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>262. An <hi rendition="#g">Herder.</hi><lb n="25"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">W[eimar]</hi> d. 12 Mai 99 [Pfingſtſonntag].</hi> </dateline><lb/> <p>So war ich denn heute am Tage der <hi rendition="#g">Ausgieſſung</hi> des h. <hi rendition="#g">Geiſtes</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd3_211">[211]</ref></note><lb/> immer bei Ihnen, entweder unter dem Kirchen- oder meinem Dache,<lb/> und meine ganze Seele dankt Ihnen, Verehrteſter. Ueber alles ſchön<lb/> iſt das fünfte Geſpräch — und Ihre Darſtellung des Begrifs von Gott<lb n="30"/> — und Ihre reine Demonſtrazion deſſelben aus dem Daſein einer<lb/> Vernunft — und Ihre Anmerkung über die Perſönlichkeit oder die<lb/> über die Materie, die man eben ſo gut, nämlich eben ſo irrig durch Zeit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0206]
ich ſol die Abſchiedsaudienz bei Ihnen länger dauern als die Antrits-
audienz.
Ihr lezter Brief gab mir ſo viele Freude als jezt die Hofnung, Sie
zu ſehen. Die Hauptſache, die ich bei Ihnen vornehmen werde, wird
darin beſtehen, daß ich Weimar ſchwarz mache, welches ihm nicht 5
ſchadet, da es nie roth wird.
Der Frühling ſei um und in Ihnen! Meinen Grus an Ihre liebe
Gemahlin!
Richter
260. An Karoline von Feuchtersleben.
[Weimar, 11. Mai 1799] 10
Das geſchriebne Wort, gleichſam aus Dinte gemacht, friſſet ſich
tiefer und härter ein als das geſprochne, das ſich in jedem nächſten
mildern kan. — Und hat Sie der Hof geſtohlen, ſo mus er Sie als
ein ihm nicht gehöriges Gut den andern Tag wieder zurükgeben — Ein
Herz, das Ihrem wenn nicht gleich doch ähnlich iſt — der weichen [?], 15
aber zu weichen Car[oline].
261. An Fr. Aug. Landvoigt in Merſeburg.
[Weimar, 11. Mai 1799]
Mein Wunſch, jedes aufkeimende Talent in die Sonnenſeite zu
ſezen [verwickelt mich wieder] — Kein Brief an die Welt darf an die 20
Thore der Welt affigiert werden, wenn man nicht unter dieſem Thor
ſchon weg und durch das tiefere iſt, wo nur Ein- und kein Auslas iſt.
Der Ernſt der Ironie iſt ein leichter, kein lyriſcher oder ſentimen-
t[aliſcher].
262. An Herder. 25
W[eimar] d. 12 Mai 99 [Pfingſtſonntag].
So war ich denn heute am Tage der Ausgieſſung des h. Geiſtes
immer bei Ihnen, entweder unter dem Kirchen- oder meinem Dache,
und meine ganze Seele dankt Ihnen, Verehrteſter. Ueber alles ſchön
iſt das fünfte Geſpräch — und Ihre Darſtellung des Begrifs von Gott 30
— und Ihre reine Demonſtrazion deſſelben aus dem Daſein einer
Vernunft — und Ihre Anmerkung über die Perſönlichkeit oder die
über die Materie, die man eben ſo gut, nämlich eben ſo irrig durch Zeit
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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